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Kettenhemd

Kettenhemd

Geschichtliches

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/22/Morgan_Bible_28r_detail.jpg

Als Kettenrüstung oder Kettenpanzer (auch: Ringelpanzer oder Panzerhemd; lat.: Lorica hamata; ugs. Kettenhemd) bezeichnet man eine Rüstung, die aus zahlreichen ineinander verflochtenen und vernieteten kleinen Metallringen besteht.

Aufgabe des Kettenhemds war es Schnittverletzungen zu vermeiden.

Der Begriff „Kettenhemd“ wird heute meist nur noch von populärwissenschaftlichen Autoren und Laien verwendet und ist modernen Ursprungs. Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch bevorzugt man die historisch korrekte Bezeichnung „Ringpanzerhemd“.

Sind die Metallringe auf einem Stoff- oder Lederuntergewand befestigt, verwendet man die allgemeinere Bezeichnung Brünne. Diese Sonderformen der Körperpanzerung beruhen auf Interpretationen der Waffenforscher des 19. und frühen 20. Jahrhunderts und werden von der modernen Fachwissenschaft teilweise abgelehnt.

Im 19. Jahrhundert unterschied man zwischen Ringpanzer- und Kettenhemd. Als Kettenhemden wurden besondere Panzerungen definiert, bei denen schmale Eisenketten direkt auf ein ledernes oder textiles Untergewand aufgenäht wurden. Die Existenz dieser Sonderform gilt nach dem heutigen Stand der Forschung jedoch als unwahrscheinlich.

Einen der frühesten Funde von Ringpanzern stellt der Moorfund des Hjortspringboots aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. im heutigen Dänemark dar.

Die Kettenrüstungen wurden meistens aus Ringen aus Eisendraht gefertigt. Funde legen aber nahe, dass die Römer mitunter auch Bronzeringe verwendeten. Die Ringe wurden dabei oft miteinander vernietet oder verschweißt. Die Römer verwendeten als spezielle Technik ein Geflecht aus abwechselnd geschlossenen und gestanzten Ringen.

Im 12. und 13. Jahrhundert wurde das Kettenhemd zu einer wichtigen Rüstungsform der Ritter. Neben dem Kettenpanzer trug man Kettenhandschuhe, den Topfhelm und die Helmbrünne. Eine komplette mittelalterliche Kettenrüstung, die einen Großteil des Körpers schützte, bestand aus mehreren zehntausend Stahlringen, die miteinander vernietet wurden, um ein Aufplatzen der Ringe – etwa durch Pfeilschüsse – zu erschweren. Deshalb war es äußerst aufwändig, eine solche Rüstung herzustellen, was sich auch im Preis widerspiegelte. Eine Kettenrüstung konnte so viel kosten wie mehrere Dutzend Rinder, weshalb es sich zunächst nur wohlhabende Adlige – und manchmal auch Geistliche – leisten konnten, eine solche Rüstung zu erwerben. Die Hersteller von Kettenrüstungen wurden in Deutschland Panzermacher oder Sarwürker genannt.

Eine Kettenrüstung bot einen sehr guten Schutz vor Schnittverletzungen, aber gegen wuchtige Hiebe und kraftvolle Stiche half sie wenig. Deshalb gibt es erstmals für das Hochmittelalter sichere Belege dafür, dass unter oder über der Kettenrüstung eine Textilrüstung getragen wurde, die man als Gambeson bezeichnete. Dadurch erhöhte sich der Schutz, den eine Kettenrüstung vor Hieb- und Stichwaffen bot. Die Kombination von Gambeson und Kettenhemd schützte historischen Quellen nach sogar vor Langbögen, Stichattacken und Lanzenangriffen anstürmender Kavalleristen.

Nachteilig an einer Kettenrüstung war die Tatsache, dass ein Großteil ihres Gewichts auf den Schultern des Trägers lastete.
(Anm. von RickS.: Deshalb kann ein Kettenhemd für Heranwachsende stark gesundheitsschädlich sein, da die noch im Wachstum befindliche Wirbelsäule solch starke Lasten nicht dauerhaft tragen kann, ohne Schaden zu nehmen!)
Diese Tatsache wurde zum Teil dadurch gemindert, dass man einen Gürtel um die Hüfte schlang, so dass einiges Gewicht auf den Beckenbereich abgeleitet wurde. Außerdem bot sie auch in Verbindung mit einem Gambeson nur wenig Schutz gegen Streitaxthiebe, Streitkolben und Armbrustbolzen.

Entgegen landläufigen Vorstellungen ist Rost für Kettenrüstungen kaum ein Problem, vorausgesetzt, sie werden regelmäßig getragen. Nach Auskunft des Experimentalarchäologen Marcus Junkelmann, der viele Erfahrungen mit Nachbauten römischer Kettenpanzer sammelte, reiben sich die Ringe bei Bewegungen des Trägers unablässig aneinander und scheuern so jeglichen Rost noch im Entstehen ab, nicht einmal Einölen ist erforderlich, selbst bei nassem Wetter oder sogar Einsatz im Wasser. Lediglich ein intensiver schwarzer Eisenabrieb ist festzustellen. Bei unsachgemäßer Lagerung kann ein unbenutzter Panzer aber schnell zu einem einzigen Klumpen zusammenrosten, verschiedene Beispiele sind aus archäologischen Funden erhalten. (Quelle: Wikipedia)

Einfaches (unvernietetes) Kettenhemd

Die einfachste Variante bieten Kettenhemden aus Stahl (meist Standard-Baustahl, bzw. Stahldraht), die unvernietet verarbeitet werden.
Solche Panzer bekommt man teilweise für 100 € und weniger, allerdings besteht bei solchen Stücken die Gefahr, an ein Kettenhemd zu kommen, das schnell Ringe verliert und irgendwann nach Mottenfraß aussieht.
Für manche Charaktere ist ein solch schäbiges Aussehen gewünscht (z.B. Orks), allerdings kann es schnell für Unmut sorgen, wenn man den Panzer sehr oft reparieren muss oder die Rüstung schnell die Bezeichnung nicht mehr verdient. Eine Alternative wären vernietete Geflechte.

siehe dazu auch:

  • Sarwürkerei - allgemeine Anleitung zum Basteln, bzw. zur Reparatur von Kettengeflechten

    • Kauftipps - Tipps und Hinweise zum Kauf eines fertigen Ringpanzers

Metzgerkettenhemd

Eine Zeit lang sehr populär war die sogenannte Metzgerkette, eine Kettengeflecht aus Edelstahl mit verschweißten Ringen. Inzwischen finden solche Geflechte dank der modernen, klinischen Optik kaum noch Verwendung.

Vorteile:

  • äußerst robust
  • rostfrei

Nachteile:

  • wirkt schon aus mittlerer Distanz modern und wenig ambientig
  • teuer
  • wird meist nur als Schürzen bzw. Handschuhe verkauft

teilweise vernietetes Kettenhemd

Diese Variante stellt einen Kompromiss zwischen unvernieteten Geflechten und vollständig vernieteten Panzern dar.
Teilweise vernietete Ringpanzerhemden sind meist ausschließlich unter den Achseln vernietet und bestehen sonst aus unvernieteten Ringen.
Oft ist zu beobachten, dass solche Panzer an den Rändern der vernieteten Stücke reißen und Ringe verlieren. Dennoch sind sie üblicherweise etwas robuster, als gänzlich unvernietete Panzer.

vernietetes Kettengeflecht

Vernietete Kettengeflechte stellen sozusagen die "Königsklasse" der Ringpanzer dar.
"Vernietet" bedeutet, dass jeder Ring durch eine Niete so verschlossen ist, dass er nicht mehr zu öffnen ist.
Vernietete Kettengeflechte werden häufig "halbmassiv" - also aus 50% vernieteten und 50% gestanzten Ringen gefertigt.
Diese Geflechte sind besonders robust und im LARP-Einsatz praktisch nicht zerstörbar.
Oft sind vernietete Ringpanzer etwas leichter, als vergleichbare, unvernietete Varianten, da die Ringe in geringeren Drahtstärken dimensioniert werden können, ohne die Stabilität des Panzers zu beeinträchtigen.
Es werden zwei Unterarten von vernieteten Geflechten Unterschieden:

Flachringe

Geflechte aus Flachringen bieten eine besonders dichte und "brachiale" Optik. Allerdings verhaken sich die Ringe dieser Geflechte manchmal ineinander, was die Bewegungsfreiheit abrupt einschränken kann.
Diese Geflechte sind üblicherweise sehr robust.

Rundringe

Vernietete Rundringe haben üblicherweise eine Abplattung an der Öffnung, durch die die Niete getrieben wird.
Diese Geflechte wirken optisch weniger dicht und massiv, wie Geflechte aus Flachringen, was jedoch oft durch geringere Ringdurchmesser ausgeglichen wird.
Diese Form des Geflechtes ist die historisch wahrscheinlichste Form in Mitteleuropa, weshalb sie oft auch im Reenactment- bzw. Living-History-Bereich verwendet wird. Die Ansprüche dieser Zielgruppen führen bei vielen Anbietern zu besonders hochwertiger Verarbeitung dieser Geflechte, was sie zu den Spitzenmodellen im LARP macht.
Diese Geflechte sind zumeist nicht ohne massive Gewalteinwirkung zerstörbar und werden (nicht ohne Grund) auch bei Stuntshows und Schaukämpfen, bzw. "Ritterspielen" für Publikum eingesetzt. Ein solcher Panzer hält meist ein LARPerleben lang und relativiert so den oft hohen Preis.

siehe dazu auch:

  • Sarwürkerei (Nieten) - allgemeine Anleitung zum Basteln, bzw. zur Reparatur von vernieteten Kettengeflechten

    • Kauftipps - Tipps und Hinweise zum Kauf eines fertigen Ringpanzers

Materialien:

  • Stahl:

    • Hier reicht die Palette von zu weichem, nahezu unbrauchbarem Stahl bis zu sehr gutem Federstahl und von offenen, unvernieteten Geflechten bis zu halbmassiven, bzw. vollvernieteten Panzern. Eine gute Brünierung fördert die Rostresistenz, bannt Rost jedoch nicht vollständig.
  • Edelstahl:

    • Rostfrei und Pflegeleicht, dafür sehr blitzend und "klinisch", bzw. modern in der Optik. Abgesehen von Metzgerketten findet Edelstahl bei Ringpanzern kaum bis gar keine Verwendung.
  • Aluminium:

    • Sehr leicht und angenehm zu tragen. Nur vernietet wirklich sinnvoll und wird oft wegen des geringen Gewichtes und der sehr hellen, stark glänzenden Optik von einigen Spielern abgelehnt. Oft mit matter, dunkler "Stahloptik-Beschichtung" angeboten. VORSICHT: Beschichtungen reiben sich schnell vom Geflecht ab und verteilen sich in Form von giftigem Staub auf der Kleidung!
  • Titan:

    • In den USA erhältlich, sehr leicht und haltbar aber in Deutschland bisher quasi nicht vorhanden und das gleiche Problem wie Alu.
  • Kunststoff:

    • Für die Dreharbeiten des Herrn der Ringe in großer Stückzahl angefertigt und nur auf große Entfernung optisch überzeugend. In Deutschland quasi nicht vorhanden und nur von wenigen Spielern und Orgas als Rüstung anerkannt.

Verwendung im Larp:

Alleine wegen des günstigen Preises (und nach Punktesystemen vergleichsweise hohen Schutzwertes) wird das Kettenhemd oft und gerne verwendet. Teilweise sieht aber gerade ein Kettenhemd über einem normalen Hemd alles andere als professionell oder verwegen aus. Für einen Nordmann (bzw. "Wikinger") oder sonstige antike oder frühmittelalterliche Rollen mag ein Kettenhemd über der Tunika absolut passend sein, der Ritter sollte es zumindest durch Gambeson und Wappenrock ergänzen. Bei einem Söldner dagegen ist es manchmal zuviel des guten, wenn er unter Plattenteilen noch ein volles Kettenhemd trägt. Hier ist unter Umständen ein halbärmliges Kettenhemd viel angebrachter, das dann mit zusätzlichen Rüstungsteile aufgewertet wird. (Meinung - unbekannter Autor; ergänzt und verlinkt von RickS.)
Zudem passt zu jeder Form der Ringpanzer-Rüstung ein Helm. (Meinung von RickS.)

Pflege

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Grundsätzlich brauchen Ringpanzer keine Pflege, solange sie regelmäßig getragen werden. Rost kann sich bei regelmäßiger Benutzung nicht bilden, bzw. wird noch im Entstehen durch die Reibung der Ringe aneinander abgeschliffen.
Pflege wird erst dann nötig, wenn der Panzer im Regen gelegen hat oder längere Zeit aufbewahrt werden soll, ohne getragen zu werden.

Rost
Der Kettenpanzer ist rostig - was nun?
Die kurze Antwort lautet: Bewegung.
Die Ringe entrosten sich gegenseitig, wenn das Geflecht bewegt wird. Das kann entweder am Körper passieren - also durch einfaches tragen und benutzen des Panzers. Alternativ kann das Geflecht auch (frei schwingend) an einen Baum gehängt und mit einem Stock bewegt, bzw. geschlagen werden.
Nach Aussage diverser Bücher und sog. Experten in Internetforen ist die historische Variante der Entrostung, den Panzer in ein leeres Weinfass zu legen, eine Schaufel Sand hinzuzufügen, das ganze zu verschließen und durch die Gegend zu rollen. Das Prinzip bleibt jedoch das gleiche: der Panzer wird bewegt.

Lagerung
Vor einer längerfristigen Lagerung (>5 Tage) sollte ein Ringpanzer etwas eingeölt werden, um die (meist blanken) Stahlringe vor Rost zu schützen. Einfach mit einem in Öl getränkten Lappen darüber reiben reicht dafür meist aus.
Zudem sollte der Panzer trocken gelagert werden. Am besten eignet sich hierfür ein Rüstungs-Ständer.

  • !Achtung! Auch in geschlossenen Plastiksäcken kann sich durch Temperaturschwankungen Tauwasser bilden, das einen Ringpanzer schnell rosten lässt!

Ein solcher Rüstständer ist denkbar einfach zu bauen, sieht gut aus und bietet obendrein noch Platz für weitere Gewandungsteile:

attachment:Rüstständer-2-g.jpg (Beispiel)
Rüstständer-1-g.jpg

verlorene Ringe ("Lochfraß")
Jedes Kettengeflecht verliert mit der Zeit einzelne Ringe. Bei der vernieteten Variante kommt es jedoch weitaus seltener vor, als bei unvernieteten Panzern. Üblicherweise ist das kein Problem, da sich in Kettengeflechten keine Laufmaschen bilden können, die das Restgeflecht gefährden.
Irgendwann ist jedoch der Ringpanzer so löchrig, dass er schäbig wirkt und keinen ernstzunehmenden Schutz mehr bietet. Dann sollte der Panzer entweder mit Geduld und Fleiß (Ring für Ring) repariert, oder komplett ersetzt werden. Vorher ist eine Reparatur einzelner verlorener Ringe nicht zwingend nötig. (Meinung von RickS.)

Verschönern und verzieren

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  • Das Einfassen von Ringpanzerhemden mit Leder ist eine beliebte Form der Verzierung.
    • attachment:Ledereinfassung-1-g.jpg



  • Anbringen von Messingringen an den Rändern
    • attachment:Messingringe-1-g.jpg





  • Den Panzer vorne öffnen, um ihn wie eine Jacke anziehen zu können
    • Das öffnen eines Panzers an der Vorderseite würde den Träger beim Kampf mit echten Waffen an dieser Stelle verwundbar machen, da die so entstehende Lücke den Schutz vor Stichen, Pfeilen und Bolzen massiv beeinträchtigen würde. Achtet also darauf dass sich das Kettengeflecht weit genug überlappt, wenn ihr es verschlossen habt, um keine Schwachstelle zu erzeugen! (Meinung von RickS.)

    • Ein unvernieteter Panzer kann mit zwei Zangen geöffnet werden, indem die Ringe entlang des späteren Saums geöffnet, einseitig entflochten und wieder geschlossen werden.
    • Bei vernieteten Panzern muss eine Reihe Ringe aufgeschnitten werden. Dafür eignet sich z.B. ein Minibolzenschneider.
    • Verschlossen werden kann der Panzer z.B. mit
      • Nestelbändern
      • Lederbändern
      • Riemen und Schnallen
      • Haken und Ösen
        Achtet bei eurem Verschluss darauf, dass ihr ausreichend viele Bindungspunkte schafft, damit der Panzer später nicht wie ein zu kleines Kleidungsstück zwischen den Bindungen aufklafft, wenn ihr euch bewegt!


Tipps und Hinweise für das Spiel

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  • Meist sind die Ärmel eines Kettenhemds etwas länger als der Arm des Trägers. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil, und auch im Mittelalter wurde die Kettenrüstung nicht immer hauteng auf den Träger zugeschnitten. Ein etwas langer Ärmel kann so ideal hochgebunden werden, dass dadurch eine bessere Bewegungsfreiheit entsteht, und auch das Gewicht des Kettenärmels auf mindestens noch einen weiteren Bereich anstelle der Schultern abgetragen wird.

    • Auf folgendem Bild ist die richtige Plazierung von Rüstbändern am Ärmel dargestellt:

www.armamentum.de

  • Die Rüstriemen sollten mindestens aus 1 cm breitem und 2 mm starkem Naturleder bestehen, beim Einsatz von Rüstbändern empfehlen wir Rindsleder mit einem quadratischen Querschnitt von mindestens 3 mm mal 3 mm.
    Gebunden wird entgegen Hollywood-Filmen nicht am Oberarm über dem Ellbogengelenk, sondern direkt darunter. Am Oberarm schnürt man sich nur die Blutzufuhr ab und erzielt keinen nennenswerten Vorteil, der geschnürte Wulst aus Kettengliedern rutscht grundsätzllich durch und muß ständig "nachgezupft" werden.
    Direkt unter dem Ellenbogengelenk hat die Bindung guten Halt, und man kann einen schönen Wulst darüberlegen. Dieser Wulst sorgt dafür, dass man den Arm bequem strecken und heben kann.
    Bei integrierten Fäustlingen empfehlen wir eine zusätzliche Bindung um das Handelenk, dort, wo das Polsterwams (der Gambeson) zu Ende ist. Mit beiden Bindungen sitzt das Kettengeflecht straff über dem Unterarm. Und gut aussehen tut es auch...unsere Meinung :-) (Quelle: Armamentum)



  • Der Latz an der Coiffe, sowie die Coiffe sind viel angenehmer zu tragen, wenn sie auf der Innenseite mit Leder oder robustem (mehrere Lagen) Leinen ausgeschlagen sind.


  • Der Gambeson (Polsterwams) muss nicht zwingend unter dem Ringpanzer getragen werden. Historisch ist es (nach meinen Informationen) genauso "richtig" den Gambeson über dem Kettenpanzer zu tragen. Angeblich schützte diese Kombination sogar vor Armbrustbolzen und Langbogen-Pfeilen.


  • Jedes Kleidungsstück, das direkt unter oder über der Kettenrüstung getragen wird, bekommt sehr schnell schwarzbraune Flecken, die sich kaum mehr entfernen lassen! Das kommt vom Eisenabrieb, den sich die Kettenringe beim Gebrauch gegenseitig abschleifen. Es ist daher anzuraten, immer die gleiche Kleidung unter bzw. über der Kettenrüstung zu tragen.


  • Ein Wappenrock sollte stets oberhalb des Ringpanzers getragen werden, da man ihn darunter nicht gut sehen würde.


  • Ein Gambeson unter der Kettenrüstung macht optisch "breit" und kann daher gerade für zierliche Personen ein wichtiges Stilmittel für die Darstellung eines Kämpfercharakters sein.


  • Zu einer Kettenrüstung gehört ein stabiler Gürtel. Ist dieser eng um die Hüfte geschnallt, kann ein kleiner Wulst aus Kettengeflecht darüber gelegt werden, der Gewicht von den Schultern nimmt und gleichzeitig das Heben der Arme unterstützt, da dann nichtmehr das gesamte Kettenpanzerhemd angehoben werden muss.


  • Ein Kettenhemd schmeichelt niemals der Figur. Gerade der Wulst , der üblicherweise zur besseren Gewichtsverteilung über den Gürtel gelegt wird, lässt den Kämpfer schnell "fett" wirken. Ein gut passender Gambeson kann diesen Effekt reduzieren. Soll die Figur des Kämpfers betont werden, ist eine Plattenrüstung oft sinnvoller.


  • Zum anziehen eines Ringpanzerhemdes empfehle ich, eine Bundhaube zu tragen. Gerade lange Haare können sich äußerst schmerzhaft im Kettengeflecht verfangen, doch auch kurzes Haar ist davor nicht gänzlich gefeit.


Tipps und Hinweise zum Kauf einer fertigen Kettenrüstung

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  • Achtet beim Kauf eines Kettenhemdes darauf, dass die Arme sich zum Handgelenk hin konisch verjüngen. Tun sie das nicht, bilden sich beim Tragen "Trompetenärmel", die durch ihr unkontrolliertes hin und her schwingen nicht nur äußerst lästig für den Träger sind, sondern sie können auch ein Sicherheitsrisiko darstellen. Zudem sehen sie besser aus.
    • (z.B. eine angedeutete Ohrfeige wird kurz vor dem Gesicht des Spielpartners abgebremst, doch der labberige Ärmel fliegt weiter, dem Gegenüber ins Gesicht, ohne dass man dagegen etwas tun könnte - so real schon beobachtet - glücklicherweise ohne Verletzungen der Augen. RickS.)


  • Flache Ringe bieten eine sehr dichte und massive Optik, verhaken sich jedoch gerne ineinander und schränken so die Beweglichkeit ein. Auch das an und ausziehen der Kettenrüstung ist mit flachen Ringen deutlich schwieriger, als mit runden Ringen.
    • Das Verhaken der Ringe bei Flachringgeflechten ist ein nur sehr selten auftretendes Problem (bei mir in 5 Jahren nur 3mal vorgekommen) - kann jedoch dazu führen, dass ihr den Panzer nicht mehr alleine ablegen könnt, wenn ihr den Ring nicht zerreißen könnt. Alternativ kann auch ein Helfer die Verhakung für euch lösen - dann nimmt auch der Panzer keinen Schaden. -- RickS.


  • Runde Ringe, die an der Nietstelle abgeplattet sind, sind (nach meinen Informationen) die historisch wahrscheinlichste Form der Kettenrüstung. Dieses Geflecht ist sehr beweglich und robust, bietet jedoch nicht die optische Dichtheit von Flachring-Geflechten.
    • In Museen sind aus dem Spätmittelalter auch extrem feine ( ca. 3-4mm Ring ID bei ca. 1mm Drahtstärke), unvernietete Geflechte erhalten. Ob diese jedoch verschweißt oder anderweitig dauerhaft verschlossen wurden konnte mir auf Nachfrage nicht gesagt werden.


  • Verzinkte Kettenrüstungen glänzen sehr stark und wirken in den Augen vieler LARPer billig und "unambientig". Zudem reibt sich die Zinkschicht durch die Bewegung der Ringe recht schnell ab und verteilt sich in Form von (giftigem) Staub auf der Kleidung.


  • Ringe aus blankem Stahl sind bei regelmäßigem Gebrauch kaum rost-anfälliger als verzinkte Ringe, bieten jedoch durch die dunklere Färbung eine gänzlich andere Optik. Auch ist die Verzinkung eine moderne Technik und daher ist gerade für geschichtsnahe Darstellungen die blanke Variante zu wählen.


  • Das Kettenhemd sollte euch passen. Dafür sollte es keinesfalls zu klein sein. Eine geringe Übergröße wird durch das Geflecht ausgeglichen (anders als bei Plattenrüstungen). Ein zu kleiner Panzer erschwert euch jedoch schnell das Atmen. Ein etwas zu großer Panzer ist lediglich ein wenig schwerer.


  • Vernietete Geflechte sind unvernieteten Panzern in Puncto Langlebigkeit und Robustheit deutlich überlegen. Vom Preis abgesehen ist also ein vernietetes Geflecht einem unvernieteten stets vorzuziehen.


  • Geflechte aus Aluminium oder Titan sollten nur dann gewählt werden, wenn die Gesundheit ein Stahl-Kettenhemd verbietet. Beide Metalle sind durch ihre Farbe und ihren Glanz sehr schnell als "nicht Stahl" zu erkennen. Beschichtungen, wie sie für solche Kettenpanzer vielfach angeboten werden, reiben sich durch die Bewegung der Ringe sehr schnell ab und können sich in Form von (z.T. giftigem) Staub an der Kleidung festsetzen.


  • Bei unvernieteten (offenen) Geflechten ist das Material der Ringe, sowie deren Form entscheidend in Sachen Qualität:
    • Federstahl ist robuster als normaler Eisendraht.
    • Flache Ringe lassen sich nicht so leicht aufbiegen, wie runde Ringe.
    • je kleiner die einzelnen Ringe, umso stabiler das Geflecht


  • "Teilvernietet" bedeutet bei den meisten Anbietern, dass das Geflecht nur unter den Achseln vernietet ist. Solche Panzerhemden sind zwar etwas robuster als gänzlich offene Geflechte, doch meist werden die Schwachstellen, die normalerweise unter den Achseln liegen, nur an den Rand der vernieteten Stücke geschoben, wo solche Geflechte dann gerne mal aufreißen.

Tipps und Tricks


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Autoren:

  • unbekannterAutor
  • LucasE am 22.05.2008
  • RickS. 19.11.2014


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