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Charaktertipps/Söldner

Der Söldner

CollegeRadio: Berufssoldat, der gegen Bezahlung (Sold) Dienst an der Waffe leistete, ohne über die Bezahlung hinausgehende Loyalität oder Bindung an den Dienstherren; verschwand historisch mit der Einführung stehender Heere und der allgemeinen Wehrpflicht und hielt sich in Restformen bis in die Gegenwart (z.B. Fremdenlegion, Sandline).

Im Mittelalter taucht er eigentlich erst wirklich im Spätmittelalter (nach 1350) auf, als das Rittertum schon langsam im Untergang begriffen ist. Deshalb hilft ein spätmittelalterliches Aussehen (enge bunte Hosen und Jäckchen, Schaller oder Eisenhut, Plattenrüstung, Stangenwaffe) oder aber Landsknechtkleidung sehr, um als Söldner gut zu wirken.

Charakterkonzept

Ob man ihn Reisiger, Landsknecht, oder Söldner nennt - der Krieger, der seinen Dienst und seine Loyalität für Gold feilbietet, ist aus dem LARP nicht wegzudenken. Leider machen sich aber viele selbsternannte Söldner nur wenig Gedanken zu ihrer Rolle, die über "Geld kriegen, metzeln" hinausgehen.

Ein Söldner ist mehr als einfach nur ein professioneller Kämpfer, der keinerlei politischen und religiösen Überzeugungen hat und für Geld kämpft. Auch Bauermilizen bekommen Sold.

Was braucht man

Artikelbrief

Der Artikelbrief ist so etwas wie das Gesetz eines Söldnerhaufens. Die Vorgaben beschreiben, wie der Söldner seinen Dienst zu leisten habe. Alle Söldner schwören auf den Artikelbrief, der normalerweise vom "Dienstherren" vorgegeben wird.

Oft hat man im LARP als einzelner Söldner - oder auch in einer kleinen Gruppe - bei einem Herren in Dienst zu treten, der keine oder wenig Erfahrung im Umgang mit Söldnern hat. Deshalb sollte jeder Söldner eine auf seine Umstände zugeschnittene Variante eines Artikelbriefes dabei haben, um diese einem möglichen Auftraggeber vorzulegen. Dies dient zum Schutz des Söldners wie auch des Auftraggebers.

Ausrüstung

  • Das Wichtigste ist ein Helm. Mit Helm wirkt man gleich viel professioneller.
  • Das Rüstzeug kann schon etwas gemixt sein (Kette und/oder Platte, einzelne Plattenteile), kann aber auch an die Waffe angepasst sein (ein Armbrustschütze braucht keine Vollplatte).
  • GewandungsTippsKrieger

  • eine Stangenwaffe ist ratsam (hält den Gegner auf Abstand), gerne aber auch - je nach Vorliebe und Spezialgebiet - eine Armbrust, ein Langbogen oder Handwaffe + Schild - manche Söldner haben auch einfach alles :-)

  • der oben genannte Artikelbrief
  • Überlebensausrüstung: Da man als Söldner ja meistens einen Charakter spielt, der von Ort zu Ort reist, um seine Dienste anzubieten, heißt das gleichzeitig, dass man auch in der Lage sein sollte, sich selbstständig zu versorgen. Nichts ist unangenehmer als ein Söldner-Charakter, der am ersten Tag angeschlichen kommt, seine Dienste anbietet und dann erwartet, ausgehalten zu werden. Deswegen sollte man als Söldner auf jeden Fall sein eigenes Essen dabei haben, eigene Gegenstände des täglichen Bedarfs und am besten auch eine eigene Schlafstätte (dicke Decke/Isomatte) und Wolldecke/Umhang. Auf diese Weise wirkt man auch gleich viel mehr wie ein "Reisiger".
  • bunte Kleidung: Söldner wollen auffallen und man soll ihnen ansehen, dass sie irgendwann mal Geld hatten (ergo was wert sind). Das muss nicht gleich Landsknechtmäßig-Truthahn daherkommen, aber ein Paar Hosen/Beinlinge oder eine Jacke in MiParti machen sehr viel aus.

Schwierigkeiten

Söldner haben oftmals das Problem, dass es jemanden geben muß, der Bedarf hat und Geld raustun will. Das kann klappen, wenn Gruppen sich verstärken wollen, einzelne Charaktere Schutz wollen oder die SL ohnehin den "lokaler Herrscher heuert Unterstützung"-Plothook verwendet. Es kann aber auch passieren, daß es keinen gibt, der Geld für's kämpfen gibt. Dann zwingt streng genommen das Charakterkonzept den Söldner zur Langeweile. Und in Bedrohungsszenarien kann die Haltung "Ich kämpfe nur für Kohle" sogar richtig gefährlich werden. Wenn die Spielerschaft der Meinung ist, daß alle im gleichen Boot sitzen und jeder gefälligst sein Teil tun soll, dann kann es Ärger geben.

Das ist ratsam

  • Wenn du nicht gerade wie ein "Milchbart" aussiehst, überlege dir ruhig schonmal ein paar Geschichten über vergangene Kämpfe, an denen du teilgenommen hast, und vielleicht ein paar "derbe" Sprüche, die zu einem alten Haudegen passen ("Bei allen Göttern - bringt man euch denn gar nichts mehr bei?! SO bildet man ein Karee!")

  • Biete deinen Auftraggebern auch etwas. Nimm deine Aufgabe ernst, auch wenn es nur das Bewachen des Vorratszeltes ist. Mangelnde Disziplin spricht sich nicht zuletzt Outtime sehr schnell rum und schon heuert einen niemand mehr an
  • Kenne deinen Artikelbrief! Ein Söldner, der nach einem Kampf mit einem dezenten Räuspern darauf hinweist, dass nun der Tag als vollendet angesehen wird und er gerne seinen neuen Sold für den Tag hätte, ist viel ambientiger als jemand, der ständig in seinen Unterlagen wühlen muss, um herauszufinden, was er eigentlich machen muss und was nicht
  • Mache einen guten Eindruck! Gerade, wenn man als Söldner von fremden Spielern angeheuert wird, sollte man nicht vergessen, dass man Gast in deren Lager ist. Also sollte man sich entsprechend benehmen, niemandem dumm kommen, nicht nerven und keine Umstände machen

Das lass lieber sein

  • Zu hohe Soldforderungen (man gedenke New Order 2002 ;))! Der Standard liegt inzwischen bei etwa 1 Silber am Tag, was schon recht ordentlich ist. Erst, wenn man zum Beispiel Hauptmann einer kleineren Söldnergruppe ist und eine besondere Ausrüstung anbieten kann (etwas 15 Armbrustschützen oder 10 Stangenwaffen-Kämpfer), kann man anfangen, höhere Forderungen zu stellen
  • Verträge brechen! Wie schon gesagt, wenn du etwas gut machst, wird man sich vielleicht an dich erinnern und dich das nächste Mal wieder anstellen. Wenn du dich nicht an die Vereinbarungen hältst, dann wird man sich auf jeden Fall an dich erinnern und du wirst nicht nur bei der betrogenen Guppe keine Anstellung mehr finden, sondern auch bei jeder befreundeten. Im schlimmsten Fall wird dich die Gruppe sogar jagen.

  • Wenn ihr euren Charakter ausarbeitet. denkt bitte daran, dass ein Supermann, der alles kann, keinen glaubhaften Söldner darstellen kann. Als Söldner sollte man in der Lage sein sich unterzuordnen, Befehle anzunehmen und auszuführen. Also ist die Rolle nichts für jemanden, der seinen Heldenkomplex beim LARP ausleben will. Oft war es früher so, dass zweit- und drittgeborene Söhne in den Militärdienst gingen, da der Erstgeborene den Hof oder das Handwerk übernahm, während den anderen nichts blieb, als das Elternhaus zu verlassen und selber klar zu kommen. Es ist also nicht nötig, eine hanebüchene Geschichte zu erfinden; Söldner sind meist unspektakulär. Auch Disziplin ist sehr wichtig; niemand will einen unzuverlässigen Trunk- und Raufbold anheuern. Auch extreme Feindbilder sind etwas, was sich ein Söldner eigentlich nicht leisten kann, denn damit beschränkt er den potentiellen Kreis derer, die ihn in Sold nehmen könnten, extrem. (nach TKlahold, mit Genehmigung des Autors, RalfHüls, 27.01.2004)

  • Kostenlos kämpfen. Ein reicher Quell an Charakterspiel des Söldner mit anderen (N)SCs, außer dem tumben Vermöbeln von Orkhorden, besteht aus den Verhandlungen von mit den potentiellen Auftraggebern. Und keine Gnade mit SLs, die sich nicht die Mühe gemacht haben, darüber nachzudenken, warum die anwesenden Kämpfer jetzt das Dorf beschützen sollen. 'Weil LARPer das immer machen' ist doof und macht für viele andere jede Möglichkeit von Spiel kaputt: dem Händler, der dir etwas verkaufen möchte, aber dem du als Anfänger kein IT-Geld geben kannst(weil du keins hast, und auch als alter Hase nicht, denn wo soll es hergekommen sein?), dem Ordenskrieger, der sich von dir absetzen möchte oder dem Sekretär des Bürgermeisters, der sich schon seit Wochen auf die harten Verhandlungen vorbereitet hat. Und was nichts kostet, kann auch nichts wert sein. Also wundere dich nicht, wenn Adel oder Verwalter dir keine Aufgaben geben, wenn du nichts kostest. Denn dann bist du als Kanonenfutter prädestiniert. Und rein OT-technisch kann der NSC auch gar nicht mitbekommen, dass es dich gibt.
  • Standesdünkel. Ein Söldner ist kein Herr und kein Adeliger (na gut, manche Hauptleute sind es, aber nicht der normale Söldner). Erwarte also, dass man dich mit "du" anredet, und nicht mit "Ihr". Ein Söldner mag zwar seinen Berufsstolz haben, aber das ändert nichts daran, dass ein grosser Teil der Bevölkerung ihn als irgendwo knapp über den Huren und Gauklern ansieht, und im Gegesatz zu denen auch noch als gefährlich.

Literatur

  • Gerry Embleton & John Howe:

    • Söldnerleben im Mittelalter

    • Das Metallbuch. 144 Seiten Fotografien von Gerüsteten, Söldnern, Tross, Krieg, Marsch und Lager im Spätmittelalter. Eine absolute Referenz für jeden der einen Söldner spielen will.:
    • ISBN 3613017601:

    • ISBN 3613026783: die 2006er Neuauflage

  • Hans-Christian Huf:

    • Mit Gottes Segen in die Hölle

    • Begleitbuch zum gleichnamigen Fernseh-Dreiteiler über den Dreißigjährigen Krieg:
    • ISBN 3430148731

  • Jan Peters, ed.:

    • Ein Söldnerleben im Dreißigjährigen Krieg

    • Ein authentisches Kriegstagebuch eines damaligen Söldners. Mit Kommentaren und einer standardsprachlichen Übersetzung.:
    • ISBN 3050010088


von RobertWaldhans, Einhard, RalfHüls, LutzBehnke, HannoLamp und SeeGras


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