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RitterlicheTugenden

Ritterliche Tugenden

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Der Dienst am Herrn, Dienst am Glauben und der Minnedienst (Dienst an der Frau) sind die wesentlichen drei "ritterlichen" Ideale. Die Leitbegriffe dieser Ideale sind Tugenden zu denen es jeweils gegensätzliche Untugenden bzw. Laster gibt:

  • Arbeitsamkeit (MHD arebeit): Fleiß
  • Beständigkeit (MHD stæte): Verlässlichkeit
  • Demut (MHD diemüete)
  • Dienstbereitschaft (MHD dienest)
  • Edler Stand (MHD art)
  • Ehre (MHD êre): Ansehen, Geltung, Würde
  • Guter Mut (MHD hôher muot): seelische Hochstimmung
  • Höflichkeit (MHD höveschkeit)
  • Lebensfreude (MHD vröude, frôude)
  • Mannhaftigkeit (MHD manheit): Kampfesmut, Tapferkeit
  • Maßhaltung (MHD mâze): maßvolles Leben, Zurückhaltung, Mäßigung der Leidenschaften
  • Milde (milte): Freigiebigkeit, Barmherzigkeit, Großzügigkeit
  • Reichtum
  • Schönheit (MHD schAne)
  • Treue (triuwe): Loyalität, Aufrichtigkeit
  • Verstand (MHD sin)
  • Zucht (MHD zuht): Anstand, Wohlerzogenheit

Grundwerte

Beständigkeit

Die Beständigkeit beeinflusst alle anderen Tugenden und bedeutet Berechenbarkeit in den Handlungen und das Festhalten am rechten Verhalten und Glauben, aber auch Vertragstreue

  • Laster (unstæte): Unbeständigkeit, Verhalten welches sich nicht in die höfische Vorstellung vom richtigen Leben einordnen lassen. Verwandt dem "Verrat"

Ehre

Ehre bedeutet gesellschaftliches Ansehen durch körperliche und geistige Eigenschaften und bestimmt das Sozialprestige des Charakters. Ehrgefühl wird durch höfische Erziehung vermittelt. Die Ehre des Einzelnen bestimmt inwieweit die Gesellschaft Verpflichtungen ihm gegenüber hat. Grundlage der Ehre sind persönliche Eigenschaften, z. B. edle Abstammung, Beweise der Kampfkraft und Männlichkeit

  • Laster: Schande, ein Zustand des gesunkenen Ansehens und des beschädigten Rufes. Dieser entbindet die Umgebung gegebene Eide einzuhalten oder anderen Tugenden zu folgen

Beispiele

  • Ritterliches Selbstgefühl: Der Ritter vermeidet es, unehrenhafte Dinge zu tun, mit unehrenhaften Leuten oder solchen zweifelhaften Rufes zusammenzukommen oder Handel zu treiben.
  • Fairness: Der Ritter verzichtet darauf, sich einen in seinen Augen unfairen Vorteil zu verschaffen. Er nutzt eine Notlage nicht aus (z.B. Gegner hat seine Waffe verloren, Ritter wartet, bis er sie wieder aufgesammelt hat) und vermeidet es, andere zu übervorteilen (Händler gibt zu viel Wechselgeld heraus: Ritter läßt es zurückgeben)

Maßhaltung

Zentrale ritterliche Tugend, steht über allen Tugenden. Sie bedeutet rechtes Maß zu halten, und den Mittelweg zwischen Exzess, Übertreibung und Passivität zu finden. Nur durch Maßhaltung wird richtiges und gutes Handeln erreicht.

  • Laster (unmâze): Maßlosigkeit, mangelnde Selbstbeherrschung

Zucht

Bestandteil der guten Erziehung, bedeutet Selbstbeherrschung und Moderation im eigenen Verhalten und ermöglicht das Zusammenleben am Hof

  • Laster (unzuht): Unzucht, unerzogenes Verhalten und Kennzeichen unhöfischer Herkunft. Ungezogene Gestik oder Sprache bringt Ausschluss aus der höfischen Gesellschaft

Beispiel

  • Reinheit: Der Ritter ist überwiegend keusch und betreibt zur Selbstveredelung eine 'Verehrung aus der Ferne' für eine Edelfrau, die i.A. durch Heirat mit einem anderen Adligen (gern auch höher stehend) bereits vollständig unerreichbar für ihn ist.

Interaktive Tugenden

Dienstbereitschaft

Dienstbereitschaft gegenüber dem Herren oder der Kirche, aber auch gegenüber Frauen, sowie Schutz der Armen oder Machtlosen

  • Laster (verrât): Verrat, Verweigerung des Dienstes

Beispiel

  • Schutz: Ritter wenden sich tätig gegen Unrecht, das von Gegnern ihres 'Standes' ausgeübt wird (der 'Böse Ritter' beispielsweise). Nicht des gleichen Standes dagegen wäre ein Streit zwischen Fischhändlern.

Höflichkeit

Definiert das Verhalten bei Hof und außerhalb, bedeutet feine Manieren und gesitteter Umgang, besonders mit Frauen

  • Laster (dörperheit): Rüpelhaftigkeit, unkontrolliertes Benehmen, Fresssucht, Ausschweifungen aller Art

Beispiel

  • Der Ritter ist in seinem Benehmen eher zurückhaltend und in keiner Weise auftrumpfend. Besondere Ehrerbietung genießen Geistliche und Frauen im Allgemeinen.

Milde

Großzügigkeit und Barmherzigkeit, aber auch das Verteilen von Besitz um dadurch Gefolgschaft sichern.

  • Laster (erge): Geiz, lässt den Charakter allein dastehen, d.h. er bekommt selbst keine Unterstützung.

Beispiel

  • Barmherzigkeit: Ein Ritter gibt freigiebig an in Not geratene. Er läßt Münzen an die Bettler an der Kirchentreppe austeilen, schenkt der armen Witwe ein Brot, läßt dem Veteranen eine Krücke schnitzen. Die vielleicht schwierigste Gratwanderung hier liegt darin, daß der Ritter sich a) nicht mit dem Armen gemein macht, sondern edle Distanz wahrt und zugleich b) nicht herablassend oder herrisch auftritt. Freundlicher Gleichmut, die in der Ausübung der Caritas die Umsetzung sowohl göttlichen Gebotes als auch des eigenen Selbstverständnisses verwirklicht, ist der Grundton seiner barmherzigen Handlungen.

Treue

Eine zentrale Tugend für Ritter, beschreibt Loyalität und auch das Einhalten gegenseitiger Eide und Hilfsverpflichtungen gegenseitiger Art oder gegenüber der übergeordneten Instanz. (Herrscher, Gott)

  • Laster (untriuwe, zwîvel): Untreue, gefährdet das menschliche Zusammenleben

Personenbezogene Tugenden

Arbeitsamkeit

Übung und Aufbesserung der Kasse durch ständige Bewährungen durch Reisen und Kämpfe

  • Laster (trâcheit): Trägheit, Faulheit, aber auch vernachlässigen der Herrschaftspflichten zugunsten des Liebeslebens

Edler Stand

Geburt als Verpflichtung zu höfischem Verhalten

  • Laster (unart): Unedler Stand, unedle Herkunft, Assoziation mit schlechten Charakter und Hässlichkeit

Guter Mut

Beschreibt das Selbstbewusstsein insbesondere des adligen Menschen, den Stolz auf seine persönliche Tüchtigkeit. Er entwickelt sich aus dem Kriegerethos. Das Zeigen des guten Mutes auf Festen, aber auch in Schlachten usw. überträgt sich auf die Anderen

  • Laster (trûren): Trauer (Depression?), ein Zustand des Klagens, sowie das Zeigen schlechter Befindlichkeiten, aber auch Zustand der verletzten Ehre

Beispiel

  • Glaube: Ein Ritter ist kein Nihilist oder Agnostiker: er glaubt an einen Gott/eine Göttin oder zumindest an seinen moralischen Kodex und versucht diesen zu leben.

Mannhaftigkeit

Beschreibt kriegerische Tüchtigkeit und Kühnheit, sowie Mut im Kampf unter Einsatz des eigenen Lebens

  • Laster (zageheit): Zaghaftigkeit, Feigheit im Kampf, aber auch Angst vor materiellen Verlust sowie Angst vor Verletzung.

Schönheit

Äussere Schönheit als Ausdruck hoher Abkunft und des Heils, sowie innerer Tugend. Im LARP vor allem durch angemessene Kleidung zum Ausdruck gebracht.

  • Laster (unschAne): Hässlichkeit, d.h. sichtbare Gebrechen als Zeichen von Laster, sowie Ausdruck von Trauer durch Missachtung des eigenen Körpers und der Kleidung

Verstand

Wird von einem Herrscher erwartet. Bezieht sich auch auf kontrollierte Emotionen

  • Laster (tôrheit, tumpheit, närrescheit): Torheit, Dummheit, Feind aller anderen Tugenden. Bedeutet Verlust der Selbstkontrolle, aber auch mangelnde Reife

Andere Tugenden

Demut

Bescheidenheit, Gnade, Barmherzigkeit gegenüber anderen Menschen

Lebensfreude

Heitere Lebensgrundhaltung

Reichtum

Ist die Grundlage für Ansehen und für die Ausrüstung für einen erfolgreichen Kämpfer, bietet die Möglichkeit, Geschenke zu politischen Zwecken zu machen


Sehr intressanter Link: http://art-coach4management.com/ritter.html


Siehe auch Ritterlichkeit

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