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Reenactment

Was ist Reenactment?

to reenact (engl.): wieder in Kraft setzen; thea. neu inszenieren; wiederholen.

Reenactment ist der Versuch, eine vergangene Epoche für kurze Zeit historisch so korrekt wie möglich und lebendig darzustellen. Die Wurzeln dieses Hobbys findet man in England, daher werden häufig Anglizismen verwendet. Reenactment wird auch oft mit “Living-History” gleichgesetzt. Die Themen, mit denen sich Reenactments beschäftigen können, sind vielfältig. Häufig werden sie zur Veranschaulichung und zum Nachempfinden historischer Ereignisse veranstaltet. Sehr beliebt sind historische Schlachten. Reenactments können aber auch einen historischen Handwerks- und Handelsplatz mit einem Marktgeschehen wiederbeleben. Sehr häufig finden Veranstaltungen dieser Art in Zusammenhang mit Ausstellungen und Museumsveranstaltungen statt, dieses "Living Museum" versucht dann eine stichprobenartigen Blick auf eine genau fixierte Zeitepoche zu geben.

Eine ungeschriebene Regel im Reenactment besagt, daß sämtliche Ausrüstung so originalgetreu wie möglich sein sollte. Als Quellen und Vorbilder dienen vornehmlich Grabungsfunde, zeitgenössische Abbildungen (Manuskripte, Bildsteine, Statuen), Beschreibungen in historischen Texten. Solche Informationen finden sich in Museen, Museumskatalogen und in der einschlägigen Literatur. Diese Ausrüstung wird zum Teil von den Reenactors selbst hergestellt, zum Teil von darauf spezialisierten Handwerkern und Händlern verkauft. Selbstverständlich sollte nicht nur die Ausstattung selbst, sondern auch deren handwerkliche Herstellung dem historischen Original in Material und Herstellungstechnik entsprechen, z.B. sind die meisten "authentischen" Kleidungsstücke handgenäht. Insbesondere sind selbst "plausible" Ausrüstungsgegenstände, die nicht durch tatsächliche Realienfunde belegt werden können, verpönt. "Hätte so sein können", "Die waren doch damals auch nicht blöd" und "Aber nur weil man nix entsprechendes gefunden hat heißt das nicht das es das nicht gab" sind die großen NoNos der meisten Reenactmentgruppen mit denen diese sich vom üblichen Mittelaltermarkt-Teilnehmer abheben.

Dabei ist Reenactment zum weit überwiegenden Teil kein "Rollenspiel" im LARP Sinn – es gibt keinen Plot, keine NSC, keine SL (im LARP Sinne). Und ganz wichtig: Es gibt keine Spieler, sondern nur Darsteller! Begriffe wie InTime und OutTime finden keine Anwendung, und die meisten Gespräche drehen sich um das Herstellen möglichst authentischer ("A") Gewandungen. Recht viele Darsteller im Mittelalter-Reenactment reagieren sehr unwirsch, wenn es zum "spielen" kommt, da die grundsätzliche Philosophie annimmt, daß fundamentale Erkenntnisse über das Verhalten und die Gefühlswelt der jeweiligen Zeitgenossen fehlen und diese daher nicht adäquat nachempfunden werden können. Auch fehlen jegliche Überprüfungsparameter ob die dargebotenen Handlungen denn auch in dieser Form hätten stattfinden können. Besonders hier reicht "Hätte so sein können" den meisten Mittelalter-Reenactoren auch nicht aus.

Eines der Hauptprobleme der Definition des Begriffes "Reenactment" im Kontext historischer Darstellungen in .de ist die schlichte Tatsache, daß es genauso viele Ansichten dazu gibt wie es Gruppen gibt, die von sich sagen, daß sie R. betreiben. Während es eine Hardcore-Fraktion gibt, die vehement alle Rollenspielelemente im Reenactment ablehnt, gibt es (besonders in den späteren Gruppierungen, also Civil War und Napoleonic Wars) auch andere Arten der Darstellung. Hier werden zum Teil auch Rollenspielelemente dazu eingesetzt, in die Geschichte "eintauchen" zu können, wenngleich dies in Deutschland dem Vernehmen nach weniger üblich ist als im Rest der Welt.

Dazu kommt dann noch die große Gruppe derjenigen, die sich gerne mit dem Begriff R. identifizieren, ohne überhaupt der eigentlichen Begriffsdefinition zu folgen. Nicht alles was sich auf einem Mittelaltermarkt präsentiert macht R., meist sogar recht wenige davon, was man einfach überprüfen kann, wenn man die Qualität der Darstellung, Ausrüstung und (fast wichtiger) die dazu gehörige Erklärung einem interessierten Publikum gegenüber betrachtet.

Siehe auch ReenactmentErläuterung

Abgrenzung der Begriffe

  • Battle display:
    • Leute verkleiden sich wie historische Soldaten. Quasi Reenactment ohne die Schlacht. Abwertend: Kleiderständer. Verbreitet ist auch der Begriff "Display" für Darstellungen in Third-Person-Interpretation.
  • Reenactment:
    • Leute verkleiden sich wie historische Soldaten, stellen sich an den Schauplatz einer historischen Schlacht und laufen in etwa so umeinander, wie die Jungs damals vermutlich gelaufen sind. Nur bei manchen Gruppen Theater/Schauspielelemente. Siehe auch Wikipedia: Reenactment

  • Living History:
    • Hier gibt es zwei beliebte Methoden, die First oder Third-Person-Interpretation.
    • First-Person-Interpretation:
      • Leute ziehen sich nach Belegen angefertigte Kleidung an, benutzen nach Belegen gefertigte Werkzeuge und Ausrüstung, verrichten ggf. Arbeiten, wie sie nach historisch belegten Quellen mal verrichtet worden sind (dabei sollte alles in ein möglichst enges Zeitfenster passen) und spielen eine Rolle. Allerdings wird diese Rolle kaum improvisiert sondern eher kurze Szenen gespielt.
    • Third-Person-Interpretation:
      • Leute ziehen sich nach Belegen angefertigte Kleidung an, benutzen nach Belegen gefertigte Werkzeuge und Ausrüstung, verrichten ggf. Arbeiten, wie sie nach historisch belegten Quellen mal verrichtet worden sind (dabei sollte alles in ein möglichst enges Zeitfenster passen) schlüpfen dabei aber nicht in die entsprechende Rolle sondern bleiben Menschen von heute. Keine Theater/Schauspielelemente dafür aber ein Dialog zwischen Darsteller und Besucher. Siehe auch Wikipedia: Living History

  • Historischer Markt:
    • Schausteller präsentieren Waren und Dienstleistungen in einem pseudo-historischen Kontext. Tatsächliche oder schlecht vorgetäuschte Living-History-Elemente (z.B. MarktSprech) dienen als Werbevehikel. Marktbetreiber "spielen" ihre Rollen gegenüber dem Publikum.

  • Experimentelle Archäologie:
    • Wissenschaftler versuchen, alte Fertigungstechniken durch praktische Versuche nachzuvollziehen. Hier gibt es im kontrollierten Rahmen durchaus ein spekulatives Element. Keine Theater/Schauspielelemente.
  • LARP ohne Fantasy / ReenLARPment:

    • Leute ziehen sich "historisch" anmutende Kostüme an und spielen eine Figur in einem ausgedachten Szenario, das etwas daran angelehnt ist, was Hollywood, Literatur und Populärwissenschaft über eine historische Periode von mehreren hundert Jahren vermitteln. Hierfür beginnt sich der Begriff ReenLARPment durchzusetzen. Die konkrete Abgrenzung von z.B. GasLightLarp oder CyberpunkLarp (ebenfalls z.T. ohne Fantasy) bleibt allerdings etwas verschwommen, und scheint eher begrifflicher als konkreter Natur.

  • Improvisationstheater:
    • Theaterform ohne einstudierte Rollen/Texte, bei dem von den Darstellern dynamisch im Rahmen der verfügbaren Requisiten auf die jeweilige Situation (oft durch Zuschauer vorgegeben) reagiert wird. LARP (ob mit oder ohne Fantasy-Elemente) ist dem Improvisationstheater gemeinhin näher verwandt als dem Reenactment. Siehe auch Wikipedia: Improvisationstheater

  • Laienschauspiel:
    • Theaterform bei der Hobbyisten und Amateure in ihrer Freizeit Theaterstücke aufführen.


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