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Genres/ReenLARPment

ReenLARPment

Der Begriff bezeichnet eine LARP-Variante, die Elemente aus dem Reenactment übernimmt. Es handelt sich um Rollenspiel in einem möglichst historischen Szenario. Gewandung ist möglichst authentisch (wenigstens von den Schnitten her).

Der wichtigste Unterschied zum eigentlichen Reenactment besteht darin, daß tatsächlich ein Charakter gespielt wird und es eine gespielte Handlung gibt. Außerdem sind die Anforderungen an die Authentik der Ausrüstung in der Regel geringer. Interessanterweise hat das Wort Reenlarpment in museumpädagogische Fachliteratur gefunden.

Der Unterschied zum Mainstream-LARP ist, daß es keine Fantasy-Elemente, wie Magie oder Fabelwesen gibt. Allerdings kann es durchaus sein, daß das Übernatürliche zumindest insofern eine Rolle spielt, als die Charaktere natürlich ein unaufgeklärtes Weltbild haben und Aberglaube für sie Realität ist.

Zu weilen werden auch Low-Fantasy-Cons mit relativ hohen Gewandungsstandard (fälschlich) als "ReenLARPment" bezeichnet. Tatsächlich gibt es unterschiedliche Stufen der Historizität:

  • Fantasy-Charaktere in historischen Gewandungungen
  • historische Charaktere im gewöhnlichen Mainstream-Larp (Beispiel: Wikinger auf "normalen Cons)
  • eng an die Historie angelehnte Fantasy-Larp-Länder deren Religion und Gesellschaft eine Verballhornung der Historie ist (Beispiel: Oschenheim und Co)

  • Völlig historisch: Historische Charaktere in historische Gewandungen auf einer Veranstaltung deren intime Austragungsort ein historischer Ort ist (Beispiele: Freigenossen-Con; ansatzweise auch im WesternLarp)

Im ReenLARPment-Forum (Link s.u.) gibt es einen Thread mit dem Thema "kleinster gemeinsamer Nenner für Reenlarpment". Reinhold hat eine Zusammenfassung erstellt:

Eine Veranstaltung ist ein "ReenLARPment", wenn:

  • vor einem historischen Hintergrund gespielt wird,
  • das Zeitfenster max. 100 Jahre beträgt,
  • die Charaktere Menschen der vorgegebenen Epoche darstellen,
  • das Ambiente (Kleidung, Waffen, Rüstung, usw) dem vorgegebenem Zeitfenster angepasst ist,
  • die gespielten Ereignisse in der angegebenen Zeit HÄTTEN PASSIEREN KÖNNEN,
  • der Lauf der Geschichte auf der globalen Ebene nicht verändert wird,
  • geographische und sonstige Namen weitgehend unverändert benutzt werden (Köln soll auch Köln heißen, Christentum auch Christentum, wenn man aber ein kleines unbedeutendes Dörfchen extra für den Plot erfindet, ist es kein Problem).

Begriffsgeschichte

Der Begriff ReenLARPment wurde von den Freigenossen geprägt und eher zufällig aus der Taufe gehoben. Daneben kursieren noch andere Bezeichnungen für das Genre: Living-History-Larp, LARPenactment, historisches Larp, Mittelalter-Larp... Der Begriff ist in der Larpszene mittlerweile recht bekannt, obwohl fast keine Cons dieses Genres stattfinden. Grund für die relativ hohe Bekanntheit dieser Wortschöpfung, ist seine gezielte Verbreitung im Internet. Es gab sogar mal einen Eintrag bei Wikipedia. Das Wort Reenlarpment zieht aber immer weitere Kreise und fand nun auch Einzug in museumspädagogische Fachliteratur. Walz, Markus: Sehen, Verstehen. Historisches Spiel im Museum - zwischen Didaktik und Marketing. In: Living History im Museum. Möglichkeiten und Grenzen einer populären Gestaltungsform].


  • Zitat Seite 16: "Freizeitgemeinschaften, die zum Rollenspielen (Live Action Role Playing, "LARP") zusammenkommen, verwenden häufig Fantasy-Stoffe und bemühen sich nur teilweise darim, historisches Geschehen nachzugestalten (Reenactment, daraus abgeleitetes Kunstwort Reenlarpment)."


    Zitat Seite 22: "Größere Gestaltungsfreiräume und damit Aneignungsmöglichkeiten des Publikums enthalten Rollen- und Simulationsspiele, die die Schulpädagogik als Vermittlungsform schätzt, die aber auch auch dem Reenlarpment zugrunde liegen."

Reenlarpment beeinflusst also die Museumspädagogik.

Kritik

Die Bezeichnung ReenLARPment für Live-Rollenspiele mit historischem Setting ist unscharf. Nur wenige Organisatoren von Spielen die unter die angegebene Definition fallen nutzen diesen Terminus für ihre Veranstaltungen. So finden sich in der Datenbank von Thilo Wagners LARP-Kalender, des wichtigsten Veranstaltungskalenders für Live-Rollenspiele im deutschsprachigen Raum unter dem Suchwort ReenLARPment für den Zeitraum von Januar 2004 bis Dezember 2012 gerade einmal zwölf Veranstaltungen (inklusive einer Doppelung), von denen fünf nicht im mindestens der zuvor beschriebenen Definition entsprechen. Im gleichen Zeitraum sind jedoch ungleich mehr Veranstaltungen mit historischem Setting eingetragen. Allgemein lässt sich feststellen, dass die Bezeichnung ReenLARPment in erster Linie von Veranstalter von mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Szenarien gewählt wird. Möglicherweise geschieht dies um sich von Veranstaltungen im Bereich Fantasy-LARP abzugrenzen, die meist ebenfalls mittelalterliche und/oder frühneuzeitliche Elemente aufweisen. Für die Veranstalter von Live-Rollenspielen früherer (Steinzeit, Antike) und spätere Epochen (Viktorianische Zeit, Gründerzeit, 20er Jahre etc.) hat er dagegen kaum Bedeutung.


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