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Selbermachen/Lederhelm

Anleitung für einen Lederhelm

Am Beispiel eines zwergischen Lederhelms

Vorwort des Autors

Obwohl man diese Seite im Augenblick unter LarpSchnittMuster findet, ist sie doch eher als eine Anregung für Neueinsteiger und weniger als Anleitung im eigentlichen Sinne gedacht, auch wenn zumindest jene in der Lederverarbeitung noch unbedarften Leser sicherlich den eine oder andere nützliche Information aus diesem Text ziehen können. 'Schritt für Schritt'-Anleitungen liegen mir allerdings einfach nicht, deshalb werde ich die eigentlichen Fertigungsschritte größtenteils nur grob anreißen und mich an einigen Stellen relativ kurz fassen.

Also wundert euch nicht, wenn sie als ein wenig gekürzt, abgehackt oder unvollständig erscheint. Gerade deshalb ist diese Anleitung auch noch nicht ganz ausgereift und so solltet ihr sie nicht als der Weisheit letzten Schluss sehen, sondern sie eher als eine von vielen Möglichkeiten sehen, wie man sich erfolgreich einen Lederhelm/-hut bauen kann. Bevor ich euch aber jetzt ans Basteln macht, solltet ihr euch die Anleitung unbedingt bis zum Schluss gründlich durchlesen! Nur damit ihr auch wisst, worum es hier geht. Hier ist der fertige Lederhelm, wie wir ihn hier bauen wollen:

http://www.larpforum.com/gallery/albums/userpics/10346/lederhelm006.jpg

Wenn man den Helm verziert, sieht er z.B. so aus:

http://larpwiki.de/uploads/Hanount_Zwergenhut.jpg

Das Material

  • Stifte/ Schneiderkreide
  • Papier und viel dünne Pappe
  • Heftklammern oder altern. einen Tacker/ Tesafilm etc.
  • genug Leder: entweder 1-1,5 mm für einen Lederhut oder 2,5+ mm für einen Lederhelm
  • Nadel und dickes Ledergarn bzw. (Hohl-oder Voll-)Nieten, Hammer und Durchschlag und eine stabile Unterlage
  • Holzbrett, Nägel oder Locheisen, Hammer oder altern. Leder-Lochzange
  • Lederahle
  • Stahllineal und scharfes Messer
  • Diverses: Öl, Lederfarbe, Ziernieten, Fingerhut etc.

Die Planung

... oder: Der lange (und oft steinige) Weg zum eigenen Lederhelm.

Als erstes muss man sich nun erst einmal darauf festlegen, was für eine Art von Helm man eigentlich basteln möchte. Hier hilft es oft, einschlägige Seiten von Larpausrüstern, Conbilder, Skizzenbücher durchzuschauen, oder auch einfach nur irgendeine Kopfbedeckung aus einem beliebigen Film als Vorlage zu wählen. In meinem Fall diente eine Skizze aus einem alten Warhammer Zwergenarmeebuch als Vorlage für den Helm, welcher hier auch als Beispiel herhalten muss. Allerdings sollte man, vor allem bei bekannteren Vorlagen (wie z.B. dem Helm von Gimli aus HDR) davon absehen, die Vorlage 1:1 zu kopieren.

Die Vorlage erstellen

Nun haben wir also endlich eine grobe Idee davon, was wir eigentlich bauen wollen. Nun kommt allerdings die erste Schwierigkeit, denn nun müssen wir aus dem Bild irgendwie eine auch in Echt gut aussehende und passende Vorlage für unseren zukünftigen Helm basteln. Klingt im ersten Augenblick eigentlich nicht schwer, ist aber durchaus eine sehr zeitraubende Beschäftigung, den im Gegensatz zu einer Stoffbedeckung aus Stoff hat man meisten nicht genug Material um den Lederhelm am Schluss noch einmal machen zu können, falls man ihn verpfuscht hat. Also lasst euch ruhig genug Zeit und Arbeitet eure Vorlage gründlich aus. Glaubt mir, denn das wird euch am Schluss viele graue Haare, Arbeit und auch viel Ärger ersparen!

Als erstes beginnen wir damit uns einen Block und einen Stift und machen eine grobe Skizze des angestrebten Ergebnisses. Diese erste Entwurfsskizze muss nicht perfekt werden, sondern soll einem selbst erst einmal einen groben Eindruck von den Proportionen und dem Gesamteindruck ermitteln und als Gedächtnisstütze dienen. Allerdings sollte man hier bereits evtl. Änderungen im Vergleich zur ursprünglichen Vorlage bereits deutlich einzeichnen (und sei es auch nur mit einer kleinen Randnotiz!).

Als nächsten Schritt muss man sich über den Aufbau der einzelnen Teile Gedanken machen. Spätestens ab diesem Schritt sollte man sich auch bereits an das Ausmessen seines eigenen Kopfes machen. Hier kann man bereits grob die Form der Einzelteile und zumindest die groben Maße festlegen und die Formen skizzieren. Ab jetzt haben wir nun auch endlich ein paar Informationen, mit denen wir nun auch endlich richtig Arbeiten können. Bewaffnet mit dünner Pappe, einem Stift einer Schere und den gesammelten Informationen kommen wir nun zum nächsten Arbeitsschritt. Aus der Pappe (altern. geht auch dickes Papier, wie es oft in Prospekten verwendet wird) basteln wir uns nun die zuvor entworfenen Einzelteile unseres Helms. Das ganze dürfte dann in etwa so aussehen:

http://www.larpforum.com/gallery/albums/userpics/10346/normal_lederhelm001.jpg

Nachdem wir nun die Einzelteile ausgeschnitten haben, kommt nun der lustige Teil. Nun bauen wir uns unseren Papphelm zusammen. Als praktisch zum Zusammenbau haben sich Papierklemmen erwiesen, wobei man natürlich auch auf einen Tacker oder Tesafilm zurückgreifen kann, je nachdem womit man selbst am besten zu Recht kommt bzw. was man halt gerade zur Hand hat. Die Teile sollte man möglichst genau an den stellen zusammenheften, an denen am fertigen Helm auch die Naht/ die Nieten sitzen sollen. Das Erspart einen am Schluss so manche unschöne Überraschung. Nun kann man den Helm auch endlich aufsetzen und einen ersten, richtigen Eindruck gewinnen, wie das ganze am Schluss mit etwas Glück aussehen könnte.

Der erste Entwurf wird in den meisten Fällen allerdings noch nicht ganz perfekt passen, also ist es nun an der Zeit ihn wieder in die Einzelteile zu zerlegen und die Einzelteile noch einmal nachzubearbeiten oder wenn es noch überhaupt nicht passt einzelne Teile noch einmal komplett neu anzufertigen. Dieser Vorgang wird nun so lange wiederholt, bis der zusammengeheftete Papphelm gut sitzt und man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Je genauer man hierbei arbeitet, desto besser wird der richtige Lederhelm am Schluss werden! Ja, ich weiß das ich mich wiederhole, doch dies kann man wirklich nicht oft genug erwähnen.

http://www.larpforum.com/gallery/albums/userpics/10346/normal_lederhelm002.jpg

Nun nehmen wir unsere Pappvorlagen und schneiden anhand dieser Muster die Teile aus dem Leder heraus. Beim Ausschneiden sollte man sich ruhig Zeit lassen, denn wenn man sich hier verschneidet, ist das meist sehr ärgerlich. Zum Ausschneiden ist ein scharfes Messer (mit Wechselklinge), ein Stahllineal, eine Schneidunterlage und eine robuste Bastelschere zu empfehlen. Damit bekommt man mit etwas Übung auch aus zähen Lederteilen schnell die Teile sauber herausgeschnitten. Wenn man die Einzelteile nun vor sich liegen hat, kann man nun auch noch die Schnittkanten versäubern. Falls das Leder noch nicht gefärbt ist, ist dies ein guter Augenblick die Einzelteile in die gewünschte Farbe zu bringen.

Und wie bau ich mir jetzt aus den Einzelteilen einen Helm?

... von Nadeln, Hämmern und Nieten.

Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, wie man die einzelnen Lederteile nun zu einem Helm zusammenbauen kann.

  • Mit Hohlnieten:
    • Vorteil: Leicht Verarbeitung und schöne, saubere Optik. Nachteil: Teuer, nicht sehr stabil ((Nieten fallen mit der Zeit aus und müssen ersetzt werden)wenn nicht richtig gesetzt ansonsten stabil)
  • Mit Vollnieten:
    • Vorteil: Günstig und wenn man sie richtig verarbeitet auch nahezu unverwüstlich Nachteil: Ohne Übung und passende Ausrüstung sehr schwierig zu verarbeiten. Optik ist abhängig von der eigenen Übung: Schwankt entsprechend von mies bis göttlich, je nach eigenem Talent.
  • Per Hand vernähen:
    • Vorteil: relativ günstig, meist haltbarer als Hohlnieten. Nachteil: Dauert relativ lange, erfordert zumindest ein Minimum an Talent im Nähen und ein wenig Geduld.

Ich persönlich hatte mich für die letzte der Varianten, also für das Nähen entschieden. Ledergarn hatte ich bereits daheim herumliegen und außerdem kann ich Hohlnieten nichts abgewinnen und für die saubere Verarbeitung von Vollnieten in Leder fehlt mir einfach die Übung und die Ausrüstung. Hinzu kommt die Tatsache, dass man auch durch die Verwendung von unterschiedlich gefärbtem Garn eine starke kontrastwirkung zum Leder erzielen kann, welche die Optik des Helms weiter aufwärtet und völlig andere Möglichkeiten bei der Gestalltung eröffnet, als dies z.B. bei Nieten der Fall wäre.

Zum Thema Nieten gibt es an anderen Stellen bereits zahlreiche Anleitungen und Ratschläge und so werde ich hier im Rest der Anleitung nur noch auf die Nähvariante eingehen. Falls jemand allerdings mehr Erfahrung und Übung zum Thema Nieten hat, kann er es gerne hier noch einfügen und diese Seite weiter ergänzen.

Vorbereitende Arbeitsschritte

Bevor man die Teile nun zusammennäht, empfiehlt es sich an den Kanten an jenen die Teile später zusammengenäht werden sollen bereits im Voraus zu Lochen. Dies erspart einen während des Nähens einiges an Arbeit. Wenn man allerdings nur dünnes Leder (also unter 2 mm) verarbeitet, kann man notfalls auch auf diesen Arbeitsschritt verzichten und die Teile erst beim Nähen mit der Nadel/ Lederahle lochen.

Die Abstände der Löcher sollten nicht zu groß, aber auch nicht zu klein gewählt werden. Wenn der Abstand zu klein ist, kann das Leder an diesen Stellen leicht ausreißen und wenn der Abstand zu groß gewählt ist, kann man es nicht mehr ganz so gut vernähen. Ungefähr 5 mm zwischen den Löchern und dem Rand sollten wenn möglich eingehalten werden. Zumindest habe ich mit diesem Abstand ganz gute Erfahrungen gemacht. Natürlich kann man dies kaum Pauschal sagen und letztlich hängt der zu wählende Abstand von der Beschaffenheit und der Dicke des Leders ab! Bei dickem und festem Rüstleder kann man den Abstand kleiner wählen, während bei weichem und dünnem Leder der Abstand lieber etwas größer ausfallen sollte.

Zum Lochen benutze ich selbst ein Holzbrett, einen dünnen Nagel und einen kleinen Hammer. Damit lassen sich die Kanten relativ zügig mit gleichmäßigen Löcherreihen versehen. Unter Umständen sollte man allerdings am Schluss noch einmal alle Löcher mit einer Lederahle sauber Nachstechen.

http://www.larpforum.com/gallery/albums/userpics/10346/normal_lederhelm003.jpg

Die Teile vernähen

Nachdem die Lederstücke entsprechend vorbereitet sind, kommen wir nun zum lustigen Teil. Nun schnappen wir uns Nadel und Faden und fangen an die Teile miteinander zu vernähen. Hierbei sollte man sicherheitshalber einen stabilen Fingerhut und die Lederahle in der Nähe behalten. Die beiden erleichtern euch gerade bei dicken und widerspenstigen Lederstücken die Arbeit ungemein. Beim Nähen benutzt ihr nun die in den vorherigen Schritten vorgehämmerten Löcher um die Teile sauber miteinander zu vernähen. Welche Nähetechnik ihr dafür benutzt, bleibt euch hierbei selbst überlassen. Der Sattlerstich (oder wie auch immer man diese Nähvariante richtig nennt), wie er oft für Lederschuhe verwendet wird, hat sich bei meinen eigenen Lederteilen bisher gut bewehrt. Wenn man die Nähte sorgfältig per Hand vernäht, stehen sie von der Haltbarkeit auch mit Vollnieten verbundenen Teilen kaum in der Robustheit nach.

Grundsätzlich empfiehlt es sich in den meisten fällen auch, die Teile symmetrisch und von Vorne nach hinten zu vernähen. Für den Fall, dass man sich doch beim Zuschneiden etwas vertan hat, kann man auf der Rückseite noch am unauffälligsten kleinere (Pass-)Fehler nachbessern. Jeder der in der Lage ist zwei Stoffstücke per Hand sauber miteinander zu vernähen, sollte auch ohne Probleme das vernähen der Lederteile in den Griff bekommen. Allerdings möchte ich noch einmal anmerken, dass diese Methode sich vergleichsweise lange hinzieht (im Vergleich zum Nieten). Etliche Stunden/Tage sollten für diesen Schritt auf jeden Arbeitsschritt auf jeden Fall eingeplant werden. Sobald man allerdings einmal den Dreh heraus hat und in Übung ist, geht das Nähen dann ganz von alleine.

http://www.larpforum.com/gallery/albums/userpics/10346/normal_lederhelm005.jpg

Der letzte Schliff

Nun sollte der Helm in etwa wie auf dem obersten Bild aussehen. Nun ist er eigentlich soweit fertig und ihr könntet ihn bereits so wie er ist auf einem Con tragen. Doch kann man ihn nun als letzten und abschließenden Arbeitsschritt noch mit den letzten Details versehen. Zierstickereien, Kettengewebe, eingeritzte oder mit Lederfarben aufgemalte Symbole, eine fest in den Helm genähte Polsterhaube, Metallplatten oder einfach nur ein paar zur Rest der Ausrüstung passende Ziernieten. Die Möglichkeiten sind wirklich zahllos und hier ist und bleibt euer eigener Geschmack gefragt. Allerdings solltet ihr euch, falls ihr den Helm noch sehr stark weiter verschönern wollt, euch Gedanken machen, ob es sich nicht empfiehlt, es bereits vor dem Nähen auf die Einzelteile aufzubringen. Dies geht meist wesentlich leichter, als wenn ihr mit dem fast fertigen Helm hantieren müsst.

Ein Servier-, äääh, Verziervorschlag:

http://larpwiki.de/uploads/Hanount_Zwergenhut.jpg

  • Von vorne

http://larpwiki.de/uploads/Hanount_Zwergenhutseite.jpg

  • Von der Seite

Das hat vielleicht 10 € gekostet und eine halbe Stunde gedauert. Es wurden oben ein Lederband aufgeklebt (man hätte auch Ornamente aus Lederband legen können, ähnlich einer Kordelstickerei), breite bestickte Lederstreifen (geht gut mit der Nähmaschine und (wichtig) Ledernadeln) als Borte aufgeklebt, als Highlights Metallelemente und vorn zwei aufeinandergeklebte Lederstücke ebenfalls mit Applikation. Das Äxtchen war mit ca. 4 € das Teuerste ;)

Unter dem Helm ist einen Lederring, der unten ähnliche Konturen wie der Helm hat, sodass der Helm wirkt wie ein doppelter.

Abschließende Worte

Nun, was soll ich noch viel sagen. Ich hoffe, ihr konntet mit dieser kurzen Anleitung etwas anfangen und habt nicht eure Zeit beim Lesen verschwendet. Falls noch etwas unklar ist oder etwas fehlt, scheut euch nicht, es direkt in den Text zu ergänzen oder einen Kommentar zu dieser Seite zu erstellen.

Falls ihr keine Möglichkeit besitzt, an dickes Rüstleder zu kommen bzw. ihr dieses nicht in der richtigen Farbe bekommen könnt, gibt es noch die Möglichkeit, mehrere dünne Lederschichten (auch mit unterschiedlicher Färbung) zusammenzukleben. Wenn man den richtigen Kleber benutzt und die Klebeflächen entsprechend vorbereitet, also reinigt und aufraut, erhält man am Schluss ein stabiles Leder, welches einem normalem Lederstück in der entsprechenden Dicke kaum nachsteht.

Eine Anleitung für einen ganz normalen Spangenhelm findet ihr übrigens auf der folgenden Seite: http://www.dreamlands.de/larp-ruestung.htm (ganz unten)

Hier ist noch eine weitere Anleitung für einen zwergischen Lederhelm.


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