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Selbermachen/Bruche

Anleitung für eine Bruche nach Thursfield

Siehe auch LiteraturGewandung#thursfield

Vorwort des Autors

Ja, so ist es halt mit den alten Angewohnheiten ...

Obwohl man diese Seite im Augenblick unter LarpSchnittMuster findet, ist sie doch eher als eine Anregung für motivierte Bastler und Näher und weniger als Anleitung im eigentlichen Sinne gedacht. Die eigentlichen Fertigungsschritte werden hier größtenteils nur grob angerissen und sind an einigen Stellen auch relativ kurz gefasst. Ich hoffe, sie bleibt trotzdem noch verständlich.

Bevor ihr jetzt aber gleich den Stoff ergreift und euch an die Nähmaschine setzt, solltet ihr euch die Anleitung unbedingt erst einmal bis zum Schluss gründlich durchlesen!

Hier ein Bild der fertigen Bruche nach dem Schnitt von Thursfield:

http://www.larpforum.com/gallery/albums/userpics/10346/normal_thursfield001.jpg

Die Bruche

Ein wenig Hintergrundwissen.

Diese Bruche ist, wenn man es historisch genau nimmt, vor allem für die Zeit von 1200-1400 brauchbar, kann aber natürlich auch in jede grob mittelalterliche Fantasygewandung integriert werden. Für tiefer gehende Informationen empfehle ich jedenfalls einen kurzen Abstecher zu Bruche oder in die nächste Bücherei.

Pro und Contra des Thursfieldschnittes

Abwägung mit den 'üblichen' Schnittmustern.

Dies hier wären die Alternativen: Alternative 1 oder Alternative 2. Abwandlungen des normalen Hosenschnittes sind allerdings auch immer wieder beliebt.

Pro:

  • Im Gegensatz zu den anderen Schnitten gibt es im Schritt keine Naht. Nachdem ich schon zwei Bruchen anderer Bauart getragen habe, weiß ich diesen Vorteil sehr zu schätzen. Es gibt kaum etwas Peinlicheres als eine gerissene Bruche im falschen Augenblick.
  • Sie ist schnell und leicht genäht, sobald man erst einmal den Schnitt verstanden hat
  • sehr bequem

Contra:

  • Starke Faltenbildung im Schritt. Reiten solltet ihr mit dieser Bruche also lieber nicht.
  • relativ hoher Stoffverbrauch (gleiches Problem wie auch bei breiten Varianten der anderen Schnittformen)
  • Die Schlitze befinden sich an der Außenseite. Ob das wirklich 'A' ist, darüber streiten sich die Jungs im Reenactmentlager angeblich immer noch. Habe ich zumindest mal gehört.

Das Material

Oder: Was man halt so an Kram braucht.

Wie bereits angedeutet, gehört die Thursfieldbruche zu den 'Stoffmonstern', d.h. sie verschlingt relativ viel Stoff und trägt dementsprechend auch noch etwas im Beinbereich auf. Für wirklich extrem enge Beinlinge ist sie also nur bedingt zu gebrauchen. Um eine Bruche nach dieser Anleitung zu fertigen, benötigt ihr:

  • Stoffmaßband, Stecknadeln und eine Schere
  • Einen Bruchengürtel oder einen Meter dickes Seil (möglichst weich, das erhöht den Tragekompfort drastisch)
  • Ein farblich zum Stoff passendes Nähgarn (am besten Leinengarn, aber Baumwollgarn tut es genauso)
  • Eine Nähmaschine oder alternativ eine Nadel und etwas Zeit
  • ziemlich genau 1 m Stoff (bei einer Stoffbreite von 1,4 m). Ich empfehle einen naturfarbenen (Halb-)Leinenstoff.

Die Stoffmenge bezieht sich auf eine knielange Bruche, bei einer Körpergröße von 1,80 m. Auch ist bei diesen Maßen der obere Bund vergleichsweise niedrig. Je nach den persönlichen Vorlieben kann es durchaus angebracht sein, die Bruche noch etwas in die Länge zu vergrößern. Dies erhört dann allerdings den Stoffverbrauch noch einmal um rund 10-20 cm. Ich bitte dies zu beachten.

Der praktische Teil

Über das Schnittmuster, den Zuschnitt und das Nähen

Grundsätzlich besteht die Bruche aus drei Teilen:

  1. den beiden Keilen
  2. das große rechteckige Stoffstück, das den Hauptteil der Bruche bildet
  3. der Tunnelzug, durch den später der Gürtel oder das Seil gezogen wird. Wahlweise entweder aus einem oder zwei Hälften.

Als Erstes scheidet ihr das große Rechteck zurecht. Es sollte ungefähr folgende Maße aufweisen: 1,4 m (Breite der Stoffbahn) auf 85/90 cm.

Danach nehmt ihr den schmalen Stoffstreifen, der übrig bleibt und schneidet daraus die beiden Keile. Es sind zwei einfache, gleichschenklige Dreiecke, deren kürzeste Seiten mindestens eine Länge von 12 cm aufweisen sollten. Als Letztes schneidet ihr aus dem übrigen Stoff noch den Tunnelzug. Dies ist einfach nur ein langes, rechteckiges Stück Stoff. Die Breite solltet ihr ausreichend groß wählen, damit ihr dort noch den Gürtel bzw. das Seil hindurch bekommt. Die Länge, die er mindestens aufweisen sollte, ermittelt sich aus eurem Bauchumfang + 5 cm als Sicherheit. Macht es lieber etwas größer. Am Schluss könnt ihr es immer noch mit dem Seil/ Gürtel wieder zusammenraffen.

Zur Verdeutlich habe ich hier noch eine Skizze. Ich hoffe, ihr könnt darauf genug erkennen:

http://www.larpforum.com/gallery/albums/userpics/10346/thursfieldschema02.JPG

Als Erklärung zur Skizze:

  • 1.: Das rechteckige Stoffstück. Einmal in der Mitte der längsten Seite umgefaltet.

  • 2.1/2.2: Die beiden Keile.

  • 3.1/3.2: Der spätere Tunnelzug. Dieser wird am Schluss noch an den rot markierten Kanten mit den restlichen Kanten vernäht.

  • 3.3: Das Markierte soll drei Schlitze darstellen. Diese sollten sich alle drei auf der Vorderseite befinden. Der Mittlere dient zum Öffnen und Schließen des Gürtels bzw. zum Verknoten des Seils. Die anderen beiden Schlitze erlauben später das Verbinden der Nesteln (welche die Beinlinge halten) mit dem Bruchengürtel bzw. dem Seil. Bei späteren Varianten kann man noch zwei weitere Schlitze auf der Rückseite ergänzen.

Nachdem ich gerade erfahren habe, dass es wohl einige Probleme bei der Interpretation der Skizze gab, habe ich gerade noch eine zweite Skizze für das Schnittmuster gemacht. Wenn man die Bruche länger/ breiter will, muss man sie natürlich noch anpassen. Aber ich hoffe, sie hilft zumindest dabei, das Ganze besser zu verstehen. Hier ist jedenfalls der Link: http://www.larpforum.com/gallery/displayimage.php?pos=-6555

Und weiter geht's ...

Ich hoffe, dies war soweit verständlich. Nachdem nun der Aufbau soweit geklärt und auch die Einzelteile soweit zurechtgeschnitten sein sollten, kommen wir nun zum spaßigen Teil, nämlich zum Nähen. Als erstes versäubert ihr die vier Kanten des großen Stoffstückes (Pos. 1 auf der Skizze), damit es später nicht ausfranst und damit ihr noch lange eure Freude an der Bruche habt.

Als Nächstes solltet ihr die Schlitze des Tunnelzuges versäubern. Das geht meist am besten per Hand und mit einem etwas dickeren Garn, das möglichst den gleichen Farbton wie der Stoff aufweisen sollte. Falls ihr den Tunnelzug aus zwei Teilen gefertigt habt, solltet ihr die beiden Einzelteile nun auch zusammennähen.

Wenn ihr auch dies geschafft habt, dann solltet ihr euch die Stecknadeln und die beiden Keile nehmen und sie testweise auf dem großen Stoffstück festnesteln. Wenn ihr der Meinung seid, dass es soweit passen könnte, haltet den Tunnelzug an die Kante (das rot Markierte auf der Skizze). Die beiden sollten in etwas gleichgroß sein (notfalls kann man beim Nähen noch etwas den Stoff zusammenraffen und kleine Fehler nachbessern). Falls das soweit hinhaut, könnt ihr auch mal hineinschlüpfen, um sicherzugehen, dass es euch am Schluss auch passt. Sicher ist sicher. Wenn ihr mit der Position der Keile zufrieden seid, dann näht sie fest und versäubert im Anschluss die Nähte.

Nun ist es auch gleich geschafft. Als Nächstes steckt ihr den Tunnelzug (Pos. 3.1 & 3.2) an den rot markierten Linien fest. Falls ihr euch für das Seil entschieden habt, solltet ihr es jetzt bereits in den Tunnelzug legen, da ihr sonst nach dem Nähen alle Mühe haben werdet, es durch den meist eher knapp bemessenen 'Tunnel' hindurch zubekommen. Im Gegensatz dazu könnt ihr den Gürtel auch später noch ohne Probleme hindurch schieben. Ihr solltet nur aufpassen, dass ihr den Tunnel breit genug lasst, damit er auch hindurch passt. Wenn ihr es soweit habt, dann wird auch dieses Teil festgenäht und versäubert.

Die fertige Bruche

Was es halt sonst noch zu sagen gibt.

Jetzt ist die Bruche eigentlich auch schon fertig. Und? So schwer war es doch eigentlich gar nicht, oder? Falls doch noch ein paar Dinge unklar sind, habe ich hier noch ein paar Bilder meiner eigenen, fertigen Bruche. Vielleicht hilft es euch beim Verständnis des Schnittes weiter. Erfahrungsgemäß scheint gerade die Position der Keile und des Tunnelzuges einige aus dem Konzept zu bringen.

Noch eine kleiner Ergänzung zur trageweise: Nachdem ihr in eure Bruche geschlüpft seid und den Bruchengürtel oder das Seil festgezogen habt, solltet ihr als Erstes ein paar sehr lange Nestelbänder an den Schlitzen festbinden. Diese Nestelbänder solltet ihr nicht zu kurz wählen! Wenn ihr sie mit dem Gürtel verknotet habt, könnt ihr den ganzen unötigen Stoff vor eurem Bauch um den Gürtel herum zu der typischen Stoffwulst zusammenwickeln. Dadurch verkürzen sich allerdings auch die Nestelbänder noch einmal um ein ganzes Stück. Also nicht wundern, wenn ihr plötzlich Nestelbänder mit 20+ cm Länge benötigt.

http://www.larpforum.com/gallery/albums/userpics/10346/normal_uwelarp171.jpg

Die Bruche, einfach flach ausgelegt.

http://www.larpforum.com/gallery/albums/userpics/10346/normal_uwelarp172.jpg

So würde die Bruche in etwa beim Tragen fallen. Die seitlichen Teile fallen dann einfach herunter.

http://www.larpforum.com/gallery/albums/userpics/10346/normal_uwelarp173~0.jpg

Die roten Linien zeigen den Nahtverlauf der Keile. (Pos.1)

Der Tunnelzug (inkl. der Schlitze; Pos.2)

http://www.larpforum.com/gallery/albums/userpics/10346/normal_uwelarp174.jpg

Der Einstieg.

http://www.larpforum.com/gallery/albums/userpics/10346/normal_uwelarp175.jpg

Der Schlitz

Nachwort des Autors

Danach ist dann aber wirklich Schluss.

Ich hoffe, die Bilder haben auch die letzten offenen Fragen zerstreut und die Ladezeit hält sich trotz der Bilderflut in Grenzen, aber gerade hier bei diesem Schnitt gilt: Ein Bild sagt mehr als hundert Worte und gerade von Letzterem habe ich jetzt schon wieder viel zu viele hier niedergetippt. Ich wünsche all jenen, welche tatsächlich bis hierher gelesen haben, ein fröhliches Nähen und ein gutes Gelingen. Das war es aber jetzt wirklich.

Falls ihr doch noch Fragen haben oder einen Kommentar/ Kritik/ Lob etc. loswerden wollt, scheut euch nicht, die Kommentarseite zu benutzen.


Seite erstellt von [GeorgiusWalser] am 14.05.2006


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