Editieren Diskussion Vergangenheit Dateianhänge

Photographieren/Kaufberatung

Kamera-Kaufberatung für LARP-Fotografen

"Documentary photography and photojournalism are based on perception, not on technology." - James Nachtwey

http://www.whattheduck.net/post/140034063098/wtd-433-sunday-the-keys-to-success-2009-aaron

Wer gerne fotografiert wird früher oder später gefragt werden, welche Kamera er einem Ein-, Um- oder Aufsteiger empfiehlt. Meist ist man im heutigen Marktgeschehen dabei hoffnungslos überfragt, da man bei den heutigen Produktzyklen innerhalb von drei Monaten die Marktübersicht verlieren kann. Außerdem gibt es keine objektiv "beste" Kamera. Jede Kamera hat Stärken und Schwächen und bestimmte Einsatzgebiete, für die sie besonders geeignet ist. Die Schwierigkeit beim Kamerakauf ist es, für sich selbst den persönlichen Kompromiß zu finden.

Daher hier ein paar allgemeine Tipps, worauf man achten sollte, wenn man sich selbst einen Marktüberblick verschaffen muß. Da es bereits eine Vielzahl an ähnlichen Seiten im Netz gibt, soll hier wenigstens etwas auf die speziellen Anforderungen des LARP-Knipsers eingegangen werden. Da Analogfotografie heutzutage wohl nur noch Liebhabersache ist, wird davon ausgegangen, daß wer sich noch eine analoge Kamera zulegen will, weiß, was er tut und daß hier von Digitalkameras die Rede ist.

  • Welcher Kameratyp?
    • (Ultra-)Kompaktkamera : kleine, handliche Kameras lassen sich natürlich am Bequemsten in der normalen LARP-Ausrüstung verstecken und sind damit immer dabei. Dafür leidet oft die Abbildungsleistung unter der erforderlichen Miniaturisierung. Komplexe Linsensysteme und großformatige Sensoren lassen sich eben nicht gut im kleinen Gehäuse unterbringen. Technisch ist diese Kategorie mittlerweile durch bessere Foto-Handies nahezu überflüssig gemacht worden.

    • Mobiltelefon : manche Mobiltelefone, insbesondere solche, bei denen bei der Konstruktion ein besonderer Schwerpunkt auf Multimedia-Funktionen gelegt wurde, können mittlerweile durchaus mit Kompaktkameras mithalten oder übertreffen diese teilweise sogar. Die erwähnten Probleme mit der Miniaturisierung gelten hier allerdings natürlich meist erst recht.

    • Bridgekamera : die Mittelklasse zwischen Kompaktkamera und Spiegelreflex. Größere Kameras, die fast schon an SLR-Kameras mit Standardzooms heranreichen. Leidlich gute Abbildungsleistung, große Zoombereiche, viele Features aber eben dafür auch oft schon so unhandlich und schlecht zu verstecken, wie eine Spiegelreflex-Kamera.

    • Systemkamera (EVIL): seit ca. 2010 kommen Digitalkameras mit Wechselobjektiven aber ohne Spiegelkasten zunehmend in Mode. Diese sind meist deutlich kompakter als eine Spiegelreflex, haben aber deutlich größere Bildsensoren als Kompakt- und Bridgekameras und daher auch eine viel bessere Abbildungsleistung. Die meisten Systeme sind (Stand 2012) aber eher teurer, als eine einfache Spiegelreflexkamera.

    • Spiegelreflexkamera (SLR): Semiprofessionelle Ausrüstung mit Wechselobjektiven und exzellenter Abbildungsleistung. Für den ambitionierten Fotografen sicherlich ein Muß. Allerdings wird es hier nahezu unmöglich, die Kamera noch sinnvoll zu tarnen und in die Charakterausstattung zu integrieren. Während des Spiels "nebenbei" zu knipsen wird hiermit sehr schwer.

  • Auch bei Digitalkameras eher auf die optischen Eigenschaften als auf die Digitalen achten. Auch im digitalen Zeitalter muss das Licht erst durch die Linse, bevor es auf den Chip kommt. Ein gutes optisches System ist dabei essenziell. Leider beginnen inzwischen auch namhafte Zeitschriften bei Produktvorstellung zwar die Megapixel anzugeben, nicht aber etwa die Lichtstärke des Objektivs. Dies ist vor allem wichtig um abends ohne störende Blitze auszukommen.

  • Vergiß das "Digitalzoom". Das sogenannte Digitalzoom ist nichts weiter als eine Ausschnittvergrößerung mit Interpolation. Die kann meist genausogut oder besser später in der Bildbearbeitung gemacht werden. Ausschlaggebend für die Kaufentscheidung sollte nur das optische Zoom sein. Der einzige Vorteil von Digitalzoom ist, dass man damit mehr Bilder auf seiner Speicherkarte unterbringt. Aber im Zeitalter von sehr kostengünstiger Speichermöglichkeiten nimmt dieser Vorteil immer weiter ab.
  • Der Zoomfaktor gibt das Verhältnis der längsten und der kürzesten Brennweite eines Zoom-Objektivs an. Absolut gängig sind zur Zeit 3x und 4x-Zooms, aber es gibt auch sogenannte Superzooms mit Faktoren von 10x, 12x, bis hin zu 18fach. Hierbei sollte man immer gut prüfen, ob mehr wirklich mehr ist, da die optischen Eigenschaften eines Systems mit seiner Komplexität nicht immer Schritt halten. Super-Zoom-Objektive leiden gerne mal unter Verzeichnung oder mangelnder Schärfe und Brillanz. Oft hört man pauschal den Ausdruck "Suppen-Zoom". Wer den Kauf einer solchen Kamera (oder eines solchen Objektivs für seine SLR) erwägt, sollte aufmerksam die entsprechenden Kritiken lesen. Auch sagt der Faktor noch nichts Genaues über den tatsächlichen Brennweitenbereich aus. Für den Einsatz im LARP dürfte der Telebereich interessanter sein, asl der Weitwinkelbereich.

  • Wer actionreiche Kampfszenen knipsen will, sollte auf Kameras achten, die in den gängigen Kritiken gute Noten für die Sportfotografie bekommen. Schlagworte sind hier vor allem schnelle Serienbildfolge und kurze Auslöseverzögerung.
  • Wer stimmungsvolle Ambientefotos machen will, sollte vor Allem auf gute Ergebnisse im Bereich "available light" achten. Hohe Lichtstärke (größe Offenblende des Objektivs; je kleiner die Blendenzahl desto besser), ]ohe ISO-Werte und vor allem ein gutes Rauschverhalten bei den hohen ISO-Einstellungen.

  • Wenn es sich nicht um die erste Kamera handelt, sollte man darauf achten, ob man altes Zubehör weiterverwenden kann. Akkus, Chipkarten oder gar vorhandene Objektive alter Spiegelreflexkameras können wichtige Faktoren sein, die die Markenwahl einschränken.
  • Da Fotografie im Larp ja eher versteckt stattfinden sollte, ist es evtl. sinnvoll eine Kamera zu wählen die keinen sichtbaren Laserabtaster als AF-Hilfslicht verwendet und das Motiv dadurch im Spiel stört, daß ein Raster aus roten Laserstrahlen über die zu fotografierende Szene huscht.

  • Als sinnvoll haben sich auch schwenkbare Monitore erwiesen. Damit läßt sich das auffällige "an den Kopf heben" der Kamera ganz gut verstecken und es ermöglicht unbemerkte Schüsse aus der Hüfte.
  • Einige neuere Kompaktkameras (insbesondere Ultrakompakte) verfügen nicht mehr über einen optischen Sucher. Wenn man aber auf dem abgelegenen Zeltplatz mit begrenztem Batterievorrat oder ohne Möglichkeit, Akkus zu laden, übers Wochenende kommen will, kann es durchaus sinnvoll sein, das Display auszuschalten, um Strom zu sparen.
  • Bei Spiegelreflexkameras sollte man mindenstens ebensoviel Augenmerk auf die Objektive wie auf das Gehäuse legen. Auch hier gilt, daß das beste Aufnahmesystem wenig nützt, wenn eine schlechte Optik davorsitzt. Wer ein teureres Gehäuse kauft, dafür aber bei den Objektiven spart, spart am falschen Ende. Und einen Satz guter Linsen kann man auch noch am nächsten Gehäuse verwenden (dieser Satz stimmt zwar umgekehrt auch, aber der Sinn eines Systems von Wechselobjektven ist ja, daß man meist mehr Objektive als Gehäuse hat).
  • Kompaktkameras führen oft automatische Bildbearbeitungsroutinen durch, wodurch sie bereits ein "fertiges" Bild liefern. Bei DLSRs hann man zwar häufig ebenfalls Bearbeitungsparameter (Kontrast, Schärfe, Helligkeit, Farbbalance) einstellen, aber es kann sein, daß man die Bilder von DSLRs eher noch leicht nachkorrigieren sollte (oder will). Das lässt mehr Spielraum, macht aber auch mehr Arbeit.
  • Begrabbeln! Egal was die Werte sagen, eine Kamera muß gut in der Hand liegen und man muß mit der Bedienung zurecht kommen. Daher sollte man jede Kamera mal in die Hand nehmen und gucken, wie man damit zurecht kommt. Der Begrabbel-Faktor spricht natürlich gegen den ggf. billigeren Kauf im Internet, es sei denn, man möchte so "unfair" sein, im Einzelhandel zu prüfen und dann online zu kaufen. Auch beim Einzelhandel lohnen sich Preisvergleiche, gerade auch mit dem Fachgeschäft. Häufig sind die Geräte im Fachgeschäft billiger als in den "Ich bin doch nicht geil!"-Märkten.

--RalfHüls, JanDi, LucasE 2007-12-20