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Photographieren/Fehler

Fehler beim Photographieren

... und was man dagegen tun kann.

Hier ein paar Beispiele für häufige technische Fehler, die man auf LARP-Fotogalerien sieht. Ich habe versucht, Beispielfotos zu machen, die jeweils ein mögliches Problem illustrieren. Das soll dem unerfahrenen Photographen bei der Fehlerdiagnose helfen. Wer nur eine einfache Kompaktkamera mit Automatikmodus und wenig Einstellmöglichkeiten hat, dem werden die vorgeschlagenen Abhilfen möglicherweise wenig helfen, aber auch Kameras mittlerer Qualität haben oft schon einen manuellen Modus, Halbautomatiken (Blenden- oder Zeitvorwahl) oder wenigstens Programmautomatiken, die bestimmte Schwerpunkte setzen, so daß man auf die Belichtung Einfluß nehmen kann.

Dabei ist relativ egal, ob es sich um eine analoge oder digitale Kamera handelt. Verschlusszeiten, Blende und Optik sind bei Digitalkameras im Prinzip nicht anders als bei analogen Kameras. Es gibt alles von Billigst-Kompakten mit fester Blende und Fix-Focus-Objektiv über Kompaktkameras mit vielen Einstellungsmöglichkeiten bis hin zu professionellen digitalen Spiegelreflexkameras mit Wechselobjektiven. Das einzige, was die Digitale von der Analogen unterscheidet, ist das Medium, das das Bild aufnimmt. Aber bevor das Bild auf den Film oder Chip gelangt, gelten bei beiden Verfahren die gleichen Prinzipien.

Lest unbedingt die Bedienungsanleitung eurer Kamera und nehmt im Zweifel nicht nur die Programmautomatik. Vor Larp-Aufnahmen solltet Ihr die Technik zuhause an unverfänglichen Objekten ausprobieren.

Nicht alles, was hier aufgeführt wird, muß in jedem Fall ein Fehler sein. Richtig eingesetzt, können einige der hier aufgeführten Eigenschaften auch zum gestalterischen Stilmittel werden. Aber nur, wenn man halbwegs weiß, wie sie zustande kommen und wie man sie beeinflussen kann, ist Photographie mehr als Glücksache.

Technische Fehler

Unscharf

Das folgende Bild ist schlicht und ergreifend unscharf. Die Zerstreuung der Bildpunkte ist relativ gleichmäßig. Die Kamera war auf eine falsche Entfernung eingestellt. Die Schärfeebene liegt etwas vor dem Gesicht des Drachen.

Stellt die Kamera richtig ein. Wenn es sich um eine Autofokus-Kamera handelt, prüft, ob im Dämmerlicht die AF-Hilfslampe eingeschaltet war. Möglicherweise war der AF auch überfordert. Das AF-Meßfeld sollte auf eine kontrastreiche Stelle gerichtet sein, die in der gewünschten Schärfeebene liegt. Falls der AF nicht wie gewünscht arbeitet, kann man bei vielen Kameras auch auf manuelle Fokussierung umschalten.

http://www.larpwiki.de/uploads/rh/foto/01_Unscharf.jpg

Verwackelt

Vergleicht dieses Bild mit dem unscharfen Bild oben. Hier verläuft die Zerstreuung eindeutig in eine bestimmte Richtung und es sind doppelte Konturen zu erkennen. Das Bild ist verwackelt. Die Belichtungszeit war zu lang.

Stellt eine kürzere Belichtungszeit ein. Bei einer automatischen Kamera sollte der Blitz eingeschaltet werden. Bei einer Digitalkamera kann man ggf. eine höhere Empfindlichkeit (ASA-Zahl) einstellen (siehe aber den Abschnitt unten). Dem Vernehmen nach verwenden offenbar manche Digitalkameras (z.B. Nikon Coolpix) bei eingeschalteter Serienbild-Funktion auch ohne Blitz kurze Belichtungszeiten. Hier hilft es also ggf. die Serienbildfunktion einzuschalten.

Die sicherste Lösung, mit langer Belichtungszeit nicht zu verwackeln ist aber ein gutes Stativ. Als Notbehelf kann man die Kamera auch auf eine feste waagerechte Fläche setzen und den Selbstauslöser betätigen. Tipps zur beseren Kamerahaltung finden sich hier.

http://www.larpwiki.de/uploads/rh/foto/02_verwackelt.jpg

Unterbelichtet

Das folgende Bild ist unterbelichtet. Es gelangte zu wenig Licht auf Film oder Sensor.

Verlängert die Belichtungszeit oder stellt eine größere Blende (kleinere Blendenzahl) ein. Bessere Kameras haben eine Belichtungkorrektur, mit der man den von der Belichtungsautomatik gemessenen Wert verändern kann. Prüft, ob hier eine Unterbelichtung eingestellt war.

http://www.larpwiki.de/uploads/rh/foto/03_unterbelichtet.jpg

Unterbelichtet 2: Grauer Schnee

Bei Charakterfotos in winterlicher Landschaft ist zu beachten, daß Fotos von Schneeflächen oft unterbelichtet werden. Der Grund hierfür liegt in der Funktionsweise der Belichtungsautomatiken moderner Kameras begründet. Irgendwer hat aus Erfahrungswerten mal ermittelt, daß der Mittelwert aller Helligkeitswerte in einer durchschnittlichen Szene in etwa 18% grau beträgt. Daher ist die Automatik einer Kamera in der Regel so justiert, daß die durchschnittliche Helligkeit eines Bildes eben genau diese 18% grau ergibt. Fotografiert man nun eine Schneelandschaft, in der im Vergleich zur Durchschnittslandschaft viel mehr helle Flächen auftreten, so zieht der Belichtungscomputer diese Helligkeitswerte so weit herunter, daß sich doch wieder 18% grau ergeben und das Bild wird dementsprechend unterbelichtet. Der Schnee erscheint grau. Um das auszugleichen, sollte man bei Kameras, die eine Belichtungskorrektur erlauben, je nach Anteil der Schneefläche am Bild um eine halbe bis eineinhalb Blendenstufen überbelichten (+0.5 EV bis +1.5 EV). Alternativ kann man die Kamera auf Spotmessung einstellen und damit die Helligkeit der abzubildenden Person messen, ohne daß die umgebende Landschaft großen Einfluß hat. Bietet die Kamera Belichtungskorrektur und Spotmessung nicht an, sollte man in der Bildbearbeitung eine "Tonwertkorrektur" vornehmen und das Bild aufhellen. Besser ist es aber, bereits bei der Aufnahme die Belichtung anzupassen.

Der Effekt kann sich umgekehrt natürlich auch bei besonders dunklen Hintergründen ergeben. Fotografiert man ein helles Objekt in einer schwarzen Jurte, neigt die Kamera dazu, das Bild überzubelichten und man sollte die Belichtung entsprechend nach unten korrigieren.

http://www.larpwiki.de/uploads/rh/foto/04a_schnee.jpg

Überbelichtet

Das folgende Bild ist überbelichtet. Es gelangte zu viel Licht auf Film oder Sensor.

Verkürzt die Belichtungszeit oder stellt eine kleinere Blende (größere Blendenzahl) ein. Bessere Kameras haben eine Belichtungkorrektur, mit der man den von der Belichtungsautomatik gemessenen Wert verändern kann. Prüft, ob hier eine Überbelichtung eingestellt war.

http://www.larpwiki.de/uploads/rh/foto/04_ueberbelichtet.jpg

Zu geringe Schärfentiefe

Die Schärfentiefe (oft auch Tiefenschärfe genannt) bezeichnet die Ausdehnung des Schärfebereichs. Sie hängt unter anderem vom Abbildungsmaßstab und von der eingestellten Blende ab. Das folgende Bild wurde mit Blende F/1.4 aufgenommen, hat also einen sehr kleinen Schärfebereich. Das muß kein Fehler sein. Im Gegenteil kann selektive Schärfe auch gut als Gestaltungsmittel dienen. Aber im folgenden Bild ist die Schärfeebene an der falschen Stelle. Schulter und Hals des Drachen sind scharf. Bei Portraits gilt aber die Faustregel, daß die Augen scharf abgebildet werden sollten, hier also das Gesicht des Drachen.

Stellt die Kamera auf manuell oder Halbautomatik mit Blendenvorwahl (Aperture Priority) und stellt eine kleinere Blende (größere Blendenzahl) ein. Bei Automatikkameras könnte man versuchen, das Programm für Landschaftsaufnahmen einzustellen.

http://www.larpwiki.de/uploads/rh/foto/05_geringe_schaerfentiefe.jpg

Zu hohe Schärfentiefe

Das folgende Bild wurde mit Blende F/22 aufgenommen, hat also einen sehr großen Schärfebereich. Auch das muß kein Fehler sein. Im Gegenteil kann es gewünscht sein, einen weiten Bereich scharf abzubilden. Aber wenn man keine Totale aufnehmen will, sondern ein Hauptmotiv zeigen möchte, birgt es die Gefahr, daß der Hintergrund zu aufdringlich wird und das Bild überfrachtet.

Stellt die Kamera auf manuell oder Halbautomatik mit Blendenvorwahl (Aperture Priority) und stellt eine größere Blende (kleinere Blendenzahl) ein. Bei Automatikkameras könnte man versuchen, das Programm für Portraitaufnahmen einzustellen.

http://www.larpwiki.de/uploads/rh/foto/06_hohe_schaerfentiefe.jpg

Bewegungsunschärfe

Bewegungsunschärfe entsteht, wenn bei langer Belichtungszeit zwar die Kamera stillsteht, aber sich das Objekt bewegt. Auch sie muß kein Fehler sein, wenn sie richtig eingesetzt wird. Wenn die Schwertklinge im Kampf unscharf ist, kann das ein gutes Stilmittel sein, um die Dynamik des Kampfes darzustellen. Wenn aber auch das Gesicht des Ritters unscharf ist, ist das meist unerfreulich.

Stellt die Kamera auf manuell oder Halbautomatik mit Zeitvorwahl (Shutter-speed Priority) und stellt eine kürzere Belichtungszeit ein. Es kann auch helfen, den Blitz einzuschalten, da dieser Bewegungen "einfriert".

http://www.larpwiki.de/uploads/rh/foto/07_bewegungsunschaerfe.jpg

Falscher Weißabgleich

Das menschliche Auge stellt sich automatisch auf verschiedene Lichtfärbungen ein und vermittelt bei Tageslicht, Kunstlicht und Kerzenschein eine korrekte Farbsicht. Die Kamera ist weniger flexibel und deshalb muß man in der Analogfotografie zwischen Filmmaterial für verschiedene Situationen (Tageslicht, Kunstlicht) wählen und die digitale Kamera macht einen Weißabgleich Weißabgleich. Viele Kameras haben nur einen automatischen Weißabgleich. Andere bieten verschiedene Voreinstellungen für verschiedene Lichtsituationen. Manche bieten auch die Möglichkeit, den Weißabgleich völlig manuell vorzunehmen (Anhand eines Meßbildes oder der Einstellung einer Farbtemperatur). Die folgende Aufnahme hat einen deutlichen Gelbstich aufgrund eines falschen Weißabgleichs.

Wenn der automatische Weißabgleich nicht funktioniert, versucht eine bestimmte. passende Voreinstellung (Tageslicht, Sonne, Kunstlicht, Leuchtstofflicht). Oder macht ein Testbild einer weißen oder grauen Fläche, das ihr für den "manuellen" Weißabgleich verwendet, sofern die Kamera diese Option anbietet.

Analogfotografen sollten einen zur Lichtsituation passenden Farbfilm auswählen oder Konversionsfilter verwenden.

http://www.larpwiki.de/uploads/rh/foto/08_weissabgleich.jpg

Auch hier kann natürlich ein "Farbstich" auch Gestaltungsmittel sein, um etwa die warme Stimmung von Kerzenlicht zu verdeutlichen.

Blitz mit Vordergrund

Beim folgenden Bild wurde versucht, eine Szene im Hintergrund mit Blitz zu fotografieren während sich im Vordergrund ein helles Objekt befindet. Hier wird die Belichtungsautomatik der Kamera von dem hellen Vordergrund irritiert und das Hauptobjekt erscheint unterbelichtet. Ein häufiges Problem bei Blitzaufnahmen mit Kompaktkameras.

Wählt den Ausschnitt so, daß keine Objekte im Vordergrund stören oder stellt die Kamera, falls sie diese Möglichkeit besitzt, auf Spotmessung ein.

http://www.larpwiki.de/uploads/rh/foto/12_Vordergrund.jpg

Pixelrauschen durch zu hohe Empfindlichkeit

Ursprünglich gibt die ISO-Zahl die Empfindlichkeit von Filmmaterial nach ISO 5800 an (früher auch nach DIN oder ASA). Auch an digitalen Kameras kann man die Lichtempfindlichkeit in ISO-Werten einstellen. Das vom Sensor kommende Signal wird dann entsprechend verstärkt. Doppelte ISO-Zahl bedeutet doppelte Empfindlichkeit, d.h. man kann z.B. die Belichtungszeit halbieren, um die gleiche Belichtung zu erzielen. Dabei entsteht dann aber meist ein mehr oder weniger starkes Farbrauschen, da auch die zufälligen Fehler des Sensors verstärkt werden. Dieses Rauschen ist um so stärker, je höher die Empfindlichkeit gestellt wurde und je länger belichtet wurde.

Reduziert die Empfindlichkeit der Kamera stets auf die kleinstmögliche Zahl, mit der die Aufnahme noch möglich ist. Es gibt auch Software, die das Rauschen reduzieren kann. Besser ist aber, es von vorne herein zu vermeiden. Es gibt natürlich Situationen, in denen man lieber etwas Rauschen in Kauf nimmt, als auf die stimmungsvolle Aufnahme im Kerzenlicht zu verzichten.

http://www.larpwiki.de/uploads/rh/foto/09_ISO_rauschen.jpg

Übrigens hat auch analoges Filmmaterial bei höherer Empfindlichkeit in der Regel ein groberes Korn und die Körnigkeit wird zuweilen als Gestaltungsmittel eingesetzt. Das Pixelrauschen einer Digitalen wirkt aber meist nicht so stilvoll wie ein grobkörniger Schwarzweißfilm. Man kann aber dennoch mal versuchen, ein verrauschtes Bild in der Bildverarbeitung in ein Schwarzweißbild zu konvertieren. Vielleicht wirkt es dann besser.

Bei aktuellen digitalen Kompaktkameras hat dieses Problem zunehmende Bedeutung. Da das Marketing von Digitalkameras nach wie vor stark auf immer größere Pixelzahlen ausgelegt ist, gleichzeitig die Kompaktkameras aber auf kleine Sensoren angewiesen sind, werden die einzelnen Pixel auf dem Sensor immer kleiner, was letztlich zu mehr Bildrauschen führt. Es heißt, daß zur Zeit die beste Bildqualität mit Kompaktkameras bei etwa 6 Megapixeln erzielt wird. Mehr zu dem Thema findet sich unter http://6mpixel.org/.

Zu starke Kompression beim JPEG-Format

Das JPEG-Format beinhaltet eine Kompression der Bildinformation. Diese Kompression ist verlustbehaftet. Zwar versucht der Algorithmus, dort zu komprimieren, wo es dem Auge nicht auffällt, aber bei einem zu hohen Kompressionsfaktor zeigen sich deutliche Artefakte in Form von viereckigen "Klötzchen" im Bild.

Komprimiert nur so stark, daß die Artefaktbildung erträglich bleibt. Wenn die Bilder schon so aus der Kamera kommen, stellt eine bessere Bildqualität ein.

http://www.larpwiki.de/uploads/rh/foto/11_jpeg_kompression.jpg

Gelungene Aufnahme

Vom technischen Standpunkt ist diese Aufnahme leidlich gelungen. Die Belichtung ist korrekt, der Weißabgleich ist passabel (man sieht zwar, daß es sich um Kunstlicht handelt, aber die Lichtstimmung ist angemessen), der Schärfebereich umfaßt im Wesentlichen das Hauptmotiv und der Hintergrund ist durch Unschärfe davon abgegrenzt. Gestalterisch könnte man sicher noch was verbessern, aber technisch ist das Bild OK.

http://www.larpwiki.de/uploads/rh/foto/99_ok.jpg

Gestalterische Pannen

Gestaltung ist natürlich ofr Geschmacksache. Dennoch gibt es einige Sachen, die selten sinnvoll sind und die man getrost als Fehler bezeichnen kann.

Überfrachtung

Das folgende Bild ist überladen von Motiven, die zueinander in keiner Beziehung stehen. Es wirkt verwirrend und überfrachtet. Ähnlich wirkt oft die Weitwinkelaufnahme in die Taverne, über den vollbesetzten Burghof oder mitten ins Schlachtgetümmel.

Versucht, Klarheit in eure Bilder zu bringen und einzelne Motive herauszustellen. Vereinfacht. Geht näher ran.

http://www.larpwiki.de/uploads/rh/foto/10_ueberfrachtet.jpg

LARPer haben keine Füße

Ein beliebter Fehler ist das Absäbeln von Füßen. Eine scherzhafte Bauernregel für Photographen lautet "Unterm Knie schneide nie!" Es ist aber auch zu leicht, die Füße zu vergessen. Euer Gehirn bescheißt Euch. Ihr konzentrierst Euch auf das Gesicht des Motivs oder die Gesamtszene oder sonst irgendwas. Und ZACK...die Füße fehlen.

http://silvereye.blogger.de/static/antville/silvereye/images/fe_ab.jpg

Der Pinn im Kopf

Bei Portraits sollte man darauf achten, daß der Hintergrund - vor Allem hinter dem Kopf des Modells - einigermaßen frei ist. Besonders längliche Objekte (Masten, Äste, das Schwert des Hintermannes in der Schlachtreihe) wirken dann gerne mal so, als würden sie dem Abgelichteten aus dem Kopf ragen.

Beispiel folgt.

--RalfHüls, 07.01.2006