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Meinung: Kommerzielles Larp

Ich habe schon oft drüber gesprochen und die Bezeichnung diverse Male in Foren, oder Blogdiskussionen benutzt. Letztens wurde ich aber zum ersten mal gefragt, "Was ist für dich überhaupt kommerzielles Larp?" und ich konnte es nicht eindeutig beantworten. Also höchste Zeit es einmal für mich zu definieren.

Intuitiv würde ich sagen Kommerzielles Larp, ist ein Larp, mit dem Geld verdient wird. Tja, aber wer verdient woran Geld? Händler sind sicher kommerziell, denn das ist ihr Job, genauso, wie Tante Emma mit ihrem Gemischtwarenladen. Die Orga aus 18jährigen, die neben der Schule, oder Ausbildung ihren kleinen Con auf dem Zeltplatz Hintersheim organisieren und neben massig Freizeit auch noch die Hälfte ihres Taschengeldes dort reinstecken, sind dagegen sicherlich nicht kommerziell. Aber was ist mit der ganzen Grauzone dazwischen? Wo ist jetzt der Unterschied, ob ich von 400€ Conbudget Pyro und eine Nebelmaschine kaufe, oder eine Bürokraft einstelle, die die Conanmeldung und den "Papierkram" abwickelt?

Laut Brockhaus wird Kommerz heute meist abwertend im Sinne eines "allein auf Gewinnerzielung gerichteten Interesses" verwendet. Nach dieser Definition gibt es im deutschen Larp wohl kaum Kommerz, denn selbst die meisten Händler haben ihr Geschäft nicht allein auf Gewinnerzielung ausgerichtet, sondern betreiben es unter anderem auch aus Spaß am Hobby. Außerdem ist mit Larp, trotz vieler anderslautender Urban Legends, bestimmt noch niemand reich geworden. Die meisten landläufig als kommerziell Beschriebenen sind Studien- oder Ausbildungsabbrecher, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben und sicherlich mehr verdienen würden, wenn sie ihre Ausbildung durchgezogen hätten und regulär in ihrem Ausbildungsberuf arbeiten würden.

Das führt mich zu folgender, zugegebenermaßen recht harten, Definition eines kommerziellen Cons:

Def. kommerzieller Con: Ein Cons ist dann kommerziell, wenn er mit der Absicht organisiert wird Gewinn in materieller oder monetärer Form zu erwirtschaften und/oder Organisationsmitglieder für ihre Arbeit entschädigt werden.

Erster Punkt bedeutet, dass sobald eine Orga aus ihrem Conbudget Dinge anschafft, die nicht ausschließlich für den Con sind, dieser nach meiner def. kommerziell wird. Will heißen Pyro, Panzertape und Lampenöl sind OK aber Nebelmaschine, Wappenröcke für die NSCs usw. würden ihn kommerziell machen. Da nach dieser Definition aber so gut wie alle Cons kommerziell wären möchten ich den Punkt doch noch ein Stück aufweichen und alle Gegenstände von dieser Regelung ausnehmen, ohne die der Con nicht in dieser Form stattfinden könnte. Will heißen Nebelmaschine und Wappenröcke sind unverzichtbar und dadurch wird ein Con doch nicht kommerziell, sondern erst, wenn z.B. ein Ritterzelt in den Landeswappenfarben o.ä. angeschafft wird. Leider wird es hier dann schon ein wenig schwammig.

Die Absicht Gewinn in monetärer Form zu erwirtschaften sollte klar sein. Auch wenn die Orga selber ehrenamtlich tätig ist und der Gewinn eines Cons dem gemeinnützigen Vereinszweck oder einem anderen, von der Orga veranstalteten Con, zugute kommt, dann ist der Con selber (nicht die Orga, nur der Con) Kommerziell, wenn er mit einem beabsichtigten Plus aus der Kalkulation herauskommt. Das betrifft dann tatsächlich viele Cons unter anderem auch einige, die ich organisiert habe. Für unseren letzten großen Con haben wir z.B. zwei kleinere Cons veranstaltet um das große Spektakel mitzufinanzieren. Sprich die Einnahmen aus den beiden kleinen Cons sind in das Budget des großen geflossen, wodurch dieser überhaupt erst möglich wurde. Wir wollten zwar nicht kommerziell sein und haben auch alles ehrenamtlich gemacht, aber nach objektivem Betrachten, muss ich nun sagen, dass diese Cons eindeutig kommerziell waren. Nach dieser Definition sind übrigens auch fast alle Tavernen Kommerziell.

Einen Con als Kommerziell einzustufen, wenn ein Orgamitglied für seine Arbeit entschädigt wird halte ich insofern für sinnvoll, als dass Cons ohne ehrenamtliche Arbeit gar nicht funktionieren würden. Wenn man Tavernen und bestimmte kleinere Cons einmal außen vor lässt, dann wäre ein Con mit einer voll bezahlten Orga so teuer, dass niemand hingehen würde. Würde jedes Orgamitglied pro Arbeitsstunde, die in einen Con gesteckt wird nur 6€ bekommen, dann wären die Kosten so hoch, dass sie nicht mehr auf die Teilnehmer umgelegt werden könnten. Selbst (oder vorallem) die Großcons und andere allgemein als kommerziell eingestufte Cons wären ohne die ehrenamtliche Mitarbeit vieler helfender Hände unmöglich. Trotzdem halte ich es für sehr sinnvoll Leute für ihre Arbeit zu bezahlen. 400€ Conbudget sind sicherlich sinnvoller in eine Bürokraft investiert, als in Pyro, Licht & Sound und obwohl es mMn einen Con kommerziell macht ist damit den Teilnehmern wesentlich mehr geholfen. Ob Dienstleister, wie eine Tavernencrew oder Barden dabei zur Orga zählen lasse ich hier bewusst mal offen und will es bei der entsprechenden Situation von Fall zu Fall entscheiden.

Nach dieser Definition gehören viele Cons (vorallem Tavernen), die landläufig nicht als kommerziell eingestuft werden doch in die Kommerziell Ecke. Das gefällt mir eigentlich ganz gut. Ich bin gegen Geldmacherei, aber wie wir gerade ja gemerkt haben sind Geldmacherei und Kommerziell doch zwei recht verschiedene Paar Schuhe. Kommerzielle Larps werden mit einer anderen Messlatte gemessen, als andere, aber die meisten werden dem auch gerecht und sie brauchen sich nicht vor der Kritik zu verstecken. Ich bin auf jeden Fall für mehr kommerzielle Larps und für eine Entdeckung der Professionalität.

TobiasCronert


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