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DieGrenadiere

Die Grenadiere

Nach Oschenheim zogen zwei Grenadier,
Die waren im Osten gefangen.
Und als sie kamen in fremdes Quartier,
Sie liessen die Köpfe nicht hängen.

Da hörten sie beide die traurige Mär:
Das Oschenheim verloren gegangen,
Besiegt und zerschlagen das Landsknecht Heer
Und der Markgraf, der Markgraf gefangen.

Da weinten zusammen die Grenadier
Wohl ob der kläglichen Kunde.
Der eine sprach: Wie weh wird mir,
Wie brennt meine alte Wunde!

Der andere sprach: Das Lied ist aus,
Auch ich möcht mit dir sterben,
Doch hab ich Weib und Kind zu Haus,
Die ohne mich verderben.

Was schert mich Weib, was schert mich Kind,
Ich trage weit wichtigres Verlangen;
Lass sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind
Mein Markgraf, mein Markgraf gefangen!

Gewähr mir, Bruder, eine Bitt,
Wenn ich jetzt sterben werde,
So nimm meine Leiche nach Oschenheim mit,
Begrab mich in ceridischer Erde.

Das Ehrenkreuz am roten Band
Sollst du aufs Herz mir legen;
Die Arkebuse gib mir in die Hand,
Und gürt mir um den Degen.

So will ich liegen und horchen still,
Wie eine Schildwach, im Grabe,
Bis einst ich höre Kampfgebrüll
Und wiehernder Rosse Getrabe.

Dann reitet mein Markgraf wohl über mein Grab,
Viel Schwerter klirren und blitzen;
Dann steig ich gewaffnet hervor aus dem Grab
Den Markgraf, den Markgraf zu schützen.

(Original Heinrich Heine, leicht verändert von TobiasSeybold)


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