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RickS./Rumpel

Rumpo (Rumpel) Senfkorn

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Charakterbogen

bespielt auf:

Vorstellung

  • Vorstellungslitanei nach Vorbild von Tolkien:
    Ich bin der Lastenträger und Brennholz-Säger, der Essenzubereiter und Wegbegleiter, der die Waffe falschrum hält und sich den Apfel rückwärts schält, der Angsterfüllte, der Angebrüllte, der die Trommel schlägt und den Trupp verpflegt, der Moralstärker und Blitzmerker, der Weinbringer, der schlechte Singer, der Jungspund und der Veteran. Ich bin immer hinten dran und doch steh ich ganz vorne an. Ich bin der Knecht und doch geht's mir nicht schlecht.

Kurzinfo für SL:

  • Rumpel ist ein sehr einfacher, bodenständiger Charakter, der über keine besonderen Talente verfügt. Seine Hauptaufgabe besteht darin, die schwere Ausrüstung und Verpflegung der Gruppe zu tragen und gelegentlich zu kochen. Zudem behauptet er hartnäckig, Wunden versorgen zu können - hat dies jedoch nie wirklich gelernt und stellt sich daher meist sehr dilettantisch an.
  • Er kann nicht kämpfen (als Spieler habe ich damit kein Problem - der Charakter kann es jedoch nicht und soll es auch nicht IT lernen) und ist generell friedlicher Natur, kann sich bei Kneipenschlägereien aber durchaus seiner Haut wehren, ist bei bewaffneten Konflikten jedoch auf die Hilfe von Anderen angewiesen.
  • Sein langfristiges Ziel ist die Rückkehr nach Angbar, mit genug Geld, um sein eigenes Wirtshaus zu eröffnen, sowie dieses mit seiner zukünftigen Frau (die er noch sucht - dies war der Grund für seinen ursprünglichen Aufbruch) zu betreiben.
  • Als Kurzfristiges Ziel trachtet er nach Respekt von Seiten der Bärentatzen-Söldner, die ihn bisher zwar als "irgendwie nötig", aber ohne nennenswerten Respekt behandeln, was sich jedoch aufgrund zurückliegender, gemeinsamer Abenteuer bereits etwas gebessert hat.
  • Rumpo ist generell schnell verängstigt, sobald Gewalt oder übernatürliches im Spiel ist.

IT-Hintergrundgeschichte:

  • Rumpel stammt aus einer gut situierten Händlerfamilie aus Angbar und sollte das Geschäft seines Vaters weiterführen, wenn dieser sich zur Ruhe setzt.
    Als Halbwüchsiger jedoch beobachtet er beim Fegen der Straße vor dem Laden seines Vaters einen Heereszug, der durch die Stadt marschiert.
    Die glänzenden Rüstungen und die schönen Uniformen gefallen ihm (und den Mädchen in der Stadt) so sehr, dass er beschließt sich dem Tross anzuschließen.
    Tatsächlich überlässt ihm ein alter Fahnenträger seine Trommel, um kurz auszutreten.
    Nach Rumpos Takt jedoch marschiert der Zug weiter und der alte Fahnenträger holt erst abends wieder auf.
    Fortan ist Rumpel als seine Vertretung unterwegs und darf immer öfter selbst den Takt vorgeben.
    Kämpfen hat er nie gelernt - wohl jedoch, dass die Waffen der Kämpfer grausame Wunden schlagen können.
    Immer wieder hilft er den Feldschern und Heilern, Verbände anzulegen und die Verwundeten ins Lazarett-Zelt zu schleppen.
    Er kann also Wunden versorgen (oder glaubt das zumindest). Bisher haben seine "Heilkünste" (wenn man es so nennen will) bereits ein paar wenigen Leuten das Leben gerettet.
    Wer jedoch auf eine schmerzarme und professionelle Heilung hofft wird bitter enttäuscht werden. Manche seiner Patienten sollen erzählt haben, dass sie Peraine für die Erlösung dankten, als sie vor Schmerzen und Blutverlust ohnmächtig wurden.
    Zudem kann jeder, der von Rumpo "behandelt" wurde (und überlebt hat) stolz davon erzählen und auf die zurückgebliebenen Narben deuten.
    Als der Tross in Ferdok stationiert war, verliebte er sich in eine Lanzerin.
    Der Tross zog weiter, doch Rumpel blieb zurück.
    Schließlich jedoch erwischte ihr Verlobter ihn mit ihr im Stroh, so dass Rumpel gezwungen war Hals über Kopf aufzubrechen.
    Nur mit seiner Kraxe und seiner Trommel machte er sich auf den Weg und traf durch Zufall im Wald einen Söldnertrupp in grünen Gewändern.
    An jenem Abend floss der Wein reichlich und Rumpel kann sich nicht erinnern, wie er den Hauptmann überzeugen konnte, doch seither ist er mit diesem Söldnerhaufen unterwegs um sich zumindest ein wenig Geld zum Leben zu verdienen.

In-Time-Tagebuch

Tobrien Treibjagd 4

Seit nunmehr zwei Praiosläufen sind wir in den schwarzen Landen Tobriens unterwegs. Obgleich man sich gar schauerliche Geschichten über diesen Landstrich erzählt, komme ich nicht umhin von Zeit zu Zeit die Schönheit der Natur zu bewundern. Auch hier wachsen Kiefern, Eichen und Buchen, ganz wie in Angbar und Ferdok. Seit kurzem beobachte ich, dass unser Auftraggeber Giesbert sich seltsam benimmt. Er blickt sich immer wieder um, als erwarte er irgendetwas.

Ich habe von Giesbert eine getrocknete Beere geschenkt bekommen, die ich nicht kenne. Sie schmeckt süß und lecker. Ich vermute, dass er sie aus einem südlichen Land mitgebracht hat. Kurz darauf bestand er darauf, dass wir alle von seiner Flasche Premer Feuer tranken. Ich lehnte ab, da ich diesen Höllensud nicht vertrage. Einzig Cormagh ließ sich überzeugen und nahm einen kräftigen Schluck. Man merkt ihm seine Thorwalsche Herkunft in solchen Momenten besonders an.

Giesbert macht mir Angst. Er kichert unablässig und faselt davon, dass Cormagh sterben würde.

Peraine steh mir bei! Sie haben Giesbert gefoltert! Cormagh ist anscheinend vergiftet worden und wir Anderen sind dem tödlichen Trunk wohl nur knapp entronnen. Giesbert scheint wie von Sinnen zu sein. Er lachte und kicherte, als Cormagh ihm die Finger brach und die Fingernägel herausriss. Rondra möge ihm vergeben, dass er sich derart an diesem wehrlosen Mann vergangen hat. Überall scheint Blut zu kleben, doch Daro hat mir verboten Giesbert zu versorgen.

Ich bin verzweifelt. Cormagh wird immer schwächer und Giesbert ist dem Tode nah. Ob es von seinem Trank herrührt, den sie ihm eingeflößt haben, oder ob es an den grausamen Verstümmelungen liegt, die sie ihm beigebracht haben, vermag ich nicht zu sagen.

Cormagh ist am Ende seiner Kräfte. Ich habe getan, was ich konnte, doch das Salz scheint nicht zu wirken - ebensowenig wie der Wirselkraut-Trunk. Boron möge sich Giesbert annehmen. Ich konnte nichts mehr für ihn tun, nachdem Cormagh ihm mit letzter Kraft das Genick brach. Da kein Geistlicher zugegen war, tat ich mein bestes, ihn Rondragefällig aus dieser Welt zu geleiten. Ich fertigte ihm ein Schwert aus Zweigen des Waldes, faltete seine Hände um den Griff und schloss seine unheimlich starrenden Augen. Leider war es mir nicht möglich ihm noch ein Gebet mit auf den Weg zu geben, wollte ich Cormagh nicht ebenfalls an Boron verlieren.

Giesbert hatte diverse kleine Fläschchen an seinem Gürtel. Den größten Teil des Inhaltes kenne ich nicht, doch ich gehe davon aus, dass eines der Fläschchen ein Gegengift enthält. Ich kann jedoch beim besten Willen nicht feststellen, welches das richtige ist.

Cormagh hat in seiner Verzweiflung alle Fläschchen geleert. Es scheint, als ginge es ihm schon etwas besser.

Eine Gruppe in rot-schwarzen Gewändern und schwer gerüstet hat uns erzählt, dass sie ebenfalls Söldner wären und wir für sie in einem nahen Lager spionieren sollten. Die Aussicht auf ein Lager klingt wie Musik in meinen Ohren. Cormagh scheint langsam zu genesen. Er kann sich zwar noch kaum auf den Beinen halten, doch das Gift hat nun nichtmehr die Macht, ihn in Borons Hallen zu holen.

Endlich sind wir im Lager angekommen. Daro hat uns bis tief in die Nacht marschieren lassen, um das Lager zu erreichen. Meine Beine schmerzen und meine Kraxe muss dringend repariert werden. Ich werde heute noch damit beginnen, denn die Leute hier sind mir äußerst unheimlich.

Die Zwölfe stehen mir bei! In diesem Lager wimmelt es von Dämonenkultisten! Anfangs dachte ich nur, dass die Lagerherrin und der Lagerherr seltsam streng wären, doch nun sprachen einige Leute offen über einen Gott namens Belhalhar oder so ähnlich und bezeichneten die Löwin Rondra als Dämonin. Leider hat Daro entschieden, dass wir uns zuerst ausruhen sollten, und bei Anbruch des Morgens fliehen würden. Boris hat mir geraten die Kraxe für die Flucht zurückzulassen, da ich mit ihr nicht schnell rennen kann. Leider hat er recht. Das nötigste Gepäck werde ich in seinen Rucksack und meine kleine Ledertasche packen, um sofort aufbrechen zu können.

Boris und ich hatten noch ein Zusammentreffen mit unseren rot-schwarzen Auftraggebern. Sie wollen, dass wir wichtige Dokumente im Lager finden und stehlen. Zudem legten sie uns dringend nahe, uns auszuruhen, um für die Flucht morgen Kraft zu haben. Ich ging daraufhin zu Bett. Boris indes blieb wach um unser Zelt zu bewachen.

Ein neuer Praioslauf ist angebrochen. Ich bin unruhig. Daro will fliehen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Boris hat in der Nacht die Dokumente gestohlen. Ich weiß nicht, ob ich ihn einen Helden oder einen Narren nennen soll.

Sind auf der Flucht vor den Dämonenpaktierern. Sie wollen uns umbringen. Alle. Rondra steh' uns bei!

Endlich ausser Gefahr! Die Zwölfe waren uns wohl sehr gewogen. Daro hat kaum zwei Stundengläser weit vom Lager entfernt einen Hinterhalt befohlen und mir einen Speer in die Hand gegeben. Die Kämpfer wurden von den Finsteren zurückgedrängt und ich fiel mit einem schwarz-roten Bogenschützen in die Hände der Finsteren. Den Bogenschützen brachten sie vor meinen Augen um. Mich jedoch verschonten sie aus einem mir unbekannten Grund. Ich betete zu Rondra und Peraine. Mein Arm war gebrochen und ein ebenfalls verletzter Söldner namens 'Raasch' wurde beauftragt mich zu bewachen. Der Arme hatte eine üble Schnittwunde am Bein. Ich bot ihm an, seine Wunde zu versorgen, wenn er mich nur am Leben ließe. Er willigte ein und ich verband seine Wunde, sogut ich mit einer Hand eben konnte. Auch gab ich ihm einen guten Schluck Wirselkraut-Trunk. Diesen schien er jedoch nicht zu vertragen und schon nach kurzer Zeit war kaum noch in der Lage zu sprechen. Man hätte meinen können, ich hätte ihm einen kräftigen humpen Angbarer Zwergenbock eingeflößt. Alsdann kam eine alte Hexe zu uns, die uns beide zwang gräßliche getrocknete Frösche zu essen. Außerdem nähte sie mit meiner eigenen Nadel dem armen Raasch den Verband, den ich ihm angelegt hatte in die Wunde. Sie glich in ihrer Art eher einer Metzgerin, denn einer Heilkundigen, auch wenn die das immer wieder beteuerte. Als schließlich ein mir bekannter Waldläufer den Finsteren Bericht erstattete, dachte ich bereits, es wäre um all meine Kameraden geschehen und ließ alle Hoffnung fahren. Kurz darauf jedoch flüsterte er mir zu, dass er einen Heiltrank für mich dabei habe, und ich fliehen sollte, sobald sich die Möglichkeit böte. Ich hatte keine Zeit, meine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Jedoch werde ich für diesen tapferen Kämpfer beten. Er ist in seiner List und Täuschung ein wahrer Jünger Phexens und dennoch ehrenhaft wie es Rondra nur wünschen kann. Als ich floh, vergoss ich einige Tränen für Raasch. Wir waren inzwischen Freunde geworden, doch da er nicht laufen konnte - Peraine vergib mir - musste ich ihn liegen lassen um selbst fliehen zu können. Nach wenigen Augenblicken bereits traf ich auf meine Kameraden, die mich herzlich willkommen hießen, mich stützten und mir Wasser gaben. Ein Magus in rot-schwarzen Gewändern "untersuchte" mich daraufhin, indem er in meinen Geist eindrang. Nie wieder werde ich im Feindesland vor einem solchen Fingerwackler meinen Helm abnehmen, das schwöre ich bei Rondra. Es war grauenvoll. Nach weiteren zwei Stundengläsern des vollen Laufs durch die Wälder der schwarzen Lande, gelangten wir endlich auf freies Feld, wo Daro eine Finte legte und die Feinde in die falsche Richtung wies, während wir uns versteckt hielten. Boris sagte zu mir, dass mich nun einen waschechten Veteranen Schwarztobirens nennen dürfe, da ich nicht nur mitgekämpft habe, sondern auch lebend und mit reichem Sold aus den schwarzen Landen zurückgekehrt sei. Nun ist es für mich an der Zeit eine Taverne zu suchen und bei Wein, Weib und Gesang die Erinnerungen an diese schrecklichen Praiosläufe verschwimmen zu lassen.

(Ende "Tobrien Treibjagd 4")


Rabenschwinge-Wintertaverne 2012

Endlich ein wenig freie Zeit, in der ich nicht mit der alten Betzi den Bärentatzen hinterher laufen muss. Der alte Esel wird auch immer störrischer. Naja - freie Zeit ist es ja eigentlich auch nicht so richtig, denn ich muss noch viel Proviant kaufen und einiges davon einkochen, einsalzen oder zumindest für die weitere Reise vorbereiten, aber das sieht natürlich ausser mir wieder niemand. Ich will mich aber auf garkeinen Fall in Richtung der Orklande aufmachen, ohne genug Proviant mitzunehmen. Ein Gutes hat es wenigstens, dass wir hier Rast machen: Die Märkte von Prem sind prall gefüllt und die Preise annehmbar, und das Fleisch verdirbt in der Kälte kaum. Einzig vom Bier brauen verstehen sie hier nicht so viel, aber das Angbarer Bockbier kann ohnehin nicht so schnell jemand übertreffen. Heute Abend werde ich auf jeden Fall in eine Taverne gehen, wenn ich vom Markt zurück bin. Ein wenig Bier wird mich sicher wieder auf andere Gedanken bringen.

Es war ein wirklich schöner Abend. Die Thorwaler verstehen es schon zu feiern, auch wenn mir das Premer Feuer so garnicht schmecken mag. Daro störte das jedoch wenig, wie mir scheint. Das Essen war gut und reichlich. Der Wirt hatte sogar eine ganze Sauhaxe im Schankraum stehen, an der man sich mit einem bereitgelegten Messer bedienen durfte. Ein wirklich vorzügliches Stück Fleisch. Dazu gab es Brot, das auf den Tischen lag und einen mit Kräutern gewürzten Jungkäse, der in Krautblättern darauf drapiert war. Auch Mohrrüben und Äpfel lagen an jedem Tisch. Kurze Zeit hatte ich Angst, ich könnte all das auf keinen Fall bezahlen, doch der letzte Sold ist ja Travia sei Dank noch nicht allzulange her. Leider war mein Säckel beim Verlassen der Taverne trotzdem wieder völlig leer.

Eines werde ich wohl nie begreifen: Diese Thorwaler scheinen niemals zu frieren. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit veranstaltete der Wirt auf einer nahen Wiese noch ein Imman-Spiel. Bis die Mannschaften jedoch endlich mit dem Spiel begannen, zitterte ich bereits wie Esbenlaub vor Kälte. Hernach lobten alle die Spieler, dass sie Pottwal Prem nahe kämen. Ich kann mir jedoch nach dieser armseligen Vorstellung nicht denken, dass der Pottwal eine wirkliche Chance auf einen Sieg gegen die Flinken Frettchen aus Ferdok hätte.

Wie üblich in Thorwal gab es hernach auch noch eine wüste Prügelei, in der ich natürlich auch ein blaues Auge abbekam, obwohl ich nur zufällig in der Nähe stand. Als meine Gedanken dann wieder einigermaßen klar waren, bedankte ich mich bei diesem dreckigen Horasier mit einem beherzten Schwung der Schöpfkelle, die noch an meiner Kraxe hing. Hoffentlich bleibt seine Nase krumm davon.

Wirklich ernst wurde es jedoch erst, als irgendjemand lauthals "Für Borbarad!" brüllte. Ich muss sagen, in diesem Punkt kennen die Thorwaler keine Gnade. Dieser Dämonenpaktierer wurde sogleich niedergeschlagen und nach draußen geschleift. Irgendwie hat es Ragnar trotzdem geschafft, die gesamte Brust voller Brandblasen zu haben, als er wieder in den Schankraum geführt wurde. Peraine sei Dank gab mir eine nette junge Frau etwas von ihrer Salbe ab. Ich vermute aufgrund des Geruches, dass es sich um eingekochtes Wirselkraut handelte. Diese Salbe strich ich großzügig auf Ragnars Brandwunden. Mehr konnte ich jedoch nicht für ihn tun, da mir so etwas damals, als ich noch den Heilern zusehen konnte nicht untergekommen ist. Nur ein verbrannter Finger oder eine Handfläche waren einmal dabei, nicht jedoch so großflächige Verbrennungen, wie bei Ragnar. Ich sagte ihm, dass er zu Peraine beten soll, auf dass sie wohlwollend auf die Heilung seiner Wunden sehen solle. Kurz darauf erfuhr ich, dass die junge Frau, die mir die Salbe gab, ebenfalls verletzt war. Ein tiefer Schnitt war auf ihrer Handfläche zu erkennen. Das ist eine Verletzung, mit der ich beim Umgang mit scharfen Küchenmessern wenigstens regelmäßig üben kann. Eine Zahori gab ihr ein Beissholz und hielt sie fest, während ich ihr die Wunde zunähte und einen Verband darumwickelte. Ich bin schon etwas stolz darauf, dass sie während des Nähens eingeschlafen ist. Offenbar ist meine neue Nadel sehr scharf. Das ist mir noch nie passiert. Die meisten schreien und Zetern während des Nähens, doch sie ist mir dabei glatt eingeschlafen.

Daro hat auch zugestimmt, dass ich für mein Eingreifen in der Taverne einen Teil von Hals Sold bekomme, da dieser mal wieder nicht dort war, wo er gebraucht wurde.

Zurück im Premer Hof war ich schließlich erst, als Praios' Schild bereits wieder über den Horizont stieg.

(Ende der "Rabenschwinge-Wintertaverne 2012")


Kalte Herzen

Ewige Wälder - so scheint mir der Landstrich "Nornja", durch den wir geführt werden. Daro sagte mir, dass wir auf einer harmlosen Expedition seien, aber in Festum haben mir einige weitgereiste Leute erzählt, dass es hier Waldschrate, Schwarzpelze und sogar Tatzelwürmer geben soll, die arglose Wanderer einfach auffressen. Eine junge Frau aus Sewerien sprach auch noch von einer Schauergestalt namens Butz, der den Erzählungen nach Ähnlichkeit mit dem Rabatzmann hat, von dem mir meine Mutter früher oft erzählt hat. Bei Travia, ich hoffe nicht, dass wir solchen Schauergestalten begegnen.

Den ganzen Tag sind wir gewandert. Scheinbar ist auch Daro und Cormagh inzwischen unwohl, denn sie haben mir das Trommeln verboten. Außerdem meinten sie, dass Waldschrate Gemecker riechen könnten und ich deshalb meinen Mund halten solle. Auch wenn ich das kaum glauben kann, will ich doch kein Risiko eingehen, von einem Waldschrat verschlungen zu werden.
Hoffentlich kommen wir bald im Dorf an. Das Licht des Tages ist längst schon dem Rad Madas gewichen, doch Daro und der Anführer der Expedition wollen unbedingt noch das Dorf erreichen. Ich hoffe es ist nicht mehr weit, denn meine Füße sind vom Matsch des Waldbodens nass und kalt und die schwere Kraxe schmerzt mir auf den Schultern.

Urmel indes schlägt sich wacker. Ihr scheint der große Korb, den sie auf dem Rücken trägt nichts aus zu machen. Sie ist eine Nostrierin, wie man sie kennt - stark wie ein Holzfäller und stur wie ein Esel. Doch sie ist freundlich und fleißig. Ich mag sie jetzt schon.

Travia sein Dank! Wir haben in einer Höhle Unterschlupf gefunden. Überall liegen Verletzte. Kurz nachdem wir die ersten Häuser des Dorfes passiert hatten, sahen wir plötzlich dunkle Gestalten durch den Abendnebel wanken. Schnell wurde uns klar, dass das keine normalen Dorfbewohner waren.
Die Toten hatten sich vom Boronanger erhoben und wankten nun zwischen den Hütten umher. Es scheinen hunderte zu sein, und sie schlurften von allen Seiten auf uns zu. Daro, Cormagh und Urmel ließen ihr Gepäck fallen und griffen zu den Waffen, um die Reisegruppe zu beschützen. Wie kann man nur so töricht sein? Anstatt zu laufen, stellten sie sich der Übermacht und hielten die verwesenden Kadaver auf Abstand, bis wir alle in der Höhle Schutz gefunden hatten. Daro sagte zu mir, dass sie noch versuchen wollten, das Gepäck zu bergen, das sie zuvor zurück gelassen hatten. Ein Alverankommando, doch ehe ich etwas erwiedern konnte, hatte er das Tor bereits vor mir zugeschlagen und war mit Cormagh und Urmel in die Dunkelheit davongestürmt. So blieb mir nichts übrig, als die Verletzten so gut es eben ging zu versorgen. Eine freundliche, junge Wundärztin half tatkräftig mit und behandelte die schweren Fälle, während ich kleinere Wunden nähte und half, die Verletzten tiefer in die Höhle zu schleppen.
Wir entdeckten dort einen Schrein, der einer Göttin namens Ifirn geweiht ist, und offenbar heilende Wirkung besaß. So legten wir besonders die schwer verletzten vor diesem Schrein auf Decken, auf dass sie schneller genesen. Ich danke Peraine für diese glückliche Fügung.
Auch fanden wir hier einige überlebende Dorfbewohner, die sich ebenfalls hierher geflüchtet hatten. Sie erzählten wirre Geschichten von Banditen, Druiden und wandelnden Toten. Hätte ich die umherwankenden Leichen nicht selbst gesehen - ich hätte sie für verrückt gehalten.
Irgendwann wurde beschlossen, die Türe zu verbarrikadieren, auf dass die Untoten sie nicht einrennen könnten. Mir fuhr der Schreck in alle Glieder. Daro, Cormagh und Urmel waren immernoch da draußen! Als ich meine Angst in die Höhle schrie, zeigte sich zu meiner grenzenlosen Erleichterung, dass alle Drei bereits wieder unversehrt in die Höhle gelangt waren, und ich es durch den ganzen Trubel anscheinend nur nicht mitbekommen hatte. Travia sei Dank!
Nachdem wir uns ein wenig beruhigt hatten, verlangte Cormagh wieder einmal nach etwas zu essen. Ob es mir wohl je gelingen wird, diesen alten Thorwaler zu sättigen? Doch da zu diesem Zeitpunkt nichts wichtiges zu tun war, begann ich also meine Kraxe zu leeren, und das verbliebene Essen zu verteilen. Auf Daros Geheiß hin bekamen auch die Dorfbewohner etwas ab.

Ein Glück, es ist den Kämpfern gelungen, die wandelnden Toten soweit zurück zu drängen, dass wir zu den Hütten des Dorfes konnten, in denen noch Vorräte lagerten. Zudem schienen die Türen unversehrt, so dass wir beschlossen, uns darin bis zum nächsten Morgen zu verbarrikadieren und dann im Schein der Praiosscheibe weiter zu sehen.
Auch wenn mich das mulmige Gefühl die ganze Nacht nicht wirklich zur Ruhe kommen ließ, so sank ich schnell in Borons Arme. Entgegen meiner Befürchtungen gab er mich des Morgens jedoch wieder frei und das Licht des neuen Tages verhieß mehr Glück, als die Dunkelheit der letzten Nacht.

Nach einer ausgiebigen Befragung der Dorfgewohner entschied unser Anführer, Falk von Nevelgard, die Banditen zu suchen, von denen die Dorfbewohner berichtet hatten, um heraus zu finden, ob sie etwas mit den Ereignissen um das Dorf etwas zu tun haben. Anscheinend wurde zudem eine Dorfbewohnerin vermisst, die vermutlich als Geisel von den Banditen gehalten wird. Also werde ich nun meine Kraxe für die Wanderung füllen, auf dass wir bald aufbrechen können.

Wir waren noch nicht weit unterwegs, da entdeckten die Kundschafter eine Blutspur im Wald, der wir mehrere Stundengläser lang folgten.

Peraine hilf! Die Banditen haben uns aufgelauert! Cormagh und der Bronnjar Bogdan wurden verletzt, und ich bin Borons Reich nur knapp entronnen. Zwei der Dorfbewohner, die uns zu den Banditen führen sollten, hatten mir zunächst geholfen Cormagh zu versorgen, hatten in einem unbeobachteten Moment jedoch eine Axt genommen und mir diese auf den Helm geschlagen. Den Zwölfen sei Dank hat der Helm gehalten und ich bin mit dem Schrecken davon gekommen. Ohne Cormaghs Warnung jedoch, hätte dieser kleine Hohlweg hier auch das Ende meiner Reise sein können. Ich werde in den nächsten Tagen noch mehr beten, als üblich, um mich für die Gunst der Zwölfe erkenntlich zu zeigen. Ein Glück, dass uns die Beiden damit offenbar nur verwirren wollten und sofort das Weite suchten. In dieser Situation wäre es ihnen wohl ein Leichtes Gewesen, Cormagh und mich zu töten.

Nachdem klar war, dass diese Schlacht nicht zu gewinnen war, zogen wir uns so schnell wie möglich ins Dorf zurück, um neue Kräfte zu sammeln.
Einer der Dorfbewohner schenkte uns einen Schinken, für den Einsatz, den wir für das Dorf erbrächten. Ich nahm das Geschenk dankend an und wir aßen genüsslich davon.

Bei Travia! Dieser Schuft! Gerade wurde mir gesagt, dass uns dieser Dörfler, statt eines Schweineschinkens ein Stück Menschenfleisch gegeben hatte! Mir ist speiübel! Wie kann man nur seine Mitmenschen essen?! Ich hoffe er wird dafür bestraft! Bei Travia! So ein Frevel!

Als die Kämpfer gerade die Taktik für den Sturm auf das Banditenlager übten, griffen uns diese auf dem Dorfplatz an. Schon in den ersten Momenten des Kampfes wurde Daro hart am Helm getroffen, dass er nicht mehr fähig war weiter zu kämpfen. Als ich ihn zur Hütte bringen wollte, um ihn besser versorgen zu können, lauerten uns weitere Banditen auf dem Weg auf. Glücklicherweise hörten Cormagh und Urmel meine Pfeife und eilten uns zu Hilfe. Wie eine Naturgewalt fuhren sie unter die Banditen und trieben sie den Pfad entlang aus dem Dorf. Die jenigen Banditen, welche zu langsam waren, machten die Beiden kurzerhand nieder und retteten so sogar eine weitere Dorfbewohnerin, die wohl ebenfalls eine Geisel hätte werden sollen. Ich danke den Zwölfen, dass ich mich derart auf meine Kameraden und Freunde verlassen kann. So war es mir ein leichtes, Daro und die übrigen Verletzten zusammen mit der Wundärztin zu versorgen.

Der Bronnjar von Leuwin hat uns zusammen gerufen, um Gericht zu halten. Zwei Banditen und der Schlächter des Dorfes, welcher uns das Fleisch gab, sind angeklagt. Der erste Bandit wurde auf das Urteil des Bronnjaren hin von den Bewohnern des Dorfes mit einem Knüppel erschlagen. Ein grausames Schauspiel. Die anderen beiden erstach der Bronnjar einfach, ohne ihnen die Möglichkeit der Buße zu geben. Sehr ungewöhnlich, dass er nicht einmal versuchte, seine Leibeigenen auf den rechten Weg zurück zu bringen. Ich werde für die Seelen der beiden beten - auch wenn sie schreckliche Dinge getan haben.

Bei den Göttern! Fredo Ebersen - unser Schutzbefohlener - hat einen Pfeiltreffer direkt in die Stirn bekommen. Überall ist Blut und er scheint kaum noch zu atmen. Glücklicherweise war eine Magierin, die mit ihrem Hokuspokus in der Lage war die Wunde zumindest teilweise zu verschließen, nachdem die Wundärztin den Pfeil entfernt hatte. Auch wenn ich die Naht nicht gerade als sorgfältig bezeichnen würde, so schien es dennoch zu wirken, denn bereits kaum ein viertel Stundenglas nachdem wir den bewusstlosen Fredo vor dem Ifirnschrein in der Höhle abgelegt hatten, wankte er bereits wieder nach draußen und wollte uns im Kampf gegen die Banditen unterstützen. Das ließ die Wundärztin jedoch nicht zu und wies ihn an, ruhig sitzen zu bleiben. Er wirkte etwas benebelt, schien jedoch auf dem Weg der Besserung.

Bereits wenige Augenblicke später trieb uns der Bronnjar Nevelgard wieder dazu aufzubrechen, um die Geisel zu befreien. Ich hoffe die Nähte an den Wunden meiner Freunde halten einen weiteren kampf aus, und die alten Wunden platzen nicht wieder auf.

Mitten im Wald entdeckten wir die Banditen und auch der Druide zeigte sich mit der Geisel. Die Kämpfer fochten tapfer, doch am Ende fanden wir nur noch die Leiche der jungen Frau. Ich bete zu den Zwölfen, dass ihr Tod nicht schmerzhaft war. Daro, Fredo und einige andere Kämpfer verfolgten den fliehenden Druiden, während ich Cormaghs Wunden behandelte und Urmels gebrochenes Bein schiente. Als alle notdürftig versorgt waren, schickte ich Urmel mit den Anderen zurück ins Dorf, da sie gegen die Banditen keine Hilfe mehr sein würde. Cormagh, der wie betrunken umher wankte, sagte mir, dass er noch kämpfen könne und wir auf jeden Fall Daro suchen müssten. So machten wir uns auf die Suche und fanden ihn schließlich mit einem kleinen Grüppchen Verletzter Kämpfer neben einem Bachlauf, in dem der leblose Körper des Druiden lag. Auf dem Weg dort hin fragte mich Cormagh, weshalb ich mich den Bärentatzen angeschlossen habe, und wie ich sterben wolle. Ich erzählte ihm, dass ich einmal im Kreis meiner Familie mit einer lieben Frau und vielen Kindern alt werden und unter meinen Lieben sterben will. Daraufhin erzählte er mir, dass es sein Ziel ist, Ruhm und Ehre zu erlangen, um in Geschichten und Liedern unsterblich zu werden. Er sagte, dass er in einer ruhmreichen Schlacht fallen, und nicht den Gebrechen des Alters erliegen wolle. Ich kann das zwar nicht verstehen, doch es schien ihm unglaublich wichtig zu sein. Ich hoffe für ihn, dass sein Wunsch nach Ruhm in Erfüllung geht und dereinst Lieder von seinen Heldentaten erzählen.
Bei dem Stoßtrupp angelangt, half ich der Wundärztin einmal mehr beim Behandeln der Verletzungen, die glücklicherweise allesamt nicht tief reichten. Daro scheint unverletzt und wollte noch länger rasten, doch der Gestank des Toten treibt mich in den Wahnsinn, und, so hoffe ich, machen wir uns bald wieder auf zurück zum Dorf.

Im Dorf angekommen empfing uns der Ifirngeweihte mit einer guten Nachricht. Er meinte, dass mit dem Tod des Druiden auch die Plage der Untoten zu Ende sei. Welch ein Glück! Wir werden noch eine Nacht hier im Dorf bleiben, und dann mit dem Rest der Expedition die Heimreise antreten. Ich freue mich schon auf das Festumer Gasthaus. Warum habe ich immer das Pech an solch schreckliche Orte zu gelangen?
Ich bete für die handvoll Menschen, die im Dorf bleiben, dass die Zwölfe sie schützen mögen und sie in Zukunft von solch dunklen Mächten verschont bleiben.

(Ende "Kalte Herzen")


Sewerische Geschichten 3

Wieder einmal lässt Daro uns bis in die Nacht hinein marschieren. Er will heute unbedingt das Dorf Karenskoje erreichen.
Die Sewerischen Wälder flößen mir immer noch Angst ein. Man erzählt sich, dass sich hier allerlei Schrecken herumtreiben sollen. Von Tatzelwürmern über Sumpfschrate bis Räuberbanden wurden mir schon die abenteuerlichsten Schauergeschichten erzählt. Bisher jedoch ist uns außer einigen Wildschweinen nichts gefährliches begegnet. Es scheint ganz so, als hätte Magister Dreiwasser - unser Soldgeber - sich mit uns Söldnern nur eine Reisegruppe gekauft. Ihn schützen mussten wir bislang jedenfalls nicht, worüber ich sehr froh bin.

Nachts, wenn alles still ist, und nur die Trommel und das Geräusch des Gleichtritts zu hören sind, könnte man meinen es wäre ein ganzer Heerzug auf dem Weg. Sicherlich wäre kein Räuber so blöd, uns so kurz vor unserem Ziel noch zu überfallen.

Meine Güte war das gruselig! Hier gibt es Sumpfranzen! immer wieder haben wir ihre glühend roten Augen im Unterholz gesehen, und von Zeit zu Zeit huschte sogar eines der haarigen Ungetüme durch den Schein der Laternen. Ihr Geschrei geht durch Mark und Bein.

Ein Glück es ist geschafft! Kaum hatten wir das Dorf Karenskoje erreicht, griffen uns die Sumpfranzen an. Nur mit viel Mut uns Einsatz konnten sie von Daro, Urmeline und den übrigen zurückgedrängt werden. Einige der hässlichen Geschöpfe wurden dabei erschlagen. Wirklich wiederwärtig, diese haarigen Biester mit ihren langen Krallen!

Die Nacht war kurz und unstet. Ich habe noch immer das gruselige Heulen der Ranzen im Ohr. Nachts schreckte ich oft hoch, wenn Zweige knackten oder die grauenvollen Biester schrien. Ich glaube das wird ein langer Tag.
Jetzt muss ich jedenfalls erst einmal Feuer machen, um Tee und Dipelbatsch (Porridge) zu kochen. Später wollte Boris noch die neuen Rekruten drillen. Das ist jedes mal wieder ein toller Anblick, wie sich die Kämpfer an den Waffen üben.
Zumindest das Wetter scheint gut zu werden. Ein Efferdsegen wird uns vermutlich heute erspart bleiben.

Heute haben wir den "Fetten Greg" - die Übungspuppe für die Rekruten aufgestellt. An ihr üben sich die Kämpfer immer wieder mit stumpfen Waffen sowie Pfeil und Bogen. Arlan ist wirklich sehr treffsicher. Kaum ein Pfeil verfehlt sein Ziel, und das obwohl er beinahe doppelt so weit vom fetten Greg entfernt steht, wie die Rekruten.
Boris indes lässt die Rekruten marschieren und übt mit ihnen den Umgang mit den Waffen. Ich bin sehr gespannt, wann ich zur ersten Schnittverletzung gerufen werde. Wie gut dass Hal nicht dabei ist, denn so kann ich meinen Sold wieder etwas aufbessern.
Heute abend wird es Gulasch geben. Ich bereite jetzt erst einmal die Zutaten vor, da das Ganze dann erst einmal etliche Stunden kochen muss, um heute Abend richtig gut zu schmecken.

Arlan ist aus dem Wald zurück und zeichnet gerade an einer Karte der Umgebung. Das Gulasch kocht über dem Feuer und Boris hat die Rekruten bis zur Erschöpfung gedrillt. Die beiden liegen im Gras uns schlafen. Boris amüsiert das prächtig - auch wenn er ebenfalls gleich von der Bank zu fallen scheint vor Erschöpfung. Jedenfalls will er heute noch die ersten Rekrutenspiele beginnen, mit denen die Neuen zu echten Bärentatzen werden sollen. Ich bin schon sehr gespannt, was er sich mit Daro dafür ausgedacht hat.

Die Schmiedehämmer schallen aus dem Ort herüber und rufen es in die Welt: morgen ist der 21. Ingerimm. Tag des Feuers und höchster Feuertag der Handwerker. Ich freue mich schon auf den Götterdienst des Geweihten und werde mich im Dorf nach einer Kerze dafür umsehen.

Die Auswahl an Kerzen ist leider sehr begrenzt - was so kurz vor dem Fuerfest allerdings auch nicht verwunderlich ist. Jeder scheint sich jetzt mit Kerzen ein zu decken. Eine habe ich allerdings gefunden. Eine schöne, orangefarbene Kerze, für die ich gleich noch den Segen Travias erbitten will - soll sie doch das Feuer der Kochstelle bewahren. Ich will sie dann beim Feuerfest an der Esse des Ingerimmgeweihten entzünden, auf dass mir die göttlichen Geschwister wohlgesonnen sind.

Das erste Rekrutenspiel nannte Boris diesmal "Die Wurst des Kochs". Er erklärte mir, dass ich die Wurst, die er mir gab nicht etwa essen, sondern behüten sollte. Er würde die beiden Rekruten ausschicken, um nach mir zu suchen, während ich mich verstecken sollte. Sobald ich gefunden würde, sollte mir ein Gedicht vorgetragen werden. Nur wenn mir dieses Gedicht gefiele, sollte ich die Wurst herausgeben. Anschließend war es die Aufgabe der Rekruten mindestens die Hälfte der Wurst unbeschadet zu Boris zu bringen. Wer immer ihm das größere Stück übergab, sollte der Gewinner des Spieles sein.
Das wird sicherlich ein großer Spaß. Gerade sitze ich hinter einem Busch beim Dorfzentrum und sehe den beiden Frischlingen beim Suchen zu.
Sie haben mich gefunden, als ich zurück ins Lager der Bärentatzen schlenderte. <Sofia> war die Erste. Sie wusste jedoch kein Gedicht und stammelte nur einige Wortfetzen daher. Eberhard indes, der ihr anscheinend gefolgt war, gab ein schönes Gedicht über den Kosch, den Käse und das Bier zum besten und bekam dafür natürlich die Wurst. Leider war Boris zu diesem zeitpunkt sehr nahe, so dass kein Kampf um die Wurst entbrannte und Eberhard das Spiel gewann. Etwas schade zwar, aber das Spiel hat dennoch Spaß gemacht und den Jungspunden hoffentlich gezeigt, dass nicht nur Kraft und Schnelligkeit der Herrin Rondra, sondern auch die hesindegefällige Schläue von Bedeutung sind. Daro jedenfalls hielt sich den Bauch vor Lachen. Er scheint sich auch prächtig amüsiert zu haben.

Oh Schreck lass nach! Die Sumpfranzen waren schon wieder hier! Zwar konnten sie alle erschlagen oder vertrieben werden, doch eines der Biester hat mich am Arm erwischt. Zwar scheint die Wunde nicht tief zu sein, aber sie blutet ziemlich stark. Ich werde einen Verband darauf machen und danke den Zwölfen, dass die Ranze praktisch nur an mir vorbeigerannt war und bereits von bewaffneten Kämpfern verfolgt wurde.

Ich habe Angst! Die Zwölfe stehen mir bei! Gerade wurde mir erzählt, dass man selbst zur Sumpfranze wird, wenn man von einer solchen verletzt wurde. Ich glaube mir ist schon ganz übel. Ich will keine Sumpfranze werden! Daro darf auf keinen Fall von meiner verletzung erfahren! Er würde mich sicher sofort töten lassen! Ich werde nun beten und um die Gunst der Zwölfe flehen. Auf keinen Fall will ich eins dieser haarigen Biester werden!

Mein Arm schmerzt sehr. Arlan hat mich beim Wechseln des Verbandes erwischt und mich mit Urmeline zum Heiler geschleift. Dort wurde mir ein wiederlich scharfer Schnaps zu trinken gegeben und auch auf die Wunde gegossen. Dann wurde die Wunde genäht. Ich werde ihn wohl in nächster Zeit nicht richtig benutzen können. Der Heiler meinte jedoch, dass ich wohl keine Ranze werde, jedoch morgen noch einmal zu ihm kommen solle. Jetzt freue ich mich jedenfalls auf ein gutes Gulasch. Ein letzter Lichtblick an diesen grauenvollen Tag.

Ein neuer Morgen, ein neuer Tag.
Mir geht es nicht besonders gut. Die Wunde schmerzt und mir ist kalt, obwohl alle Anderen schon ohne Mantel zu schwitzen scheinen.
Oh Graus! Das Lager ist ja voller Sumpfranzen und Ratten und Kaninchen! Mir ist speiübel und meine Kameraden haben alle Decken und Mäntel angeschleppt, die sie finden konnten. Hoffentlich frieren sie nicht zu sehr.
Eine Sumpfranze behauptet steif und fest keine zu sein und mich heilen zu wollen. Ochsenscheiße! So leichtgläubig bin ich nicht!
Verrat! Meine eigenen Kameraden haben mich an der Flucht gehindert und zu Boden gedrückt, während die Ranze an meiner Hand gekaut hat! Das Schreiben fällt mir sehr schwer.

Ich hatte einen bösen Traum. Ich träumte, dass wir alle mit Magister Dreiwasser in den Wald gingen. Es war dunkel und er wollte einen Geist befragen. Wir gingen zu einem Baumstumpf und ich leuchtete mit der Laterne, während er das Ritual vorbereitete. Ringsum im Wald raschelten und knisterten ständig die schritte von Tieren und Sumpfranzen. Plötzlich verhielt sich Eberhard seltsam - als hätte ein Geist von ihm Besitz ergriffen. Magister Dreiwasser schien damit gerechnet zu haben und befragte ihn - ja gab ihm sogar Schnaps! Dann plötzlich fiel Eberhard wie ein nasser Sack zu Boden. Was hat das zu bedeuten?

Es ist schon wieder Morgen. Wo ist der Tag geblieben?
Arlan, Eberhard, Urmeline und Daro erzählten mir, dass ich gestern wohl Fieber hatte und mich seltsam verhielt. Auch wurde gestern anscheinend die Wunde erneut ausgebrannt und genäht. Zwar schmerzt meine Hand noch immer, aber ich habe das Gefühl, dass der Schmerz langsam nachlässt.
Heute sollen noch die letzten beiden Rekrutenspiele stattfinden. Ich bin schon sehr gespannt darauf. Zunächst will Magister Dreiwasser aber in den Wald, und Daro sagt, wir müssen ihn begleiten.

Der Magister hat einen Morgendorn-Strauch gefunden und will nun zusammen mit den anderen magiern und einigen Geweihten die Pflanze zerstören und damit die Ranzenplage beenden. Weshalb er sie jedoch nicht einfach anzündet oder sie mit einer Sense oder notfalls einem Schwert abschlägt weiß ich nicht. Daro sagt, dass wir alle am Ritual beteiligten schützen müssen, und ich soll mich nicht zu weit von den Fingerwacklern entfernen.
Anscheinend ist das Ritual geglückt. Die Pflanze scheint verdorrt zu sein und alle sind glücklich. Nun geht es endlich zurück ins Dorf.
Wir wurden überfallen! Genau als der Zug am weitesten auseinandergerissen war, haben sie zugeschlagen. Dreckige Banditen! Offenbar hatten sie es auf die geschwächten Magier abgesehen. Ich zog und zerrte am Arm von magister Dreiwasser, bis die Anderen schließlich meine Alarmpfeife hörten und uns zu Hilfe kamen. Obwohl sie tapfer fochten, kamen wir alle übel zugerichtet im Dorf an. Dem Magister scheint jedoch nichts zu fehlen. Daro ist zufrieden.

Gerade sind drei Rekruten zu echten Bärentatzen geworden. Die beiden Rekrutenspiele haben allen Zuschauern (und wohl auch den Rekruten) viel Spaß bereitet und für so manchen Lacher gesorgt. Bei den Zwölfen - diese Drei werden sicher bald waschechte Veteranen sein und ich bin froh zu den Bärentatzen zu gehören. Diese Söldnereinheit ist fast wie eine Familie, in der jeder auf jeden Acht gibt, und auch der Spaß kommt nicht zu kurz, wenn es die Arbeit erlaubt.
Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, hoffe ich wir reisen bald zurück nach Festum. Die Geschehnisse in diesen Wäldern sind nicht gut für mein Herz. Sumpfranzen, Banditen und ein Morgendorn-Strauch - ein wahres Schauermärchen, aber leider viel zu wahr um schön zu sein.

(Ende "Sewerische Geschichten 3")


Bruderzwist 2

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