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Ausrüstung/Gewandung/VerkleidungGrundlagen

Grundlagen des Verkleidens

Oder warum Armschienen nutzlos und Gugeln toll sind.

Der folgende Artikel versucht zu verdeutlichen, worauf es bei einer Larp-Gewandung ankommt. Ziel ist es auch, gerade Anfängern ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie man "unnütze" Anschaffungen erkennt und wo man die Schwerpunkte setzt, um auch mit begrenzten Mitteln eine taugliche Klamotte zusammenzubekommen. (Für detaillierte Tipps siehe LarpGewandung.)

Die Prioritäten:

  1. Das oberste Ziel ist es, von einem modernen Gegenwarts-Look wegzukommen.
  2. Sicherheit und Wohlbefinden des Gewandungsträgers (Wetterfestigkeit, ...).
  3. Die Erkennbarkeit eines konkreten Charakterkonzepts (Waldläufer, Soldat)

Anschaffungen, die keinen der obigen Punkte unterstützen, sind reiner Luxus (und sollten erst in Angriff genommen werden, wenn Punkte 1-3 zufriedenstellend erfüllt sind).

Die wichtigen Körperzonen

Das Wichtigste zuerst: Nicht alle Körperzonen sind gleich wichtig. Man kann mit recht wenig Arbeit an einigen wenigen Körperzonen schon sehr verkleidet wirken (v.a. Kopf) oder mit viel Geld an großen Flächen immer noch recht normal wirken (etwa Torso).

Optisch

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Der Mensch konzentriert seine Aufmerksamkeit auf Gesicht und Hände. Mit denen wird interagiert, dort finden Mimik und Gestik statt. Von daher sind gerade die Zonen um das Gesicht (Kopf und Schultern) der absolute Kernpunkt des Verkleidens. Hier kann man mit sehr wenig Anstrengung sehr viel erreichen.

Möglichkeiten wären:

  • Helm oder Kopfbedeckung (siehe auch: Blöder-Hut-Credo

  • Masken
  • Frisur

  • Gesichtsentfremdung (Narben, Dreck, ...)
  • Kleidung für Hals/Schultern: Gugel, Halstuch, Kettenhaube, ...
  • Gesichts- und Halsschmuck, Tattoos

Funktional

Zonen-funktional.png

Larp ist Outdoor. Oft ist man mehrere Tage draußen bei Wind und Wetter unterwegs.

Worauf es also ankommt:

  • Bequemes, wiesentaugliches, möglichst wasserfestes Schuhwerk
  • Kleidung gegen Sonnenbrand und Hitzschlag (hier reicht meist ein Hut und ein dünnes Oberteil, am besten noch eine Tasche für Wasser)
  • Kleidung gegen Kälte, Wind und Regen (Wollgugeln sind toll. Weite IT-Kleidung, unter der man viel warme OT-Kleidung tragen kann, ist toll. Eine dicke Wolldecke als Umhang ist ok.)

Hier kann es sehr hilfreich sein, mit mehreren Schichten zu planen - so daß man bei heißem Wetter Sachen ausziehen kann und für kaltes Wetter noch ein paar Stücke in Reserve hat. Praktisch ist es auch, wenn es die IT-Klamotte zuläßt, noch ein paar OT-Kleidungsstücke darunter anzuziehen. (Siehe auch Gewandung für extremes Wetter für weitergehende Tipps.)

Hinsichtlich Larpkampf wäre anzumerken:

  • Latexwaffen auf nackter Haut ziehen ziemlich. 1-2 Lagen Stoff dämpfen schon das meiste.
  • Fingerschutz. Finger sind mit am empfindlichsten und werden vergleichsweie häufig getroffen. Simple gefütterte Handschuhe können da Sinn machen (etwa Winterhandschuhe in Lederimitat).
  • Kopfschutz. Kopftreffer sind unangenehm, und gerade auf die Ohren auch recht schmerzhaft. Eine Stoffhaube hilft da schon einiges.

Die Rest-Gewandung

Das Wichtigste sind die oben genannten Körperzonen, allen voran Kopf und Schultern.

Aber auch für die restliche Gewandung gibt es einige Tricks, wie man mit wenig viel erreicht.

Mehrere Lagen

Mehr Lagen sind besser.

Moderne Alltagskleidung besteht meist aus einer Lage. Ein Oberteil, eine Hose - mehr ist da meist nicht. Auch die meisten Faschingskostüme haben nur eine Lage. Einlagige Gewandungen wirken daher schnell lieblos und billig.

Selbst "Kleinkram" wirkt da schon: Gugel, Schal, Schürze, Weste, Schärpe.

Noch besser ist es natürlich, wenn man von vorneherein seine Gewandung mehrlagig plant und aufeinander abstimmt. Je deutlicher man die unterschiedlichen Schichten sieht, umso besser. Klassischerweise kombiniert man ein Untergewand (lange Ärmel) mit einem kürzeren Obergewand (kurze Ärmel). Dazu etwas des oben genannten "Kleinkrams", und es sieht auch mit simplen Schnitten sehr "angezogen" aus.

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Die Silhouette

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Nicht ganz so wichtig, aber auch über die Form der Kleidung läßt sich ein entfremdender Effekt bewirken.

Moderne Kleidung besteht meist aus einem mittelweiten bis engen Oberteil, das bis an den Gürtel reicht. Dazu eine mittelweite Hose. Kopfbedeckungen werden meist nicht getragen.

Larpgewandung, die in Form/Schnitt der Alltagskleidung ähnelt, hat daher wenig Effekt: Lederhose und Schnürhemd wirken wenig außergewöhnlich. Hingegen wirken Hüte und Helme meist nicht-alltäglich, genauso wie Pluderhosen, Männerröcke oder Schulterverzierungen.

Mögliche Ansätze wären:

  • Kopfbedeckungen
  • Oberteile, die weiter als bis zum Gürtel reichen
  • Besonders enge oder besonders weite Hosen oder Oberteile
  • Betonte Schultern
  • Röcke (funktioniert auch für Männer)

Die Farbwahl

Ein gutes Farbschema für eine Gewandung zu finden, ist nicht leicht. Nicht zuletzt deshalb ist "Schwarzes Zeug mit ner farbigen Tunika" wohl so beliebt. Nachteil ist, dass es aufgrund der Masse sehr schnell nach einer OT-Larp-Mode aussieht (siehe auch KontroverseSchwarz). Oft ist auch so, dass das nachträgliche "um Buntes erweitern" oft schwerer ist, als wenn man gleich vernünftig geplant hätte.

Was meist recht gut aussieht: Sich für zwei eher kontrastreiche Farben zu entscheiden - nicht selten eine helle, eine dunkle. Und dann die Kleidungsstücke so zu wählen, dass die Farben abwechseln.

Verbreitete Farbschemata sind:

  • "heraldisch" (kräftiges rot/blau/grün mit gelb/weiß)
  • naturfarben (rot, braun, grün, evtl. grau in eher gedeckteren Töne)
  • "larpig" (schwarz mit irgendwas)

Schichten-color.png Schichten-schwarz.png
man beachte den Unterschied: gleiches Bild, gleicher Schichtaufbau, einmal bunt und einmal larp-schwarz

Fokus

Eine Gewandung wirkt meist besser, wenn sie die Aufmerksamkeit auf den Gesichtsbereich lenkt. Ist der Bereich "Kopf und oberer Torso" eher detailarm, während andere Körperzonen mit Details aufwarten, dann wird die Gewandung schnell als "überladen", "unruhig" oder "unstimmig" wahrgenommen.

Langweiligen Torso vermeiden

Gerade im Larp gibt es viele Oberteile mit großen leeren Flächen, die meist auch keinen interessanten Kragen haben (Gambesons, Kettenhemden, Wappenrocke, Tuniken). Hier hilft es die Fläche etwas aufzubrechen. Etwa mit einem Wappen auf der Brust, einem Schmuckstück um den Hals, oder einem darüber getragenen Kragen (Gugel, Kettenhaube, Larp-Plattenkragen, ...).

Nicht mehr Details an den Extremitäten als an Kopf und oberem Torso

Manchmal ist weniger mehr.

Sei es durch den billigen Preis von Armschienen, die Häufigkeit von Beintreffern im Larp oder dem Gängeln der OT-Schuh-Feinde in diversen Larpforen: Nicht wenige Larper investieren nach Oberteil und Hose in Accessoires für die Gliedmaßen. Das ist nicht sinnvoll.

Ein Charakter nur mit Arm- und Beinschienen wirkt nicht gerüsteter, sondern wie jemand, der von Rüstung keine Ahnung hat. Ein Charakter, dessen einziges Detail die Beinwickel/Gamaschen/Fellpuschel an seinen Füßen sind, lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters genau auf das, was er eigentlich abtarnen will. So oder so wirkt der Charakter unausgewogen, weil die wenigen Details an den falschen Stellen sitzen. (In geringerem Maße kann einem das auch mit einem überladenen Gürtel passieren.)

Trotzdem ist es natürlich sinnvoll, sehr offensichtliche OT-Schuhe etwas zu verstecken, z.B. mit schlichten Gamaschen.

Zusammenfassung

Achtet vor allem auf den Bereich "Kopf und oberer Torso", gebt euch da richtig Mühe. Schaut, dass es euch OT gut geht. Insbesondere durch taugliches Schuhwerk und einen vorm Wetter (und Larpern) geschützten Kopf.

Ansonsten nutzt die Tipps, um eure restlichen Gewandung von vornherein "gut" wirken zu lassen (mehrere Lagen, durchdachtes Farbschema, womöglich interessante Silhouette). Seht von Verkleidungs-Anschaffungen, die keinen der obigen Punkte unterstützen, erstmal ab - nachher seid ihr vermutlich froh über das gesparte Geld.


Work in Progress. Mithilfe ist gerne gesehen. :)


Rufus, RickS. (Grafiken)


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