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WaldläuferTipsJörg

Der Waldläufer

Der Waldläufer ist wohl einer der flexibleren Charakter-Archetypen, da er Elemente mehrerer Klassen vereint. Zum einen sind die meisten Waldläufer recht gute Krieger, wobei aber leichtere Rüstung und eine gewisse Begrenzung der Art der Waffen ihn hier weniger effizient machen als den Krieger. Zum anderen ist der Waldläufer ein klassischer Hans-Dampf-in-allen-Gassen (mal abgesehen von Magie), da er, um zu überleben, eine Menge Fertigkeiten und Fähigkeiten benötigt.

Der Waldläufer ist der wohl am wenigsten adlige Charakter gleich nach dem Dieb. Krieger haben ihre Ehre, Magier ihre Macht, Priester ihren Glauben und Waldläufer ... tja, Waldläufer haben ihre Freiheit. Es paßt irgendwie nicht wirklich zum Waldläufer, ein adliger Charakter zu sein, obwohl es natürlich auch Ausnahmen geben soll.

Im Gegensatz zu vielen anderen Charakterklassen verfolgen auch die wenigsten Waldläufer ein direktes Ziel. Während der Magier auf der Suche nach mehr Macht ist, der Priester auf der Suche nach mehr Leuten zum Konvertieren, der Paladin mehr Dämonen zu vernichten und der Dieb auf der Suche nach mehr Beute ist, ist der Waldläufer meistens ohne ein konkretes Ziel - eigentlich der klassische Reise-Charakter oder der romantische Wanderer, der immer auf der Suche nach dem ist, was hinter dem Horizont liegt.

Beispiele:

Gute Beispiele für solche Charaktere sind: Robin of Locksley (Robin Hood), Alan a'Dale, vielleicht sogar Tarzan. Neuzeitlicher: Davey Crocket, Lederstrumpf und Old Shatterhand. Modern gesehen ist der Waldläufer auch vergleichbar mit dem Wildhüter, dem kanadischen Mountie oder vielleicht den Army-Rangern. Der Wildhüter wäre der klassische Waldläufer, der Mountie irgendwas zwischen Jäger und Kopfgeldjäger und der Army Ranger irgendwas zwischen Scout und Soldat.

Varianten:

Waldläufer gibt es in einer Menge Ausprägungen: Der militärische Scout, der "einfache" Waldläufer, der Jäger, manchmal auch der Kopfgeldjäger, der Spurenleser, der Schmuggler, dem Steppenläufer, ja, sogar der Nomade und noch einiges mehr. Sie alle haben aber gewisse Grundlinien, die fast immer gleich sind. So leben die meisten Waldläufer, entweder aus purem Opportunismus oder aus Überzeugung, in einem relativen Gleichgewicht mit ihrer Umgebung. Was dem Wald schadet, schadet im Endeffekt dem Waldläufer. Auch das Tragen recht gedeckter Farben (Grün, Braun, Beige und Grautöne) ist bei fast allen Waldläufern zu finden.

Verhaltenstipps und Ausspielen

Eine der wichtigsten Lektionen beim Waldläufer ist folgende: Du bist kein Krieger! Lass dir nichts einreden, die Schlachtreihe ist Sache der Vollplatten und Kettenhemden-Träger. Du bist leicht gerüstet und deine Waffen wurden nicht für die Schlachtreihe geschaffen. Wenn du schon irgendeine Rolle im militärischen Sinne spielst, dann bist du der Scharfschütze mit dem Bogen oder der Scout im Wald. Du bist auch kein Plänkler, den man gegen schwer gerüstete Einheiten verheizt. Ich treffe immer wieder "Militärtheoretiker", die den Waldläufer für eine Art leichtgerüsteten, schnellen und ausdauernden Krieger halten. Aber das ist mal grundsätzlich falsch. Der Waldläufer im Kampf ist verantwortlich für schnelle Überfälle aus dem Hinterhalt, Fallen im Wald und auf den Wegen, Aufklärung und vielleicht noch Überfälle auf das feindliche Hinterland - aber das war's auch schon.

Wenn man mal vom Kampf absieht, der ja ein sehr häufiges Vorkommnis im LARP ist, hat der Waldläufer noch viele andere Rollen. Grundsätzlich ist der Waldläufer einer derjenigen, die prädestiniert dazu sind, geheime Orte im Wald zu finden, um die anderen zu warnen als Wache im Wald auf der Lauer zu liegen und wichtige Kräuter und Gegenstände aus dem Wald zu besorgen. Das ist eine Menge, die man machen kann.

Fähigkeiten

Da der Waldläufer sehr unabhängig sein muss, müssen seine Fähigkeiten auch dementsprechend ausgelegt sein. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass ein Waldläufer so magisch ist wie ein durchschnittlicher Feldstein - Magie gehört also nicht zu seinen Fähigkeiten und ist dementsprechend nicht erwähnt.

Viele der hier erwähnten Fähigkeiten sind Out-Time Fähigkeiten, die man nicht durch Punkte ersetzen kann. Diese Fähigkeiten sollte man real erlernen und ein wenig darüber lesen. Auch wenn es lächerlich klingt: Es schadet nicht, sich ein Pfadfinder-Handbuch zu besorgen, wenn man eine Waldläufer spielen will.

Out-Time

  • Wissen:
    • Der Waldläufer sollte sich grundsätzlich mal ein bisschen mit Wald und Gelände auskennen, wissen, was er seinem Körper zutrauen kann und allgemein nicht zu ungeschickt sein. Eine gewisse Grundkenntnis über Wälder und Survival schadet nie.
  • Tarnung:
    • Der Waldläufer sollte sich tarnen können. Hierzu braucht man grüne, braune und schwarze Schminke und ein paar Stoff-Fetzen. Mit etwas Übung sieht das Ganze dann nichtmal aus wie eine moderne Militärtarnung.
  • Schleichen:
    • Muß man üben, üben, üben - bis man es richtig kann.
  • Klettern:
    • Auch hier: üben, üben, üben.

In-Time

  • Pflanzenkunde:
    • Die wichtigste Einnahmequelle des Waldläufers sind wohl Kräuter. Jeder Waldläufer sollte sich auf diesem Gebiet auskennen - sowohl In- wie auch Out-Time
  • Erste Hilfe:
    • Was macht der Waldläufer bei Verletzungen? Sich selber verarzten wäre wohl angebracht. Mindestens "Erste Hilfe" sollte der Waldläufer als auf jeden Fall besitzen, um damit blutende Wunden zu schließen.
  • Naturheilkunde:
    • Es ist wohl kaum zu erwarten, daß der Waldläufer ein Medikus ist, theoretisch könnte er oder sie aber zumindest auf dem Gebiet der Naturheilkunde etwas erfahren sein, um damit Wunden auch heilen zu können und nicht nur die Blutung zu stillen.
  • Fallen stellen: Larp-Fallen jeglicher Art.
  • Spuren lesen:
    • Sollte jeder Waldläufer aus dem FF beherrschen. Man kann es auch Out-Time erlernen, da es garnicht so schwer ist. Es gibt auf dem Internet ein paar gute Essays über dieses Thema.

Ausrüstung

Auch hier sind einige Vorüberlegungen wichtig. Was für eine Waffe wäre für einen Waldläufer die richtige Waffe? Das Langschwert? - Was macht der Waldläufer, wenn in der Wildnis bei einem Kampf sein Langschwert bricht? Das Kettenhemd? - Im Wald ist es kalt und nass und das Kettenhemd würde schnell anfangen zu rosten. Alle diese Dinge, sollte ein Waldläufer-Spieler im Kopf behalten, wenn er seinen Charakter ausrüstet.

Waffen

Äxte sind Schwertern vorzuziehen. Axtköpfe brechen sehr selten und sind massiver als Schwerter, so dass Rost weniger Einfluss auf die Wirkung der Waffe hat. Ein Schwert, das in der Wildnis bricht, ist eine Waffe, die man weniger hat. Ein neuer Axtstiel hingegen ist schnell geschnitzt und eingesetzt. Der Waldläufer sollte also mindestens eine normale Kampf- und Arbeitsaxt mitführen. 2-Hand-Äxte sind unwahrscheinlich, da sie sehr schwer und unhandlich sind und auf Reisen im Weg beziehungsweise zu schwer wären. Ein sekundäres Handbeil wäre auch noch im Bereich des Möglichen.

Wenn schon ein Schwert, dann entweder ein Kurzschwert oder ein sehr kurzer Säbel. Auf jeden Fall sollten die Klingen stabil sein und es sollte nicht die Hauptwaffe sein.

Ein Speer ist auch eine sehr gute Waffenwahl für den Waldläufer. Es sollte aber ein möglichst einfacher, pflegeleichter Speer sein. Hellebarden und Stangenäxte sind schon wieder sehr übertrieben.

Die Königsdisziplin des Waldläufers ist wohl der Bogen. Obwohl der Langbogen of gepredigt wird, rate ich aus praktischen Gründen zu einem kürzeren Bogen. Beide Bögen sind aber schöne und stimmige Ausrüstungsteile für den Waldläufer. Armbrüste fallen aus dem gleichen Grund aus wie Schwerter: Eine beschädigte Armbrust in der Wildnis ist fast unmöglich zu reparieren - alleine das Aufziehen einer neuen Sehne ist ohne entsprechende Werkzeuge und eine spezielle Werkbank unmöglich. Beim Bogen ist das anders: Eine neue Sehne ist schnell aufgezogen und selbst ein beschädigter Bogen kann mit geringen Mitteln repariert oder ein neuer Bogen kann hergestellt werden. Was oft vergessen wird ist, dass man natürlich nicht nur auf den Bogen angewiesen ist. Da wäre noch der Wurfspeer als Alternative zum Bogen. Auch der Wurfspeer ist eine klassische Jagdwaffe und somit für den Waldläufer passen.

Schilde Nicht jeder Schild ist für den Waldläufer passend: Der Schild sollte klein und leicht, also einfach zu transportieren sein. Ein Buckler oder ein kleinerer Rundschild sind hier die passenden Ausrüstungsteile.

Rüstungen

Der Waldläufer muss sich Gedanken um zwei Dinge machen, wenn er eine Rüstung in Betracht zieht: Gewicht/Behinderung durch die Rüstung und Wetterbeständigkeit der Rüstung. Kettenrüstung, Plattenrüstung, Lorica Segmentate und ähnliche Rüstungen brauchen viel Pflege - es sind also nicht unbedingt geeignete Rüstungen. Da wäre noch Leder. Leder ist relativ wetter-resistent und auch nicht besonders schwer. Damit ist Lederrüstung schon mal eine gute Wahl für den Waldläufer. Aber man kann, wenn man unbedingt Metall will, Kettenrüstung auch auf Leder-Rüstung aufnähen bzw. in Leder einnähen, was eine wetterfeste Kettenrüstung schafft. Auch mit kleineren Metallplatten ist dies durchaus möglich. Im Endeffekt bleiben drei oder vier Rüstungen übrig, die für einen Waldläufer gut passen:

  • Lederrüstung
  • Beschlagene Lederrüstung
  • Lorica Hamata (Mit Leder vernähte Kettenrüstung)
  • Lederrüstung mit Nieten

Kleidung

Es haben sich folgende Kleidungsstücke als sehr praktisch erwiesen (alle diese Kleidungsstücke sollten in gedeckten Farben sein - Grün-, Braun-, Beige- und Grau-Töne sind am besten. Schwarz ist vollkommen falsch, da es nicht gut tarnt und nachts im Wald hervorragend sichtbar ist, sobald man sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hat.):

  • Eine oder zwei Tuniken, knie- oder oberschenkellang aus leichtem Stoff (Sommer)
  • Eine oder zwei Tuniken, knie- oder oberschenkellang aus Mantelstoff (Winter)
  • Eine kurze Hose oder ein Rock mit Taillenbund aus schwerem Stoff (für heiße Tage)
  • Leder-Beinwickel für schweres Gestrüpp. Alternative: Lederhose, ggf. auch für die kalte Jahreszeit.
  • Lederstrümpfe oder leichte Leder-Bundschuhe für den Sommer und leichtes Gelände
  • Springerstiefel für Winter oder schweres Gelände
  • Chaps - Lederbeinlinge, die man in jedem Reiterladen kaufen kann
  • Lederhandschuhe - gibts im Baumarkt für 10,- DM das Paar
  • Ein breiter Gürtel sowie ein paar Gürteltaschen
  • Aufhängungen für Waffen
  • Ein Poncho. Die beste Lösung wäre ein Poncho aus Loden oder Mantelwolle. Damit bleibt man warm, trocken und fällt nicht aus der Rolle. Als Notlösung kann ein mit Stoff getarnter Bundeswehr-Poncho aus Plastik zum Einsatz kommen.
  • Immer mehrere Paar Socken einpacken - nichts ist so wichtig wie trockene Socken

Zeugs

  • Ein paar Seile und eine Rolle Kordel sollte man auf jeden Fall dabei haben
  • Ein echtes Handbeil, das auch als Hammer benutzt werden kann, ist auch wichtig
  • Ein paar Nägel verschiedenster Größen
  • Eine kleine Klappsäge ist nicht schlecht und immer von Vorteil (Feuerholz ...)
  • Vielleicht ein Klappspaten
  • Essgeschirr aus Holz
  • Feuerstein und Stahl sowie ein wenig Zunder
  • Ein Rucksack und ein Brotbeutel
  • Falls man lesen und schreiben kann: ein kleines Buch sowie Feder und Tinte für Karten und ähnliche wichtige Aufzeichnungen
  • Ein paar Karten auf Leder oder Pergament
  • Eine Dackelgarage (Ein-Mann-Zelt)
  • Ein paar Rollen Verbandsmaterial
  • Eine dicht gewebte Wolldecke
  • Einige kleine Ledersäckchen für getrocknete Kräutermixturen (Tee)

Magie und der Waldläufer

Zu guter Letzt noch ein bisschen was über den Waldläufer und die Magie. Ich weiß, dass viele Systeme davon ausgehen, dass auch ein Waldläufer irgendwann mal Magie erlernt (AD&D und ähnliche P&P-Spiele). Bitte lasst die Finger davon. Der Waldläufer ist von Anfang an ein sehr vielfältiger Charakter - hätte er noch Magie zur Verfügung, wäre er eine ernsthafte Gefahr für das Gleichgewicht im Spiel. Es gibt keinen Grund, warum ein Waldläufer Magie haben sollte und mir ist auch kein Beispiel eines Waldläufers geläufig, der über Magie verfügt.

JörgWeber, in der LarpInfo

- Ein guter Link: Ruf der Wildnis


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