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Selbermachen/Schwertscheide

Schwertscheide

in textiler Laminattechnik bauen

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Vorwort

Die Verwendung verleimten Stoffen im Larp, um daraus Schwertscheiden herzustellen (im Volksmund „Linothorax“ genannt) ist keine neue Idee. Es gibt zahlreiche exzellente Beispiele der Anwendung dieser Technik und die Erbauer sind auch stets bereit, ihr Wissen sowie Tipps und Tricks darüber zu teilen. Allerdings habe ich bisher keine bebilderte Anleitung gefunden, in der die einzelnen Schritte genau beschrieben werden. Das hier ist also keine Neuerfindung des Rades, sondern eine möglichst ausführliche und leicht verständliche Bastelanleitung für Leute, die diese Technik das erste Mal ausprobieren möchten.

Ich habe diese Anleitung in zwei Teile geteilt („Korpus“ und „Mantel“), da es für mich zwei deutlich voneinander getrennte Arbeitsschritte sind. Der Korpus ist der reine, unverzierte Teil der Schwertscheide, der immer gleich ist. Der Mantel beinhaltet sowohl das äußere Erscheinungsbild, als auch die Aufhängung. Da es hier viele verschiedene Möglichkeiten gibt, beschreibe ich nur die eine, die ich für die Beispiel-Schwertscheide verwendet habe. Der Fantasie sind aber natürlich keine Grenzen gesetzt.

Hier beschrieben wird zwar der Bau einer Schwertscheide, aber natürlich ist diese Anleitung auf für Dolch-, Messer-, oder sonstige Scheiden gültig.

Korpus


Material:

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  • (1) Das Schwert

  • (2) Stoff für das Innenfutter. Hier Teile einer dünnen Fleece-Decke (von IKEA).

  • (3) Stoff für den Korpus. Hier günstiger Baumwollstoff („Bomull“ von IKEA).

  • (4) Zeitungspapier und Klebeband

  • (5) Nadel, Faden und Schere. Eine Nähmaschine geht natürlich auch.

  • (6) Wasserfester Holzleim und ein Pinsel zum Auftragen. Es ist sehr wichtig dass der Leim wasserfest ist, da die Scheide sonst bei Regenwetter Probleme bereiten kann.

  • Nicht im Bild: Frischhaltefolie

Schritt 1: Schwert vorbereiten

Zuerst wird die Klinge sorgfältig mit mehreren Lagen Zeitungspapier eingewickelt. Das soll zwei Sachen bewirken: Zum einen wird dadurch die Klingenstärke erhöht, wodurch sich das Schwert später leichter ziehen lässt, und zum anderen wird eine gerade Oberfläche geschaffen, auf die der Korpus modelliert wird. Wird das nicht getan bilden sich eventuelle Unregelmäßigkeiten in der Klinge (Wellenform, Widerhaken, Aussparungen…) im Korpus ab und die Klinge lässt sich nicht mehr ziehen. Dem Bereich der Klingenspitze („Ort“) sollte hier besondere Aufmerksamkeit gewidmet und mit kleinen Papierstücken gearbeitet werden, um die Form möglichst ohne Falten und Beulen nachzubilden.

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Ist das getan wird das gesamte Schwert noch mit Frischhaltefolie umwickelt, um es vor dem später verwendeten Leim zu schützen.

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Schritt 2: Das Innenfutter

Zweck des Innenfutters ist es, die empfindliche Klinge vor Abreibung am Korpus zu schützen. Gängige Materialien dafür sind Fell, Kunstfell, Samt, Fleece, mehrlagige Seide und Filz, wobei aber auch noch andere denkbar wären. Bei diesem Beispiel handelt es sich um Fleece. Daraus wird ein einfacher Schlauch in Form der umwickelten Klinge genäht. Wichtig ist, dass er nicht zu eng sitzt und das Schwert sich noch leicht ziehen lässt.

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Schritt 3: Baumwollstoff vorbereiten

Der Stoff aus dem der Korpus entstehen soll wird nun in Streifen geschnitten. Je größer die Streifen sind, desto schwerer ist es damit umzugehen. Je kleiner, desto mehr Kanten gibt es, die später möglicherweise abstehen und begradigt werden müssen. Hier haben sie Höhe, Breite und Länge der Klinge.

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Schritt 4: Den Korpus modellieren

Nicht vergessen, zuerst das Innenfutter über die Klinge zu ziehen!

Auf das Innenfutter wird eine dünne Schicht Leim aufgepinselt und die Stoffstreifen werden nacheinander in Schichten aufgetragen:

  • (1) Die ersten Streifen werden längs zur Klinge gelegt, wobei sie sich jeweils um ca. die Hälfte überschneiden. Hat man so die Klinge einmal komplett umlegt, sollte der Korpus schon 2 Lagen Stoff dick sein.

  • (2) Weiter wird diagonal gewickelt, auch hier überschneiden sich die Streifen wieder um die Hälfte. Das erhöht die Dicke des Korpus auf 4 Schichten

  • (3)(5) So geht es abwechselnd weiter, bis der Korpus aus ca. 8 Schichten besteht.

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Die einzelnen Stoffstreifen werden nach dem Auflegen großzügig mit Leim eingepinselt. Bei der ersten Schicht ist zu beachten dass nicht zu viel Leim verwendet wird, da dieser sonst möglicherweise das Innenfutter durchtränkt. Bei den weiteren Schichten hilft es dagegen den Leim mit etwas Wasser zu verdünnen, damit er gleichmäßig und flächig von den Stoffstreifen aufgenommen wird.

Je nachdem, aus welchem Material der Mantel bestehen soll ist es auch möglich, mit weniger Schichten Leinen zu arbeiten, um die Dicke der Scheide möglichst gering zu halten.

Im Bereich des Pariers („Scheidenmund“) (1) ragen die Stoffstreifen über die eigentliche Klinge hinaus und werden mit einem oder zwei quer laufenden kleinen Stoffstreifen verstärkt. Wenn er durchgetrocknet ist wird der Korpus hier sauber abgeschnitten. Der Bereich des Orts (2) wird nicht durch die größeren Stoffstreifen abgedeckt. Wie mit dem Zeitungspapier empfiehlt es sich auch hier mit kleinen Stoffstücken zu arbeiten, um die Form möglichst sauber nachzubilden.

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Schritt 5: Trocknen lassen

Nun muss der Korpus gut durchtrocknen. Je nach Anzahl der Schichten und Raumklima kann das eine Weile dauern (wenige Tage bis über eine Woche). Die Klinge sollte dabei die allermeiste Zeit in der Scheide bleiben, damit diese sich nicht unabsichtlich verformt.

Schritt 6: Abschleifen (optional)

Ist der Korpus gut durchgetrocknet kann man die Außenseite mit feinem Schleifpapier abschleifen um die Kantenübergänge der Stoffstreifen und eventuelle Falten zu glätten, wodurch die Oberfläche ansprechender wird. Dies ist nicht zwingend notwendig, empfiehlt sich aber vor allem dann wenn der Korpus nur noch bemalt werden soll.

Schritt 7: Innenfutter vernähen (optional)

Um zu verhindern dass das nur angeklebte Innenfutter sich mit der Zeit aus dem Korpus löst, wird es an zwei Punkten mit diesem vernäht. Am Scheidenmund (1) wird eine Zickzacknaht über die Kante des Innenfutters hinaus genäht um zu verhindern, dass es sich durch das wiederholte Einschieben der Klinge löst (schließt das Innenfutter mit der Kante des Korpus ab, wird um diese herum genäht). Am Ort (2) wird es ebenfalls mit einigen Stichen festgenäht, damit das Innenfutter sich im Inneren des Korpus nicht ablösen und verschieben kann. Dabei ist eine Polsternadel (3) sehr hilfreich. Dieser Schritt kann etwas kniffelig sein und ist ebenfalls nicht zwingend notwendig, erhöht aber die Lebensdauer der Schwertscheide.

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Fertig!

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Mantel


Wie im Vorwort erwähnt gibt es zahlreiche Möglichkeiten, den Mantel zu gestalten. In dieser Anleitung soll der Korpus mit Leder bezogen und Besatzstücken aus dunklerem Leder versehen werden. Zur Befestigung der späteren Aufhängung werden D-Ringe verwendet.

Material:

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  • (1) Korpus der Schwertscheide

  • (2) Leder um den Korpus zu beziehen

  • (3) Leder für den Besatz

  • (4) Wasserfester Holzleim und Pinsel

  • (5) Zeitungspapier und Klebeband

  • (6) Rollrad und Lederahle

  • (7) Ledergarn

  • (8) Nadeln und Schere

  • (9) D-Ringe, 4 Stück

Schritt 1: Schnittmuster erstellen und Leder ausschneiden

Zuerst wird mithilfe des Zeitungspapiers ein Schnittmuster für den Lederbezug erstellt. Dabei ist nicht zu vergessen an den Seiten etwas Nahtzugabe zuzufügen. In diesem Beispiel wird sich die Naht des Lederbezugs an der unteren Kante der Scheide befinden. Selbstverständlich kann sie auch an die obere Kante oder eine der Seiten gesetzt werden, je nach Vorliebe.

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Passt das Schnittmuster, wird es auf das für den Bezug vorgesehene Leder übertragen und dieses ausgeschnitten.

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Schritt 2: Korpus beziehen

Der Korpus wird mit einer dünnen Schicht Holzleim bestrichen und anschließend straff mit dem Leder bezogen. Hierbei ist darauf zu achten dass keine ungewollten Falten entstehen oder sich das Leder zu sehr verzieht, da dies später nichtmehr korrigiert werden kann.

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Ist der Leim einigermaßen getrocknet, wird das Leder am Korpus entlang vernäht. Die Naht sollte dabei unmittelbar am Korpus entlang führen, damit der Lederbezug auch weiterhin eng um den Korpus liegt.

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Zuletzt wird das überstehende Leder knapp über der Naht sauber abgeschnitten.

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Schritt 3: Besatzstücke vorbereiten

An Scheidenmund und Ort soll die Schwertscheide mit zusätzlichen Lederelementen versehen werden, wobei das Element am Mund auch die Kante umschließen soll. Dazu werden wieder Schnittmuster aus Zeitungspapier erstellt und das Leder ausgeschnitten.

Damit es an der fertigen Scheide so aussieht als wären die Besatzstücke angenäht worden, werden entlang ihres Randes Scheinnähte angelegt. Um ein sauberes, regelmäßiges Muster zu erhalten werden die Nähte mit dem Rollrad vorgezeichnet.

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Schritt 4: Besatzstücke anbringen

Sind die Besatzstücke fertig, werden sie analog zum Lederbezug mit einer dünnen Schicht Leim versehen und auf die Schwertscheide aufgeklebt. Ist die Außenseite des Bezugleders zu glatt oder anderweitig beschichtet kann es vorkommen, dass sie den Holzleim nicht annimmt. Dann sollte sie mit Schleifpapier angeraut und statt dem Holzleim Kraft- oder Alleskleber verwendet werden.

Der Teil des Besatzstückes der die Kante des Mundes umschließen soll wird vorsichtig nach innen geklappt und festgedrückt. Hier muss man besonders darauf achten dass keine Falten entstehen, da diese sich sonst in die Klinge drücken und das Ziehen des Schwertes erschweren würden. Ist der Leim getrocknet werden die Kanten der Besatzstücke miteinander vernäht und sauber gestutzt.

Es ist noch möglich, die Besatzstücke mit dem Korpus zu vernähen (analog zum Innenfutter, mit einer Polsternadel), aber da sie keinen Belastungen standhalten müssen nicht zwingend notwendig.

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Schritt 5: Aufhängung

Die Aufhängung in diesem Beispiel ist sehr simpel. Es werden D-Ringe an der Schwertscheide festgenäht, über welche sie (z.B. mittels Karabinerhaken) an einem Schwertgurt befestigt werden kann.

Es werden zwei Lederriemen ausgeschnitten, die lang genug sind um die Schwertscheide zu umfassen. Jeweils in ihre Mitte wird ein D-Ring und entlang ihrer Längskanten eine Scheinnaht analog zu den Besatzstücken genäht.

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Anschließend wird auf dem Bezugleder angezeichnet, wo der erste Befestigungsriemen sitzen soll, das Leder dort gegebenenfalls angeraut und der Riemen mit Leim oder Kraftkleber aufgeklebt. Ist der Klebstoff getrocknet erhält der Riemen eine an der Unterseite der Schwertscheide anliegende Quernaht. An diese wird der zweite D-Ring angelegt und mit einer weiteren Quernaht festgenäht. Das überstehende Leder wird sauber abgeschnitten. Nach derselben Methode wird auch der zweite Befestigungsriemen angeklebt.

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Da diese beiden Riemen das Gewicht der Schwertscheide tragen müssen und dieses (sofern die Scheide nicht horizontal getragen wird) nicht komplett parallel zur Ausrichtung der Riemen wirkt empfiehlt es sich, die Riemen im Bereich der D-Ringe mit einigen Stichen durch den Korpus hindurch fest zu vernähen. Dies ist zwar ebenfalls nicht zwingend notwendig, allerdings besteht sonst die Gefahr dass sich die Riemen mit der Zeit vom Bezugleder lösen und ersetzt werden müssen.

Schritt 6: Veredeln (optional)

Zuletzt können noch das Leder mit Öl oder Wachs eingelassen und die Kanten geglättet werden.

Fertig!

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Ein Wort zum Schwertgehänge:

Bei Larpschwertern liegt der Schwerpunkt sehr weit vorne auf der Klinge was berücksichtigt werden sollte, wenn man das Schwert an den Gürtel hängt. Um eine ungleiche Belastung der Riemen und eine nicht richtig hängende Scheide zu vermeiden empfiehlt es, die Schwertscheide über eine 3-Punkt-Aufhängung am Gürtel zu befestigen. Dies ist natürlich nicht notwendig wenn die Ansatzpunkte des Gehänges weit genug auseinander liegen und/oder das Schwert vertikal oder horizontal getragen werden soll. (Bildquelle: http://www.binsfeld-replikate.de)

http://www.binsfeld-replikate.de/pix/MITSCHWRTGEH1_KL.JPG


Autoren: -- BastianP 2012-02-13 17:20:34

Kategorie/Bastelanleitung