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LarpDreck

Larp-Dreck

Einleitung

Dreck – ich vermisse immer wieder Dreck, gerne auch LARPDreck!

Warum erkennt man auf Fotos auf den ersten Blick, dass es sich um LARP handelt? Die sehen alle so sauber und gepflegt aus. Bei Filmen aus den 60ern war das auch noch so, heute zum Glück nicht mehr. Bei Star Wars rauschen nur Schrottmühlen durchs All und bei Heinrich V steht alles nur so von Schlamm und Blut.

Wenn sich im Theater um eine naturalistische Darstellung bemüht wird, dann werden die Kostüme erst geschneidert und dann auf alt getrimmt d.h. Schmutz drauf und eventuell abwetzen und Löcher rein. Der Bauerndarsteller geht in die Maske und lässt sich genug Schminke auf Hände, Füße und Gesicht verteilen, so dass er aussieht, als hätte er sich mindestens eine Woche nicht gewaschen (und wenn es einmal die Woche war, dann ist das doch ein guter Schnitt).

Natürlich leben wir alle in einer anderen Welt, damit meine ich, dass viele (so auch ich) sich täglich duschen oder waschen und daher eine ganz andere Grundpflege haben. Wir reagieren empfindlicher auf Körpergerüche und haben in der Regel noch alle Zähne. Das ist ja auch gut so, aber meiner Vorstellung von guter Darstellung entspricht das nicht, da die Welt von früher vor allem dreckiger war.

Wenn ich nur von einem Conwochenende ausgehe und dann meine Kleidung betrachte, dann hat sie deutliche Gebrauchsspuren. Wenn ich nun bedenke, dass die Menschen damit erheblich länger unterwegs waren, dann komm ich zu dem Schluss: zuviel geht fast nicht. Man sollte sich zwar eher um „alten“ Dreck bemühen, das heißt kein frischer Schlamm, sondern eher braun-schwarze Verfärbungen überall, und noch mehr an den benutzteren Stelle, wie zum Beispiel den Ärmelausgängen.

Blut

Und Blut: Blut, Blut, Blut, immer wieder Blut! Wenn ich nur an mein letztes Nasenbluten denke, dann war da eine Menge Blut im Spiel. Und wenn ich jetzt bedenke, dass in einem Kampf ständig Gegner verstümmelt und erschlagen werden und dabei erheblich ernstere Verletzungen entstehen, als in meiner Nase, dann gehe ich von wirklich viel Blut aus. Blut das spritzt und läuft, Kleidung, die sich voll saugt und mit üblen Flecken zurückbleibt, denn soweit ich weiß, sollte es „damals“ relativ schwer gefallen sein, seine Blutflecken wieder rauszubekommen, sobald sie halbwegs angetrocknet waren. Also hier hilft viel, viel und Dezenz ist Schwäche. (Um es nochmal genauer zu sagen: Ich rede hier nicht von frischem roten Blut, sondern von entweder getrocknetem Blut oder den Hinterlassenschaften, die nicht mehr ganz rausgewaschen werden konnten)

Hierzu gibt es einen sehr guten Link:

hier, unter Gewandungen -> Gewandung altern

Als Erweiterung möchte ich noch hinzufügen:

Flecken

Stofffarben

Mit Stofffarben Flecken malen:

Mit viel Wasser verdünnen und erst einmal „Schmutzschleier“ malen. Nach und nach bekommt man ein Gespür für zuviel und zuwenig und kann mutiger werden. Ich werde immer radikaler weil man am Ende doch weniger sieht, als man sich das zu Hause so verstellt. Versucht unbedingt unschiedliche Farbschattierungen zu benutzen, also z.B. braun-schwarz, braun-rot, braun-weiß... Malt nicht deckend, das sieht sofort unnatürlich aus! Immer mit Wasser verdünnen (o.k. kommt auf die Farbe an). Und alte ausgewaschene Blutflecken sind in der Regel nicht rot, sondern braun. Und wenn rot, dann mit schwarz vermischt. Manchmal wird’s sogar rosa... aber fragt besser jemanden, der mehr mit Blut in Kontakt kommt als ich. Frauen sind da klar im Vorteil.

Acrylfarben

Im Endzeitbereich haben sich mittlerweile Acrylfarben durchgesetzt: Die sind mit Wasser verdünnbar, aber einmal getrocknet dann wasserfest. Gibt es billig im Baumarkt (Abtönfarbe) oder in Läden für Künstlerbedarf. Auch hier gilt: Im Zweifel gut verdünnen und mit mehreren Schichten arbeiten.

Wasserfarben

Alternativ kann man sich auch erst mal mit Wasserfarben versuchen: Sind billiger und auch nicht leicht herauszuwaschen. Überlegt auch, wo die meisten Flecken auftreten: Beim Essen, Kochen und Arbeiten an der Brust und an den Unterarmen. Schweißflecken und Speckränder am Kragen und unter der Achsel, Dreck vor allem an den Säumen. Denk Euch zu den Flecken kleine Geschichten aus. Soll heißen: das hier war Bratensoße, das hier Öl, das hier altes Blut von der einer Handwunde, das hier Ruß, das waren Kirschen u.s.w. und entwickelt Spaß daran, diese Farben nachzuahmen.

Buntstifte:

Mit Buntstiften bekommt man z.B. gut Grasflecken hin.

Sprühfarben

Sprühlack (etwa für den Autobedarf) eignet sich ebenfalls gut zum Versiffen von Klamotte. Es empfiehlt sich meist, außer einer gewissen Entfernung zu arbeiten - ein "Farbschleier" wirkt meist realistischer als Sprayer-Punkte und -Linien. Empfohlen ist auch ein abschließendes "Einnebeln" mit Schwarz: Das liefert einen netten Grauschleier, der die Klamotte als ganzes älter wirken läßt, und verhindert dass einzelne Farben zu sehr herausstechen.

Brandspuren

Je nach Stoff würde ich mich ans Original halten und mit dem Feuer spielen. Schöne Brandlöcher z.B. durch Kippen. Aber seid bitte vorsichtig dabei, die Wohnung muss es nicht gleich kosten... Haltet einen Eimer mit Wasser bereit, in den ihr euer Kleidungsstück tauchen könnt, um es vor dem Abbrennen zu bewahren.

Verschleiß

Abrieb

Schmiergelpapier

Ist zwar schon in dem Link angesprochen, aber ich möchte die Bedeutung noch mal hervorheben: Damit kann man sehr gut Kleidung bearbeiten. Man bekommt sie so sehr schnell um Jahre älter. Man kann damit gut Gebrauchsspurenübergänge herstellen. Einfach gutes Zeug, besonders für Ledersachen.

Hornhautfeilen, Käsereiben, Drahtbürsten

Auch wenn man mit Drahtbürsten, Hornhautfeilen und Käsereiben über den angefeuchteten Stoff geht, ist der Effekt stärker als bei Sandpapier. Vor allem bei Säumen zieht das auch Fäden heraus.

Diese Teile funktionieren schneller, gröber und großflächiger als Schmiergelpapier, und erzeugen einen wunderbar abgetragenen Look.

Löcher

Mit der Zange reißen

Geschnittene Löcher sehen meist sehr sauber aus. Besser funktioniert es, Löcher mit der Zange zu reißen. Das wirkt dann ungefähr, als sei man in einem Busch oder an einem Nagel hängengeblieben.

Mit dem Hammer hämmern

Auf einer harten Unterlage lassen sich sehr schnell und einfach Löcher in den Stoff hämmern. Das sieht dann eher nach Materialermüdung oder Mottenfraß aus.

Steak- und Brotmesser

Bei großflächigerer Anwendung empfiehlt es sich, ein altes, aber scharfes Messer zu nehmen. Stumpfere Messer verhindern zwar, dass man zuviel Schaden verursacht, allerdings wird die Arbeit auf größeren Flächen schnell zur Geduldsprobe. Grundregel: Steakmesser verursachen kleinere, dafür sehr viel mehr Löcher. Brotmesser neigen zum "Triangel" ziehen.

Den Stoff zusammendrehen oder in Falten langziehen, an einem Ende (mit der Hand) und am anderen Ende festhalten (z.B. mit den Füßen), mit dem Messer in einer leichten Sägebewegung am Stoff entlang schaben. Wichtig: Arbeite von dir weg. Es ist eine Versuchung zum Körper hinzuarbeiten, aber die haltende Hand wird es dir danken, dass du es andersrum machst. Die Drehung bzw. die Falten helfen dabei, die Löcher ungleich zu verteilen und bei einem entsprechend festen Griff einen Widerstand für das Messer zu bieten. Größte Löcher entstehen normalerweise in der Nähe der haltenden Hand.

Flicken ohne Loch

Natürlich muss unter einem Flicken nicht immer ein Loch sein. Somit spart man sich das Loch und kann den Flicken bei Nichtgefallen leicht wieder entfernen.

Ausbleichen vortäuschen

Kleidung wird durch Sonnenstrahlen geblichen, an den Schultern, der Brust, den Oberarmen, Oberschenkeln. Dies lässt sich mit in Wasser verdünnter Bleiche oder Entfärber (max. 40% und am besten mit einer Sprühflasche oder einem Schwamm) vorsichtig nach und nach - Einwirken lassen, Resultat begutachten, dann erst weitermachen) simulieren. Vorsicht, dabei Handschuhe tragen und draußen arbeiten. Oder alternativ mit verdünnter Textil- oder Batikfarbe, einen Tick dunkler als die Farbe des Oberstoffs, die auf die Schattenpartien aufgebracht wird. Man kann die Kleidung nach dem Bleichen auch noch einmal vollständig in einem dunkleren, aber stark verdünntem, evtl. leicht bräunlichen Ton nachfärben. Tee ist gut für temporäres Ein-Schmuddeln, wäscht sich aber wieder raus. Man kann auch dunkle Kleidung mit bleichendem Waschmittel (z.B. für Gardinen und andere Weißwäsche) und helle Kleidung mit Waschmittel für schwarze Wäsche bzw. zusammen mit ausfärbenden dunklen Klamotten waschen. Das ist einfacher, aber schwer zu dosieren.

Material ermüden

Ausleiern

Kleidung anfeuchten, Steine hineinlegen und über Nacht so aufhängen, dass die Steine an der auszubeulenden Stelle liegen. Gut für Ellbogen, Knie und Gesäßpartien. Wolle läßt sich im nassen Zustand auch aus der Form ziehen.

Waschtag

Ein längerer Trockengang (bei möglichst niedriger Temperatur) oder wiederholte Schleudergänge gehen der Kleidung auch an die Substanz. Ein sehr einfacher Tipp ist es, aufs Bügeln zu verzichten und die Sachen auf der Leine trocknen zu lassen. Oder nicht waschen, sondern nur abbürsten und lüften (dann aber bitte auf Mottenschutz achten, die Viecher lieben Kleidung mit Körpergeruch).

Einbezug eines lebhaften Haustiers

Man gebe das dünne Hemd der Katze oder spiele voll angekleidet mit dem großen Hund. Funktioniert beides prima und ist zudem noch unterhaltsam. Ratten oder Mäuse zerfleddern ein Kleidungsstück auch recht effektiv. Da kann es aber recht schnell zu viel des Guten werden, also Vorsicht.

Witterung bei Werkstoffen simulieren

Holz altern

siehe: HolzAltern

Salzflecken

Wer für seinen Seebären oder Piraten Salzflecken auf der Gewandung anbringen will, mischt am besten 2-3 Esslöffel (weisses) Waschpulver in ein Glas Wasser. Nun die Substanz auf dem Kleidungsstück verteilen, ein wenig einreiben (nicht zu fest, sonst schäumts) und an der Sonne trocknen lassen. Zurück bleiben die typischen Salzränder. Mit Salzwasser haben wir auch rumexperimentiert, sind aber zu keiner befriedigenden Lösung gekommen. Der einzige Nachteil des Waschmittels.. man riecht dann fast ein wenig zu gut. ;) (und sehr wahrscheinlich überleben sie auch die nächste Wäsche nicht) Auf dunklen Klamotten/dünnem Leder: Mit hochkonzentrierter Salzlauge wiederholt befeuchten (ca. 1/Paket Salz auf einen 3/4 Liter Wasser). Anfangs nicht zu sehen, bei entsprechender Dosierung bilden sich z.T. richtige Salzkristall-Wiesen. Später einfach mal stellenweise leicht anfeuchten, dann bilden sich beim Trocknen Salzränder. Diese Salzränder halten sich nicht sehr lange, da die Kristalle abbröseln. Mit anderen Salzen als dem normalen Kochsalz (Kupferanteile - grün, Eisenanteile - rotbraun ... ) kann man etwas abwechslungsreichere Flecken erzielen. Auch Schweißsalzränder können z.B. grünlich sein.

Rostflecken

Hierzu gibt es Rostfarbe auf Metallbasis im Baumarkt. Es wird eine metallhaltige Farbe aufgetragen, welche dann mit einer zweiten Komponente oxidiert wird. Hat sich Beispielsweise beim "verrosten" von Plastik-Waffen sehr bewährt.

Patina-Wachs

PatinaWachs

Echter Dreck

Und natürlich den "echten" Schmutz auf dem Körper nicht vergessen! Dreck unter den Fingernägeln, Streifen am Arm, Zweige und Kletten in den Haaren und an den Hosenbeinen, Schlammspritzer, Fettflecken auf den Schenkeln, Staub auf den Stiefeln und der Kleidung (Asche, Ruß oder trockener Dreck aus dem Garten). Soviel, wie zum Charakter passt, ihr müsst euch ja nicht gleich wie die Wildschweine suhlen.

- 8.9.2008 Maria, mit Hilfe von Kommentaren

Alt kaufen

Wer sich bereits alte Kleider, Säcke und Decken vom Flohmarkt kauft, kann nicht nur viel Geld und eventuell Näharbeit sparen, sondern hat bereits den abgetragenen Effekt dabei. -10.9.2008 Jens N.

Schlußwort

Das sind nur Gedankenanregungen und die dürfen gerne weitergesponnen werden. Denn wenn sich alle Abenteurer, Bauern, Krieger, Kundschafter und sonstigen Rumtreiber mit ihrem dreckigen Dasein abfinden, dann werden alle weißgewandeten Elfen, in teures Tuch gehüllte Händler und edelsteinbehaftete Fürsten auch endlich zu den strahlenden Erscheinungen, die wir uns vorstellen.


KingKongo (18.08.2006), mit Hilfe von Varuna (18.10.2006), Maria, Rufus, IneksI (14.08.2019)


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