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Platzbetreiber

Dieser Text bezieht sich auf einen Thread im LI Forum (ToterLink, 2014-10-05), in dem nach einem Dialog zwischen Geländebetreibern und Larpveranstaltern gesucht wird, um in Zukunft das Verbrennen von Geländen zu vermeiden.

Es ist ein Bericht meiner persönlichen Erfahrungen als Platzwart, Pfadfinder und auch Larper in Schleswig-Holstein.

Einsicht aus anderer Perspektive

Unser Gelände ist ausgerichtet für Veranstaltungen von jugend- und pfadfinderbewegten Gruppen mit 2 bis circa 120 Teilnehmern. Mit einer Sondergenehmigung unseres Vorstandes wurden in den letzen Jahren auch Larps dort veranstaltet, circa 2-5 jährlich. Obwohl dieses Gelände für Cons sicher nicht perfekt geeignet ist. Einleitend kann ich sagen, dass es wenige gravierend schlimme Vorfälle gegeben hat. Bis auf eine haben alle Orgas einen positiven Eindruck hinterlassen. Die kleinen und größeren Probleme beider Seiten konnten eigentlich immer einvernehmlich und gütlich geregelt werden. Auf unserer schwarzen Liste, die Gruppen betrifft, die uns nicht nocheinmal beehren werden, ist nur eine Larp-Orga verzeichnet.

Zum Fehlverhalten auf diesem einen Larp: Unser Gelände ist grundsätzlich RAUCHFREI, für Larpveranstaltungen heben wir das Rauchverbot auf, machen also ein Zugeständnis. Verlangen auf der anderen Seite, dass das Rauchen zu einer bestimmten Zeit am Samstagnachmittag eingestellt wird, da zu dieser Zeit unsere kleinen Pfadfinder um das Gelände herumwuseln. All dies ist den Orgas vorher bekannt und die Durchführung klappt recht reibungslos. Nach einem freundlichen Erinnerungsgespräch zeigen sich auch fast alle Spieler verständnisvoll und verhalten sich dementsprechend. Nur auf einer Con meinten einige sich mitten in unseren Hof zu stellen und Pfadfindern und deren Eltern mit der Wasserpfeife einen vorzurauchen. Aufgebrachten Eltern zu erklären, dass sich in diesem Gerät keine gefährlichen Drogen befinden, stellte sich als recht schwierig heraus. Darauf angesprochen meinten die Raucher, sie hätten für das Larp ne Menge Geld bezahlt und wir hätten mal gar nichts mehr zu sagen ... (Falsch, die Orga hat einen Vertrag unterschrieben usw.) ... es gab weitere Vorfälle, angesprochen auf diese, legten Orga und Spieler eine derartige Arroganz und Unverfrorenheit an den Tag, dass bei uns ganz schnell feststand, einmal und nie wieder.

Zu kleineren Zwischenfällen kommt es bei Larps, wenn es um Themen geht, wie Mülltrennung: Larper machen übermäßig viel Müll, so zeigt unsere Erfahrung, und das Trennen von diesem scheint einige vor unlösbare Probleme zu stellen. Lösung: Larper müssen meist ihren Dreck mit nach Hause nehmen. Wir trennen nicht nach! Werden wir doch dazu gezwungen, kostet das Geld und zwar nicht wenig!

Sauberkeitsstandards: Jede Gruppe ist bei uns vertraglich verpflichtet, mehrmals täglich Toiletten o.ä. zu putzen. Einige Larper sind immer wieder sehr begabt darin, das von der Orga oder den Pfadies gerade Geputzte dreckig zu machen. Bei der Endreinigung hören wir immer wieder gern: "Das war aber schon dreckig ..." Ja ja. Lösung: Keine Gnade.

Nachtruhe: Gibt es bei uns! Klappt eigentlich auch ganz gut (wenn man von Zwischenfällen absieht, wo betrunkene Spieler nachts um 2 Uhr über schlafende Kinder stolpern), nur steht an jedem neuen Larpmorgen der Nachbar auf dem Platz und beschwert sich ... Lösung: Öffentlichkeitsarbeit! Image des Larps aufpolieren!

Das Befahren des Platzes mit dem Automobil: Ärgert mich persönlich am meisten. Unser Platz ist ein Zeltplatz, er geht kaputt, wenn man drauf rumfährt, wieder heile machen kostet uns Geld, Zeit und Arbeit, die wir nicht mit einem einzigen Cent bezahlt bekommen. Kann es denn so schwer sein, seinen Krempel 50 Meter mit der Schubkarre über die Wiese zu schieben? Lösung: Laut und böse werden! Dies sind, wie gesagt, kleine Zwischenfälle. Alles, was zum Verbrennen anderer Gelände gesorgt hat, blieb uns bisher erspart, glücklicherweise!

Warum verbrennen gerade Pfadfinderplätze o.ä immer wieder? Ich wage mal einen Vergleich Pfadfinder-Larper im Allgemeinen, vielleicht vermag er es, etwas Licht ins Dunkel zu bringen: Ich denke, dass zwischen Pfadfindern und Larpern, Gemeinsamkeiten, aber auch massive Unterschiede bestehen. Vorab ist zu sagen, Larp ist ein Hobby. Pfadfinderei ist eine Lebenseinstellung und diese ist jedem Platzwart eines Pfadfinderplatzes und jedem Anwohner bekannt und an diese sind beide gewöhnt. Die krassen Unterschiede werden dem Platzwart und dem Anwohner genau dann bewusst, wenn der erste Larper aufs Gelände rollt. Vergleichen wir mal eine 100-köpfige Pfaditruppe und eine 100-mann Con:

Die Pfadies kommen vom nächsten Bahnhof angewandert oder mit zwei Reisebussen. Die Larper kommen mit mindestens 60 Autos. Die Reisebusse fahren wieder weg, nachdem die Pfadies alle geordnet ausgestiegen sind und anfangen, ihre Zelte aufzubauen. Die 60 Autos fahren auf den Platz, 10 minimum haben das Radio in Diskothekenlautstärke an, die Larper laden aus und fahren das Auto zum Parken. Da der Parkplatz zu weit weg ist, werden die Nebenstraßen auch gerne zugeparkt. 60 Autos stehen nun irgendwo und nehmen im besten Fall anderen den Parkplatz weg!

Haben die Pfadies aufgebaut, gehen/fahren 2 zum örtlichen Supermarkt und kaufen diesen still und heimlich leer. Bei den Larpern fahren 30 der 60 Autos auch nach dem Aufbauen schnell nochmal zum örtlichen Supermarkt, parken da, hören Musik in Diskothekenlautstärke und kaufen den Supermarkt äußerst, sagen wir mal, extrovertiert leer. Während des Lagers sind sich beide Gruppen am ähnlichsten: Sie haben Spaß an der frischen Luft. Die Pfadfinder trinken Apfelsaft, die Larper Gerstensaft. Bei den Pfadies rauchen nur die Feuer, bei den Larpern auch die Zigaretten (man soll sich wundern, selbst das bekommen die Anwohner und der Platzwart mit). Naja es wird viel gesungen, viel gespielt, viel gelacht usw.

Kommen wir zum nächsten interessanten Teil: dem Ende! 100 Pfadies haben auf einem 4 Tage Zeltlager 5 gelbe Säcke Müll gemacht. Die gleiche Menge an gelbem Müll macht eine 10-köpfige Larpgruppe! Auf einem Larp wird also im Schnitt 10 X (in Worten 10 mal) soviel Müll produziert wie auf einem gleichgroßen Pfadfinderlager!

Jetzt gehts ans Abbauen und Saubermachen. Von 100 Pfadies machen 100 sauber. Von 100 Larpern packen, na ja, so 10 vielleicht mit an. Jeder macht seinen Kram und der Rest ist Orgasache, so meist der Tenor. Aufräumen nach einer Con dauert daher sicherlich auch 10 X so lang wie nach dem Zeltlager der Pfadfinder. Wenn dann alles wieder vorüber ist, rollen zwei Reisebusse oder 60 Autos wieder vom Platz. Zurück bleiben die Anwohner und der Platzwart und die denken sich dann ihren Teil.

Entweder: Ach, die Pfadies die haben wieder so schön gesungen, na ja, nächste Woche kommt schon die nächste Gruppe. Hoffentlich haben die auch wieder schönes Wetter!

Oder: Das waren aber keine Pfadfinder! Und wie die rumgelaufen sind?! Und die ganzen Autos überall im Dorf! Und was die für Massen an Müll gemacht haben! Und diese Krawallmusik!

Die Folge ist Skepsis und der Wille, jeden noch so kleinen Fehler zu sehen und zu bemosern. Bei uns zum Beispiel, die Sache mit der Nachtruhe. In 90% der Fälle waren die Larper nachts nicht lauter als die Pfadies. Trotzdem stand jeden Morgen der Nachbar in der Tür! Bei den Pfadies kam er nie um sich zu beschweren. So drängte sich uns der Verdacht auf, dass es gar nicht um den Lärm ging, sondern um die Larper! Warum? Weils Larper sind, die komisch angezogen durch den Wald laufen und sowieso komische Sachen machen ... Deswegen die Lösung Öffentlichkeitsarbeit! Man muss dem Pfadfinderplatzwart o.ä. genau erklären, was man da macht, denn sonst versteht er nicht, warum Larper so viel Müll machen! Man muss das Image des Larpers ändern! Vielleicht muss man einfach den Larper ändern! Orgas sollten ihre Spieler erziehen. Nicht mit lauter Metalmusik durchs Dorf fahren, zum Beispiel. Einige Larper schmücken sich gern mit sozialer Kompetenz und der Fähigkeit zu Teamwork, viele demonstrieren den eigentlichen Nutzern und Anwohnern der Locations aber das Gegenteil. Einige scheinen wirklich das Hirn auszustellen (und ich will mich da noch nichtamal ausschließen) wenns zur Con geht! Sich selbst das beste Stück vom Kuchen sichern, beschreibt den gelebten Egoismus vielleicht am besten. Man will den besten Zeltplatz, den nächsten Parkplatz, das schönste Stück Grillfleisch etc. Dennoch ich muss sagen, ich mag den allgemeinen Larper und den allgemeinen Pfadfinder. Ich denke, wenn jeder ein wenig über seine Taten nachdenkt und versucht sich ein wenig in den Nichtlarper hineinzuversetzen, dann klappts auch mit dem Platzwart! Dies ist nicht nur Sache der Orga, sondern geht wirklich jeden was an! Also auf auf, versuchts alle mal! Auf dass wir noch lange, an vielen Plätzen, diesem schönen Hobby nachgehen können.

Schlusswort eines langen Textes mit hoffentlich etwas Sinn! Dies war meine persönliche Sichtweise. Vielleicht ist so mancher verschrobene Platzwart nun ein bisschen besser zu verstehen ;). Dieser Text erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Allwissenheit, leichte Spuren von Ironie können enhalten sein, Fehler in der Zeichensetzung und Rechtschreibung wurden zur absichtlichen Verwirrung eingebaut.

--MoanaMeves, 01.02.2004


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