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ProfiLarper

Larpmeinung: ProfiLarper

Kann ein Larp (egal ob Veranstaltung, Stil, Charakterkonzept, Spieler o.ä.) besser sein, als ein anderes? Eigentlich nicht, oder? Es könnte nur besser FÜR eine bestimmte Person sein um ihre Freizeit zu verbringen, sich selbst zu verwirklichen, Spaß zu haben usw.

Das ist jetzt erst mal eine recht pauschale Aussage, die so im Raum steht. Ich würd mir nun gerne mal die Komponenten des Larps angucken, denn da ist es ja offenbar anders. Larp ist zum Teil Spiel, zum Teil Kunst und zum Teil Sport und hat gewisse ... nunja Teilaspekte.

Darstellung.
Eines der größten Diskussionsthemen überhaupt. Ich benutze es erst mal im Sinne von Darstellung durch Ausrüstung. Da gehen die meisten Diskussionen tatsächlich darüber, ob die Darstellung für ein gewisses Larp ausreichend ist ... oder eben nicht. Aber seltenst herrscht Uneinigkeit darüber welche Darstellung nun besser ist. Insofern kann man bei diesem Teilaspekt schon mal von besserem, oder schlechterem Larp sprechen.

Darstellung durch Schauspiel.
Oft bemängelt, dass es 1001 Ausrüstungstips, aber nur 3 Schauspieltips gibt, ist es hier schon ein wenig schwieriger, von gutem oder schlechten Schauspiel zu sprechen. Da fließt halt der Aspekt der Kunst mit ein. Trotzdem werden die weigsten eine moderne Aufführung bei den Salzburger Festspielen mit skadlös auf der Bühne urinierenden Menschen als schlechteres Theater bezeichnen, als eine Aachener Laienschauspieltruppe mit ihrer traditionellen Aufführung von Shakespears Sommernachtstraum. Man würde lediglich sagen es ist nicht meine Kunst, oder mir gefällts nicht so sehr, wie der Mittsommernachtstraum.

Darstellung durch Investition.
Eher einfach. Wenn man mehr investiert, wird die Darstellung besser. Sei es, wenn der Adlige Münzen unters Volk wirft, der Magier Pyro verballert oder der Heiler mit Kunstblut rumsaut. Wobei hier auch gilt Geld = Zeit = investierte Mühe. Statt Gimmiks zu kaufen, kann man Fähnchen, wie auf den Turniertagen basteln, Kunstblut selber ansetzen und mischen usw.

Immersion:<<BR>> Eher wieder schwierig. Es ist sowohl Kunst, als auch Darstellung und für jeden irgendwie anders. Das Ziel ist es in einen Charakter einzutauchen und da eine Aussage zu treffen, wie "Ich kann besser in meinen Charakter eintauchen als der da." ist eher schwierig, aber sicherlich unter gewissen Umständen möglich.

Sport:<<BR>> Nun, da wir im Larp ja nicht gegeneinander, sondern miteinander spielen ist der Sportaspekt nicht so klar abgegrenzt, aber vielleicht können wir ihn durch die Menge an Aktivität kategorisieren. Der Sportaspekt ist bei einem Manöver-/AbenteuerCon sicherlich besser, als bei einem Diplomatie-/FeierCon.

jetzt könnte man sicher noch weitere Teilaspekte einbringen, aber ich möchte an dieser Stelle mal mit der Aufzählung abbrechen.

Nun die Frage:<<BR>> Wenn ein Larper besser ist in seiner Ausrüstung, in seiner schauspielrischen Darstellung, mehr Zeit, Geld und Mühe investiert, eine tiefere und längere Immersion erreicht und körperlich aktiver ist, als ein anderer, kann man dann sagen er ist ein besserer Larper, als der andere?

Meine Antwort darauf ist ein klares Jain.
Er ist ein genauso besserer Larper, wie ein Bundesliga-Fußballspieler ein besserer Fußballer ist, als ein Hobbykicker aus der Regionalliga.

Weil Fußball ein Spiel ist, es Spaß machen soll und wir es hauptsächlich zum Spaß spielen, sagt man statt "besser" lieber "Profi". Im Sinne von Professionell, nicht im Sinne von Berufsathlet. Denn auch Football-, Volleyball-, Baseball-, Frauenfußball-, Spieler, so manche Leichtathleten und Schauspieler und Künstler, die nicht ihren Lebensunterhalt damit verdienen werden als Profis bezeichnet. Um sich im Larp klar zu machen, dass "seinen Lebensunterhalt damit verdienen" nicht gleich Professionell ist, reicht es sich den miesen Service von vielen Larp-Läden anzugucken. Profi oder Professionell sein ist eine komplexe Mischung, aus Anspruch, investierten Ressourcen (im Sinne von Zeit und Geld) usw.

Da es ziemlich Arrogant ist sich selbst als ProfiLarper zu bezeichnen wird es kaum jemand tun. Dennoch gibt es in der deutschen Larpszene viele(hunderte), die ich als solche bezeichnen würde und denen ich eine solche Arroganz als zurecht verdient zugestehe.

Warum ist nun ein Larper ein Profi und der andere nicht, bzw. wieso spielen zwei Larper in unterschiedlichen Liegen?
Tja da würd ich mal sagen sind die Gründe so zahlreich, wie die Gründe dafür, dass der eine in der Bundesliga und der andere in der Kreisliga spielt. Unterschiedliche Stellenwerte des Hobbies im Leben, unterschiedlich viel Zeitaufwand und sicher spielt auch eine gewisse natürliche Begabung eine Rolle. Selbst wenn ich in meinem Leben so viel Zeit und Energie in Fußball gesteckt hätte, wie Podolski, wäre ich heute sicherlich nicht in der Nationalmannschaft.
Auch eine Form von künstlerischen Anspruch, sportlichem (und anderweitigem) Ehrgeiz und die typisch deutsche Angewohnheit, alles, was Spaß macht besonders ernsthaft zu betreiben macht sicherlich einen großen Unterschied. Oder um mal wieder das Beispiel des Fußballspielers zu benutzen, es haben sicherlich viele Hobbykicker genausoviel Zeil mit Fußballspielen verbracht, wie Mitglieder unserer Nationalmannschaft. Doch während die Nationalspieler ihre Jugend mit Gewichten an den Füßen beim Konditionstraining am Schweineberg verbrachten, trafen sich die Hobbykicker mit ihren Freunden, einem Kasten Bier, Grill und Würstchen im Park, wo sie ein wenig gegen den Ball traten.

Trotzdem heißt das natürlich nicht, dass der Hobbykicker unzufriedener ist, als der liebe Podolski bzw. andersherum. Sie haben halt nur verschiedene Ansprüche und spielen eine verschiedene Art von Fußball genauso, wie wir eine verschiedene Art von Larp spielen.


LarpLiga

Aktive Baustelle 3.6.2010

Sobald es fertig ist setz ich den Text als Blog ins Ning. Da kann dann gerne diskutiert werden.

TobiasCronert


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