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Meinung/Spielstile/PnPundLARP

Übernahme von Rollenspiel-typischen Regelsystemen

(siehe auch: DasDunkleErbe)

Rollenspiel und Rollenspiel sind zwei letztlich getrennte Paar Schuhe (selbst ohne sexuelle Komponente oder die Diskussion über Regeln oder DKWD(D)K & Co.): das PnP geht davon aus, das man das, was man tut, lediglich beschreiben (und darauf würfeln) muß; LARP zieht es vor, das, was man tun möchte, auch zu tun; Regeln braucht es im Grunde wenige, denn letztlich dienen Regeln nur dazu, das, was man nicht selbst tun kann, zu simulieren.

Beim Pen & Paper treffen sich eine Handvoll Leute mit Bier, Cola, Chips, Würfeln und Charakterbogen am Wohnzimmertisch und alles, was sie erleben (sehen, fühlen, riechen, schmecken, hören & tun) spielt sich nur in ihren Köpfen ab; basierend auf der Beschreibung des Erzählers/Meisters, der eigenen Vorstellungskraft und den Möglichkeiten, welche die Kombination aus Regelsystem und Charakterwerten im Zusammenhang mit Würfel(miß)erfolgen ergibt.

Im LARP wird hingegen akzeptiert, das man bestimmte Dinge, die ein "Papierheld" relativ leicht macht, real tun muß: beliebtes Beispiel wäre der Krieger in Vollplatte und die Sache mit dem Berg... Dabei steht dennoch die Sicherheit (der Teilnehmer) im Vordergrund und jeder weiß, das bestimmte Dinge eben nicht ohne weiteres real durchgeführt werden können. Doch die genaue Natur, dieser Dinge, die eben nicht real dargestellt werden können, ist sehr umstritten.

Es wir generell akzeptiert, das ein Zwerg eher klein und dick/kräftig sein sollte, natürlich mit Bart und das Elfen/Elben/Alben gefälligst schlank und a bisserl graziel sein sollen, außerdem spitze Ohren haben. Und es wird akzeptiert, das ein LarpKampf real ausgefochten werden muß, meist durch das Argument unterstützt, LarpKampf sei ja einfach - eine Sache der Reflexe letztlich. Warum akzeptiert man dann nicht auch, das andere Dinge, die darstellbar sind, eben darzustellen sind? Ohne dabei auf irreale Werte zurückzugreifen? Wir brauchen gar nicht erst die Magie zu bemühen, um in Schwierigkeíten zu kommen: Schlösser und deren Öffnung ohne dazugehörigen Schlüssel.

Im Pen und Paper nutzt man das Dietrichset oder auch mal rohe Gewalt; im LARP gibt es unzählige verschiedene Variationen, doch die wenigsten davon setzen voraus, das man ein Vorhängeschloß (o.ä.) auch mit realen Mitteln "knackt". Stattdessen vergleicht man den Wert in "Schlöser öffnen" mit der Schloß(schwierigkeits)stufe oder zieht auf gut Glück Murmeln (und darf "Patzer" je nach Wert ignorieren)... (vgl. Schlösser Knacken) Meist mit der Begründung, ein Schloß zu knacken, sei ja schwierig und nicht jedem zuzumuten oder so... Dabei ist ein LarpKampf doch auch schwierig und bedarf einiges an Übung; zum einen, der Sicherheit willen -keine Kopf-/Genitalientreffer, Schläge abbremsen, aber auch: mit der Waffe ausholen, "richtig" (optisch) kämpfen und nicht nur mit den "Gummischwertern" herumfuchteln. Wesentlich mehr Übung bedarf es auch nicht, zu erlernen, wie man ein Vorhängeschloß ohne Schlüssel öffnet. Oder ein alchemistisches Gebräu zum "blubbern" bringt, etc.

Auch gibt es -gerade im VampireLive- viele, die darauf bestehen, das die PnP-Regeln 1:1 ins LARP übertragen werden. Das ist mMn schlecht, eigentlich sogar unmöglich, es zeigt aber auch eine falsche Haltung zum Setting: die Regeln bilden ja im Grunde nur das Gerüst, um bestimmte Dinge, die im Wohnzimmer eher unangebracht sind, "spielerisch" ebendort umzusetzen. Das eigentliche Setting aber, die Hintergrundwelt, wird nicht von den Regeln bestimmt (sondern umgekehrt). Ein Fall für das beliebte: Posing ist alles.

Während im PnP ein guter Wurf ausreicht -basierend auf irrealen Attributen & Fähigkeiten- erscheint es im LARP völlig albern, einen Schlag, der einen getroffen hat, mit einen "Dodge" (oder "Kämpferschutz") zu ignorieren; sinngemäß wäre das dasselbe, als würde man eben den Würfelwurf patzen und schulterzuckend einen re-roll machen, ohne die Auswirkungen des Treffers zu akzeptieren. Ebnso albern, wie ein kleiner, dürrer Hänfling, der jeden eigenen Schwertstreich mit einem "Ogerstärke" begleitet...

Im umgekehrten Fall nützt es i.d.R. dem Omnimagus ja auch nichts, eben ein wahrer Meister der Magie zu sein, wenn sein geworfener Feuerball eben nicht trifft. Obwohl ein solch erfahrener Weiser doch sicher so einen einfachen Zauber niemals verpatzen würde... Konsequenterweise müßte man also als Gegenstück zum Kämpferschutz den, hm, "erfahrener Krieger" einführen, welcher ersteren ignorieren kann, da der alte Kämpe ebnen weiß, wie sein Gegenüber wohl reagieren wird un die Stellen kennt, an denen es besonders wehtut.

Ich stelle mir das sehr (un)lustig vor:

  • Kämpfer 1: "Ogerstärkeheiligmagischvergiftet 2!"
  • Kämpfer 2: "Harhar - Kämpferschutz 1 - daneben!"
  • Kämpfer 2: "Oh, ich vergaß: erfahrener Kämpfer 1!"

  • Kämpfer 2: "Oh, äh...Kämpferschutz 2 und flink!"

  • usw.

Doller K(r)ampf...

Auch im PnP ist es mittlerweile üblich, die Stimmung durch Musik und optische Effekte (Beleuchtung) positiv zu beeinflußen. Diese Anstrengung kann und sollte man auch ins LARP übertragen: sprich: möglichst kein Du siehst, das..., wenn man die Beschreibung auch halbwegs real darstellen kann. Beispiel: Dämonenbeschwörung: Sch.. egal, wie schlecht das Kostüm und die Effekte sind, ist es doch tausendmal besser, als Ihr seht also, wie... (vgl. FantasieStattDarstellung & SpielOderAusstattung)

Fazit:

Der Grund, warum manche Roleplay mit Rollplay verwechseln, liegt auf der Hand: laut Standardaussage nahezu aller PnP-Regelwerke benötigt man die Würfel, um den Zufall zu simulieren und das Spiel an und in sich fair zu halten; damit nicht jedem immer alles gelingt und man auch mal ungewollt etwas falsch machen kann halt. Demenetsprechend braucht man im LARP keine Würfel, denn der Zufall und das es kann auch mal was ungewollt schiefgehen ergibt sich i.d.R. fast von selbst, schließßlich geht es ja darum, das, was man im PnP erzählt/beschreibt, nun selbst wirklich zu tun. Also ist es in den wenigsten Fällen überhaupt nötig, das Regelsystem des PnP ins LARP zu übertragen; Regeln an sich sind ja nur ein Hilfsmittel, wie eben gesehen: was zählt, ist das Setting an sich, der Hintergrund eben. Natürlich gibt es sehr spezialisierte Systeme, etwa VampireLive oder ShadowRun bzw. CyberPunk, bei denen Disziplinen oder Cyberwear irgendwie -ähnlich der Magie- regeltechnisch erfaßt und LARPtauglich eingebunden werden müssen. Dazu reicht es aber völlig, sich eben diese Sonderfälle herauszupicken, soweit sie eben nicht darstellbar sind. Wozu in beschränktem Maße natürlich auch die Magie steht: ein beeindruckend zelebriertes Ritual wird meist ohne jede Regeln auskommen, wenn die umstehenden SC/NSC/SL beeindruckt dastehen und mühsam den Applaus unterdrücken, während ein dahingeschludertes "Feuerball 3!" auf 20 Meter eher untergeht im Schlachtgetümmel, wenn nicht wenigstens ein Prop geflogen kommt (und trifft).

Einhard, 03.02.2008


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