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Meinung/Hintergrund/Authentisch Im LARP

LarpMeinung: Gewandung & das böse "A"

Das augenzwinkernde "böse A" meint hierbei natürlich authentisch, vielen aus dem Reenactment/LivingHistory bekannt; auch im LARP stößt man selbst abseits des ReenLARPment des öfteren auf diesen letztlich eher schwammigen Begriff. Schwammig deshalb, weil es doch recht unterschiedliche Auffasungen davon gibt, was genau "Authentisch" beschreibt; vereinfacht dargestellt kann man zwischen folgenden zwei Sichtweisen unterscheiden:

Die einen nehmen als solches nur wahr, was durch Funde oder entsprechned zeitlich zuzuordnende Darstellungen belegt ist, die anderen gehen darüberhinaus davon aus, das nicht alles, was es zeitnah gab auch (schon) gefunden wurde und man den "Erfindungsgeist" der Menschen nicht unterschätzen sollte. (vgl. ReenactmentErläuterung )

Zum Glück müssen wir uns nicht in dem Sinne auf das reine Reenactor-Authentisch einlassen, denn unsere LARP-Quellenlage ist doch breitgefächerter und deutlich besser belegt.

Denn es ist innerhalb unseres Hobbies egal, ob die Tunika/der Mantel/die Gugel nun einem Originalfund der irdischen Vergangenheit entspricht; ob sie aus Baumwolle, Leinen oder was auch immer gemacht ist und ob die Nähte mehr oder weniger ordentlich von Hand gemacht sind; wichtig - vgl. FantasieStattDarstellung - ist doch die Optik allgemeiner Natur, nicht die (vermeintliche) Authentizität. Gut, manche "Sünden" lassen sich vermeiden, z.B. der Pan(n)esamt; zumal man hier echten Samt mit etwas Suche kaum teurer bekommt.

(Und) Streng genommen geht doch die immer wieder mal bemühte "A"-Diskussion nahezu völlig am Thema vorbei, denn - was bitte bedeutet Authenzität bezogen auf's LARP?

Bei StarTrek ist es noch recht einfach: alles, was in mittlerweile 6 Serien, 10 Filmen und evtl. versch. (Sach)Büchern vorgestellt wurde.

Im Falle z.B. des WesternLarp ist es schon etwas schwieriger: da sind sowohl klassische Westernfilme (High Noon, Rio Bravo, Die glorreichen 7, etc.), die modernen (Silverado, Der mit dem Wolf tanzt, u.ä.), der "Italo-Western" (Spiel mir das Lied vom Tod, Dollar-Trillogie, Django), wie auch der "echte" Wilde Westen klares Vorbild und im Rahmen des LARP ist eines so "echt" und passend, wie das andere.

Dasselbe gilt für den weiten Bereich des Fantasy-LARP. Man kann sich problemlos z.B. an der Darstellung eines Ritters aus Barbarossas Kreuzugsheer orientieren oder sich die deutschen Landsknechte als Vorbild nehmen; ebenso authentisch wäre aber auch ein Conan, der Barbar, Variationen des HdR; kurz - jede mehr als nur ganz wenigen bekannte Quelle, sei es Buch, Film, Comic, Serie, Videospiel. All das läßt sich ein- und zusammenfügen, ohne letztlich den Gesamteindruck zu stören; LARP ist letztlich "bunt" und es gibt objektiv betrachtet nur wenige Orgas, die nur ein bestimmtes "Zeitfenster" zulassen; dies trifft am ehesten noch das sog. ReenLARPment, aber das ist ja eigentlich schon eine eigene Unterkategorie innerhalb des LARP und deswegen für die generelle Betrachtung nicht wirklich von Belang.

"Authentizität" schützt auch nicht vor Fehldeutungen, denn LARP lebt von Phantasie und da es keinen wirklichen gemeinsamen Hintergrund gibt, mag es durchaus sein, das ein Spieler sich z.B. in seiner ritterlichen Darstellung im Sinne der Aufmachung an der Zeit des ersten Kreuzzuges orientiert, dennoch von anderen Mitspielern eher als Söldner wahrgenommen wird, weil er eben keine Platte trägt.

Natürlich gibt es keinen Grund, sich nicht um "realistische" Authentizität zu bemühen - vgl. WarumHistorisch - da man hier aus einem reichen Schatz an praktisch erprobtem zurückgreifen kann; auch gegen eine sinnvolle - für die eigene Darstellung bzw. das selbstgewählte Konzept - Kombination ist nichts einzuwenden.

Alles was zählt: das Auge ißt sozusagen mit und als erstes wird man i.d.R. einen optischen Eindruck gewinnen, welcher dem Betrachter die wichtigsten Grundinformationen (und ab und an auch mehr) über den Charakter vermittelt. Ist der nicht eindeutig, besteht natürlich immer noch die Möglichkeit, sich diesen rollenspielerisch zu verschaffen; es bleibt dabei jedem selbst überlassen, ob er sich diese Zeit und Spielmöglichkeit nehmen will oder nicht. Solange aber zumindest eine "MinimalGewandung" allgemein vorherrscht, wird man nicht zu sehr an die Realität erinnert und kann beginnen, das Spiel zu genießen. Ob die Gewandung nun "authentisch" im Reenactment-Sinne ist oder nicht.

Einhard, 02.02.2008


Siehe auch ErkennbareGewandung, WarumHistorisch, FantasieStattDarstellung, LarpKlischees, FantasyRealismus


Siehe auch: Diskussion


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