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PolsterDiechlinge

= Anleitung zum Bau von Polsterdiechlingen ==

I. Was ist das?

Achtung: Der unter Punkt I stehende Text bezieht sich auf Diechlinge im Allgemeinen. Die darauffolgende Bauanleitung erhebt keinen Anspruch auf historische Belegbarkeit!

  • Polsterdiechlinge waren ein Teil der Trutzbewaffnung, also der Rüstung, des Hoch- und frühen Spätmittelalters und wurden gerade im deutschsparchigen Raum noch bis ins 14. Jahrhundert hinein getragen. Sie bestanden aus gesteppten oder gestopften Stofflagen, ähnlich einem Gambeson. Der Diechling wurde am Oberschenkel getragen und am Leibgurt mit Hilfe von Schnallen oder Nesteln befestigt.Über dem Knie war oft eine Scheibe aus gehärtetem Leder, Horn oder Stahl angebracht, getragen wurde er üblicherweise über den Kettenbeinlingen.

II. Was brauchen wir?

  • Stoff - ich empfehle, stabiles Leinen oder Baumwoll/Leinen-Gemisch zu nehmen, da es besser aussieht und die besseren Materialeigenschaften aufweist als andere Stoffe, vor allem synthetische.Die Menge muss man hier leider selbst errechnen. Der Stoff sollte vom Schritt bist über das Knie reichen. Man achte darauf, daß er einmal um die dickste Stelle des Oberschenkels reicht und nehme dann noch etwa einen halben Meter dazu. Der Diechling wird später durch das Stopfen an Dicke gewinnen und an Länge verlieren, besser man hat dann zuviel Stoff als zu wenig.

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(Ja, das ist Stoff. Einige mögen ihm noch nie in dieser Form begegnet sein, aber glaubt mir)

  • Stabiles Garn - da muß ich wohl nichts zu sagen
  • Füllmaterial - auch hier empfehle ich Naturstoffe und rate dringend von dieser widerlichen Plastikewatte ab, die man oft in Gambesons findet. Im Prinzip ist man hier kaum eingeschränkt, man Kann Menschen- und Tierhaare, Stoffreste, Naturfasern wie Hanf oder Sisal, oder Jutesäcke nehmen, oder auch alles zusammen.
  • Einen Stock - dieser sollte etwas länger als der jeweilige Oberschenkel sein und einen Durchmesser von höchstens zwei Zentimetern haben.
  • Eine Nähmaschine - natürlich kann man auch alles von Hand nähen, aber mit der Maschine geht es schneller.

III. Was tun wir dann?

  • Nachdem man den Stoff zugeschnitten hat, muß man den Verlauf der späteren Nähte anzeichnen. An meinen Diechlingen haben die Nähte einen abstand von 4,5 cm. Viel weiter sollte man die Abstände nicht wählen, da die Schläuche sonst nach dem Stopfen zu dick werden. Die senkrechten Nähte zeichnet man am besten auf der zukünftigen Innenseite mit einem Bleistift an.
  • Anschließend näht man die Ränder um, so daß der Stoff lediglich noch an einer der längeren Seiten offen ist. Dabei werden die beiden äußeren Schläuche an Breite verlieren, das macht aber nichts, da man diese sowieso nicht stopfen wird, sondern vernähen.Jetzt müsste man also zwei Lagen, an mehreren Stellen vernähten Stoff haben, welcher voneinander getrennte Kammern hat.

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(So müsste das dann aussehen)

  • Der wohl lustigste Teil ist das Stopfen. Hierzu nehme man das Füllmaterial, friemele es in mühevollster Kleinarbeit in die Schlauchöffnungen und stopfe dies dann mit dem Stock so fest wie es die Konstruktion eben erlaubt. Das tut man dann so lange, bis der Schlauch bis etwa drei Zentimeter unter den Rand fest gefüllt ist. Dann vernähe man die Öffnung. Am Besten nimmt man den mittleren Schlauch zuerst und arbeitet sich dann abwechselnd nach Außen vor. Das hat den Vorteil, daß man öfter mal Probieren kann, wann die Benötigte Menge an vollen Schläuchen erreicht ist.
    • Subjektive Meinung, nicht geeignet unter 18 Jahren: Hierzu empfehle ich, sich mehrere John Wayne Western anzusehen und dabei das ein oder andere Weizen zu trinken. Da stopft es sich gleich zweimal so gut.

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(Die unterschiedlichen Färbungen rühren von unterschiedlich gefärbtem Füllmaterial her, man sieht sie jedoch nur wegen dem Blitzlicht so stark.)

  • Danach bringe man an den oberen drei Zentimetern Rand einen festen Saum an, an welchem man später die Schnallen oder Nesteln befestigen kann. Wenn man damit fertig ist, vernähe man beide Enden stabil, so daß man nun einen Schlauch hat in den man von oben hereinsteigen kann, wie in ein Hosenbein eben.

http://www.larpforum.com/gallery/albums/userpics/10564/normal_Diechling_5.jpg http://www.larpforum.com/gallery/albums/userpics/10564/normal_Diechling_Final.jpg

  • Zuletzt kann man noch eine Kniekachel anbringen, diese kann aus Horn, gehärtetem Leder oder aus Stahl sein und kann angenäht werden. Die Kniekacheln die man auf diesem Bild sehen kann, sind von Björn Kluge (Die Plattnerey). Ich habe sie dann nachträglich lackiert.
  • === Alternative: === Man kann die Diechlinge auch so anlegen, daß man die Schläuche schon über dem Knie enden lässt und das Stück welches das Knie bedeckt lediglich mit dickem Stoff absteppt. Dann könnte es sein, daß sich die Kniekachel leichter anbringen lässt.

IV. Ende

  • Nun muß man die Diechlinge nur noch an seinem Leibgurt befestigen und schon ist man bereit.

Ich wünsche viel Erfolg beim basteln und tragen!

--StefanBauer, am 30.12.2005

  • Bei Ikea gibt es gesteppte Sitzkissen für 0,99� pro Stück. Die haben zwar ein Karo- und kein Längsmuster, eignen sich aber mit wenigen Änderungen für fast alle Körperpartien, u.a. als Arm- und Beinschienen, Schulterschutz etc.

--Thalion

  • Das mag ja sein, aber gesteppte Sitzkissen mit Synthetikschrott drin sind qualitativ einfach nicht mit selstgebastelten Diechlingen zu vergleichen. Abgesehen davon sind Kissen normalerweise weich, während gute Diechlinge (immerhin Rüstung!) eher hart (besser steinhart) sein sollten. Desweiteren zählt m.M.n. bei so etwas mehr der Spaß am Basteln als ein schnelles und billiges Ergebnis! -- SebastianMörz


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